Der “Titanic“- und “Avatar“-Regisseur erreichte als erster Mensch alleine den Marianengraben, den tiefsten Punkt der Weltmeere.
New York. Das hat noch niemand vor ihm geschafft: Star-Regisseur James Cameron ist in einem Ein-Mann-U-Boot an den tiefsten Punkt der Weltmeere getaucht. Nach erfolgreicher Mission kehrte der 57-Jährige am Montag (Ortszeit) vom Grund des Marianengrabens im Westpazifik an die Oberfläche zurück. Das Challengertief liegt nach Angaben der Forschungsgesellschaft National Geographic Society rund 500 Kilometer südwestlich der Insel Guam.
Dort sammelte Cameron elf Kilometer unter dem Meeresspiegel stundenlang Daten und Proben. Gleichzeitig filmte er mit 3D-Kameras die Tiefseewelt, die dem Menschen, wie er sagt, fremder ist als die Mondoberfläche. Der Oscar-Preisträger ist einer der berühmtesten Filmemachern Hollywoods, der mit „Avatar“ und „Titanic“ zwei der kommerziell erfolgreichsten Produktionen geschaffen hat.
Mit seinem U-Boot, der „Deepsea Challenger“, brauchte Cameron 2 Stunden und 36 Minuten, um auf 10 898 Meter hinabzutauchen. Zurück ans Tageslicht kehrte der Kanadier überraschend schnell in nur 70 Minuten. Zuvor tweetete er laut CNN vom erreichten Ziel: „Bin gerade am tiefsten Punkt des Meeres angekommen“, und weiter, „es war noch nie besser, auf Grund aufzulaufen“.
Vor Cameron waren 1960 nur der Schweizer Tiefseeforscher Jacques Piccard und der Amerikaner Don Walsh zu zweit bis auf knapp elf Kilometer in den Marianengraben abgetaucht. Seitdem wurden nur unbemannte U-Boote in das Wagnis Challengertief geschickt. „Es war ein großer Moment, ihn im Club willkommen zu heißen“, sagte Walsh laut National Geographic, als er telefonisch vom Erfolg der Tauchfahrt des „Titanic“-Regisseurs unterrichtet wurde. In den Club gebe es nur drei Mitglieder - und Piccard sei bereits tot. „Nun sind es nur noch Jim (James Cameron) und ich“, sagte Walsh.
Camerons sieben Meter langes „Deepsea Challenger“ ist mit einem Sediment-Sammler, einem Roboter-Greifarm, einer „Saugpistole“ zum Einsammeln von kleinen Tiefseebewohnern sowie mit diversen Sensoren etwa zur Messung von Temperatur, Salzgehalt und Wasserdruck ausgestattet. Der weltberühmte Filmemacher und studierte Physiker war von 170 000 Tonnen Wasserdruck umgeben und von tiefschwarzem Dunkel umgeben.
„Die Tiefseegräben sind die letzte unerforschte Grenze unseres Planeten“, hatte er vor seiner Tauchfahrt erklärt. „Sie bieten Wissenschaftlern ein Forschungsfeld für 100 Jahre.“ Der Kanadier wusste auch, dass sein Abenteuer nicht ungefährlich ist: „Ja, natürlich mache ich mir Sorgen“, sagt er, schließlich wisse niemand, was da unten passiere. „Aber Angst ist eine gute Sache, wenn man ein Forscher ist“.
Nach seinem Auftauchen wurde der 57-Jährige von einem Arzt auf gesundheitliche Folgen seines Rekordtiefgangs untersucht. Das Ergebnis lag zunächst noch nicht vor. Laut National Geographic plant der ebenso unerschrockene wie kreative Kanadier, noch mehrmals in den Marianengraben abzusteigen. Biologen gehen davon aus, dass es noch etwa 750.000 bisher unbekannte Arten in der Tiefe des Meeres gibt. Sie könnten auch Auskunft darüber geben, wie Lebewesen unter dem enormen Druck und in totaler Finsternis existieren können.
Der 57-jährige Cameron gilt als Tiefseefan und war schon Dutzende Male einige tausend Meter tief getaucht. Er hatte auch das Wrack der „Bismarck“ im Nordatlantik besucht und eine Dokumentation über das im Zweiten Weltkrieg von der britischen Royal Navy versenkte deutsche Schlachtschiff gedreht.