Ein 15-Jähriger ist in Rathenow beim Graffiti-Sprayen von einem ICE erfasst und getötet worden. Ein Gleichaltriger wurde schwer verletzt.
Rathenow/Berlin. Ein 15-Jähriger ist am Freitag in Rathenow (Havelland) beim Graffiti-Sprayen von einem ICE-Zug erfasst und getötet worden. Sein gleichaltriger Freund wurde schwer verletzt, teilte die Polizei mit. Ob er in Lebensgefahr schwebt, war zunächst unklar. Die Sprayer hatten sich morgens mit ihren Farbdosen an einem Güterzug zu schaffen gemacht, als der ICE heranraste. Die Hochgeschwindigkeitsstrecke wurde komplett gesperrt und der Fernverkehr über Magdeburg sowie über Stendal und Wittenberge umgeleitet. Kurz vor 12.00 Uhr wurde sie nach Angaben der Bahn wieder freigegeben.
Laut Polizei kommen die beiden Jugendlichen aus Rathenow. Die Menschen in der rund 25 000-Einwohner-Stadt an der Havel reagierten geschockt. Kleingärtner in der Nähe des Unglücksortes hatten die Jugendlichen am Abend zuvor beim Campen in der Nähe der Gleise beobachtet.
Die Bundespolizei nahm Ermittlungen zur Ursache des Unglücks auf, das sich in Höhe der Havelbrücke ereignete. Der ICE 375 war aus Berlin nach Interlaken in der Schweiz unterwegs. In Rathenow hatte er kurz betriebsbedingt gestoppt. Zum Zeitpunkt des Unglücks hatte er nach Schätzungen der Bahn wieder eine Geschwindigkeit von etwa 120 Stundenkilometer erreicht. Der Lokführer habe nach bisherigen Erkenntnissen noch gebremst, schilderte ein Sprecher. Der Fahrer hätte nach dem Unglück - wie bei derartigen Vorfällen üblich - den Dienst beendet und werde psychologisch betreut.
Die Fahrgäste des ICE mussten in Busse umsteigen, die sie nach Hannover bringen sollten. Für die Reisenden anderer Züge kam es zu Verspätungen von mindestens einer Stunde. Im Nahverkehr zwischen Stendal und Rathenow setzte die Bahn ebenfalls Busse ein. Nachdem die Strecke von der Polizei gegen 11.30 Uhr wieder freigegeben hatte, bemühte sich die Bahn um eine schnell Rückkehr zum normalen Ablauf. Um 11.48 Uhr nahm sie nach eigenen Angaben den Betrieb wieder auf.