500 Tage nach dem Start ist der Titel der jüngsten Weltumseglerin für Laura Dekker greifbar nahe. Die 16-jährige segelt gerade auf dem Atlantik nach Norden.
Berlin. Die junge Solo-Seglerin Laura Dekker stöhnt unter der Hitze, klagt über Schlafmangel und schwärmt vom Sternenhimmel über dem Atlantik. 500 Tage nach dem Start ihrer einsamen Reise hat die 16-Jährige den Endspurt zum Titel der jüngsten Weltumseglerin begonnen. Im August 2010 hatte die Niederländerin mit ihrem Boot „Guppy“ in Gibraltar zu der Rekordfahrt abgelegt, nun ist sie wieder in tropischen Gewässern.
„Tagsüber gleicht „Guppy“ mehr und mehr einem Ofen“, erzählt die 16-Jährige im jüngsten Beitrag ihres Internet-Tagebuchs, „deshalb schlafe ich tagsüber und bin nachts wach, was eine hübsche Abwechslung ist mit der schönen mondbeschienenen See und den tausenden Sternen, nach denen man schauen kann.“
Schon zu Neujahr, das Laura mit Musik an Bord feierte, schwärmte die Solo-Seglerin vom nächtlichen Himmel. Mond und Sterne seien ein guter Ersatz für ein Feuerwerk gewesen, keine künstliche Beleuchtung störte. „Auf See gibt es keine Lichtverschmutzung, weshalb der Sternenhimmel sehr schön ist“, heißt es in ihrem Blog.
Vor der Küste Afrikas erfrischte sich die Weltumseglerin bei tropischen Temperaturen mit Atlantik-Wasser. „Es wird von Tag zu Tag wärmer, und ich habe heute mehrere Eimer Wasser über mich geschüttet, um abzukühlen“, schrieb die 16-Jährige zum Jahresbeginn. Die Niederländerin, die als jüngste Weltumseglerin in die Geschichte eingehen will, steuert im Atlantik nach Norden. Ihr Ziel will sie planmäßig Ende Januar erreichen.
Das würde dicke reichen, um den bisherigen Rekord der Australierin Jessica Watson zu übertrumpfen. Die hatte ihre Solo-Weltumseglung drei Tage vor ihrem 17. Geburtstag am 15. Mai 2010 in Sydney abgeschlossen. Die Niederländerin Dekker feiert ihren 17. Geburtstag erst am 20. September 2012. Schafft sie die letzten Seemeilen ihrer Reise wie geplant, wäre sie die Jüngste, die jemals allein einen solchen Törn gewagt und geschafft hat.
Vorausgegangen war der Fahrt ein Rechtsstreit, weil der niederländische Jugendschutz Lauras Reise verhindern wollte. Ihr Vater und die von ihm geschiedene deutsche Mutter Babs Müller, die anfangs gegen den Rekordversuch gewesen war, unterstützten die damals 14-Jährige aber ebenso wie die Großeltern. Laura floh sogar vor dem Jugendamt in die Karibik, um sich ein Boot zu besorgen, wurde aber geschnappt und nach Holland zurückgebracht.
Schließlich stach das „Segelmädchen mit Meersalz im Blut“, wie niederländische Medien Laura nennen, doch in See. Das Element ist ihr vertraut: Sie wurde während einer Segelweltreise der Eltern auf einem Boot in Neuseeland geboren. Nun steuert sie ihren 11,5 Meter langen Zweimaster „Guppy“ über das Meer - mit den Schulbüchern in der Kajüte, wie sie versichert: „Wenn ich einen ruhigen Segeltag habe und nachts genügend schlafen konnte, greife ich mir ein Buch.“
Die ersten Stunden des neuen Jahres habe sie allerdings nicht schlafen können, weil der Wind nachgelassen habe und ihr Segelboot enorm ins Rollen gekommen sei. Als der Wind später auffrischte, sei sie schließlich eingeschlafen und habe fast den ganzen Neujahrstag in der Koje gelegen. Zuletzt hatte die 16-jährige Einhandseglerin gut 15 Knoten Rückenwind, „weshalb das Rollen noch nicht aufgehört hat“.