Organisatoren der Rosenmontagszüge in Köln und Mainz reagieren auf den Rücktritt. Büttenredner feilen mit Hochdruck an aktuellen Reimen und Witzen.
Köln/Mainz. Nach dem Rücktritt des Bundespräsidenten bauen die Karnevalisten in Köln und Mainz ihre Motivwagen zur Affäre um Christian Wulff für den Rosenmontag um. "Den Etappenhasen Wulff wird es nicht geben", sagte der Leiter des Kölner Rosenmontagszugs, Christoph Kuckelkorn, am Freitag. "Wir haben uns schon nach den ersten Meldungen zu den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen Wulff zu diesem Schritt entschieden." Zurzeit gebe es drei bis vier Ideen, wie das Motiv aussehen soll. "Wir sind gerade in einer kreativen Phase."
Der Abriss des am Mittwoch vorgestellten Wulff-Wagens werde noch am Freitag "zelebriert", sagte Kuckelkorn. Über die Umbaupläne wollen die Kölner Jecken am Freitagnachmittag informieren. "Wir erklären, was wir ändern und wie wir den Wagen umbauen", sagte die Sprecherin des Festkomitees Kölner Karneval, Sigrid Krebs.
Auch die Mainzer Narren reagieren auf den Rücktritt des Staatsoberhaupts. Wie der Wagen aussehen werde, solle aber ein Geheimnis bleiben, sagte der Leiter des Rosenmontagszugs, Kay-Uwe Schreiber. "Das wird die Überraschung des Rosenmontagszugs". Darum werde der Wagen wohl auch bei der traditionellen Motivwagen-Parade am Sonntag in Mainz fehlen. „Wir wollen doch die Spannung hochhalten“, sagte er.
+++ 598 Tage Bundespräsident +++
Schreiber erzählte, weil die Mainzer Narren Angst hatten, der Präsident werde bis Rosenmontag nicht durchhalten, hätten sie vor einigen Wochen eine Email ans Bundespräsidialamt geschrieben: Rücktritt bitte nicht vor dem 22. Februar.
Der bisherige Wulff-Motivwagen war bereits Anfang dieser Woche vorgestellt worden. Er zeigt Wulff noch als lädierten Boxer, mit blauem Veilchen angeschlagen in den Seilen hängend, aber noch nicht k.o. Allerdings ist die Pappmaché-Figur so konzipiert worden, dass sie ohne großen Aufwand flach auf den Rücken gelegt werden kann, wie Wagenbauer-Chef Dieter Wenger bei der offiziellen Vorstellung erläutert hatte. Anders als in Köln, wo die Karnevalisten ihren bisherigen Wulff-Wagen am Freitag feierlich abreißen und bis Montag rasch ein neuen bauen wollen.
+++ Wulff ist raus aus diesem ehrenwerten Haus +++
Der Bundespräsidenten-Rücktritt hielt auch die Macher der am Freitagabend stattfindenden Fastnachts-Fernseh-Sitzung „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“ ordentlich auf Trab. „Mein Kugelschreiber glüht schon“, sagte der als „Bote vom Bundestag“ bekannte Büttenredner Jürgen Dietz. Schon am Morgen, als sich der Rücktritt in der Medienberichterstattung mehr und mehr abzeichnete, habe er damit begonnen, sein Manuskript zu überarbeiten. „Bei Wulffs Rücktrittsrede habe ich genau hingehört, um heute Abend ganz aktuell Spitzen setzen zu können“, fügte der Büttenredner hinzu.
Seine Rede überarbeiten musste auch der Sitzungspräsident der Live-Fernsehsitzung, Hans Peter Betz. Denn als Guddi Guttenberg in der Bütt habe auch er schon Wulff-Witze vorbereitet gehabt. „Auf alle Fälle bleibt Wulff ein Thema in der Bütt.“