In der Uni-Klinik Mainz sterben zwei Babys, weil eine Infusion mit Bakterien verunreinigt war. Fünf Frühchen noch in kritischem Zustand.

Mainz. Der Tod tropfte aus der Infusionsflasche, die eigentlich Leben retten sollte: Zwei schwer kranke Säuglinge sind am Sonnabend auf der Intensivstation der Mainzer Universitätsklinik gestorben, nachdem sie dort eine mit Enterobacter-Darmbakterien verschmutzte Flüssignahrung erhalten hatten. Die Ärzte bangten um das Leben von zwei weiteren kleinen Patienten, deren Zustand "sehr kritisch" sei.

"Dort befürchten wir Schlimmes", sagte der Oberarzt der Kinder-Intensivstation, Ralf-Gunter Huth, am Sonntagabend in der Klinik. Drei andere Kinder, die die verunreinigte Infusionslösung auch erhalten hatten, waren am Sonntag ebenfalls noch in einem "kritischen" Zustand. Es waren die Allerschwächsten, die Opfer des Enterobacter-Bakteriums wurden.

Die beiden Säuglinge, die starben, hatten sich wegen Herzfehlern auf der Intensivstation befunden. Das zwei Monate alte Baby war ein Frühchen - und das andere auch gerade einmal acht Monate alt. Insgesamt waren elf kleine Patienten mit der verschmutzten Nährlösung versorgt worden.

In der Universitätsmedizin, wo 6500 Menschen arbeiten und 3500 junge Leute studieren, löste die Nachricht von der Katastrophe auf der Intensivstation fieberhafte Aktivitäten aus. Huth sagte, noch sei nicht geklärt, wie das Bakterium in die Nährlösung gelangte. Es sei jedoch unwahrscheinlich, dass dies bei den Herstellern der einzelnen Komponenten für die Infusionen geschehen sei. Voraussichtlich sei das Bakterium - allen Sicherheitsvorschriften zum Trotz - beim Zusammenmischen zu "patientenindividuellen" Infusionen hineingeraten.

Die Infusionen kamen aus der hauseigenen Apotheke der Klinik. Dort wurden sie - wie immer - gesondert für jedes Kind hergestellt. Die "Verkeimung" dieser Infusionen sei bei der täglichen Überwachung der Produkte durch das Institut für Mikrobiologie und Hygiene festgestellt worden. "Mit Hochdruck" werde "innerhalb der gesamten Herstellungskette" der Infusionen nach der Ursache gesucht, hieß es.

Die zuständigen Behörden seien "unverzüglich informiert und eingebunden worden", sagte der Vorstandsvorsitzende der Universitätsmedizin Mainz, Professor Norbert Pfeiffer. Auch die Staatsanwaltschaft nahm die Ermittlungen auf . Mit den Untersuchungen wurde vorsorglich die Gerichtsmedizin in Frankfurt beauftragt, teilte die Mainzer Staatsanwaltschaft mit. Damit solle von vornherein dem Vorwurf begegnet werden, die Mainzer Gerichtsmedizin sei nicht neutral genug. Kinder, die "anderweitig portionierte Medikamente erhalten haben", seien nicht erkrankt, teilte das Klinikum mit. Die Nutzung der verdächtigen Lösungen sei sofort gestoppt, die aktuell verwendeten Infusionen durch Präparate anderer Hersteller ausgetauscht worden.

"Unser tiefes Mitgefühl gilt den Eltern und Angehörigen der verstorbenen Kinder", teilte Pfeiffer mit. Die rheinland-pfälzische Wissenschaftsministerin Doris Ahnen (SPD), die auch Aufsichtsratsvorsitzende der Universitätsmedizin ist, reagierte "mit großer Bestürzung und tiefer Betroffenheit" auf die Todesfälle. Sie versprach eine lückenlose Aufklärung der "tragischen Ereignisse". Die Universitätsmedizin Mainz war erst im Januar 2009 durch den Zusammenschluss des Universitätsklinikums und des Fachbereichs Medizin der Johannes-Gutenberg-Universität entstanden.