Der Schwiegersohn von König Juan Carlos wird bis in die Nacht von einem Ermittlungsrichter zu seiner Rolle in einem Betrugsskandal vernommen.
Madrid. Die Finanzaffäre um Iñaki Urdangarín, den Schwiegersohn von König Juan Carlos, wirft weiter Schatten auf das spanische Königshaus. Bei seiner Vernehmung durch einen Ermittlungsrichter in Palma de Mallorca hatte der Ehemann der Königstochter Cristina seine Unschuld nachweisen wollen. Aber nach Ansicht zahlreicher Medien ist ihm das nicht gelungen.
„Urdangarín ging aus dem Gericht schuldiger heraus, als er hineingegangen war“, kommentierte die Zeitung „Diario de Mallorca“ am Montag. In einer Umfrage des Konkurrenzblatts „Ultima Hora“ meinten mehr als 86 Prozent der Interviewten, der frühere Handballstar habe sein Image nicht aufbessern können.
Der 44-jährige Herzog von Palma ist in der Geschichte der spanischen Monarchie der erste Angehörige des Königshauses, der in einem Finanzskandal als Beschuldigter vor Gericht erscheinen musste. Er wurde mehr als 22 Stunden vom Ermittlungsrichter José Castro vernommen. Zusammen mit seinem Anwalt Mario Pascual Vives verließ er am Montagmorgen kurz nach 4.00 Uhr das Gerichtsgebäude. Das Verhör war eines der längsten in der spanischen Rechtsgeschichte.
Der Anwalt äußerte sich bei Verlassen des Gerichts optimistisch. Er gehe davon aus, dass Urdangarín den Richter von seiner Unschuld überzeugt habe. „Es wurde klar, dass die Infantin Cristina mit der Sache nichts zu tun hatte“, betonte der Anwalt. Die Königstochter war Teilhaberin einer der Firmen, die Urdangarín dazu benutzt haben soll, Steuergelder auf private Konten abzuzweigen.
Weite Teile der spanischen Presse zeichneten ein anderes Bild. Urdangarín habe bei seinem Verhör viele Fragen nur ausweichend beantwortet, berichteten die Zeitungen. Zudem habe er zu mehreren Vorwürfen gesagt, sich nicht erinnern zu können. Dies habe sogar den Ermittlungsrichter aus der Reserve gelockt. „Bei solchen Äußerungen wären Sie besser gar nicht erst gekommen“, herrschte der Richter nach Medienberichten den königlichen Schwiegersohn an. Castro soll diesen Informationen zufolge auch damit gedroht haben, die Königstochter Cristina zu einer Vernehmung vorzuladen.
Der für seine Unerschrockenheit und Hartnäckigkeit bekannte Jurist muss in den nächsten Tagen entscheiden, ob er die Vorwürfe gegen Urdangarín aufrechterhält und möglicherweise die Hinterlegung einer Kaution verlangt. Der Ex-Handballer bewies bei der Vernehmung Durchhaltevermögen. Er hatte an drei Olympischen Spielen teilgenommen und 154-mal fürs spanische Nationalteam gespielt.
Urdangarín steht im Verdacht, als Chef der gemeinnützigen Stiftung Nóos staatliche Fördergelder kassiert und einen Teil davon auf private Konten abgezweigt sowie in Steuerparadiese ins Ausland geschafft zu haben. Der 44-Jährige schob die Verantwortung für die angeblich krummen Geschäfte seinem damaligen Partner Diego Torres zu.
„Die Sache sieht nicht gut aus für den Herzog“, schrieb die Madrider Zeitung „El Mundo“. „Seine Ausflüchte bedeuteten eine Beleidigung der menschlichen Intelligenz.“ Das Blatt „Diario de Mallorca“, das maßgeblich zur Enthüllung der Affäre beigetragen hatte, ging mit dem königlichen Schwiegersohn ähnlich hart ins Gericht: „Der Prinz erwies sich als ein Frosch“, witzelte die Zeitung. „Urdangarín versuchte gar nicht erst, sich zu verteidigen. Stattdessen konzentrierte er sich darauf, die Wunden zu bedecken, die sein Verhalten der Monarchie zugefügt hatte.“