Neuer Tiefpunkt im Streit um Milliarden im Hause Bettencourt: Die 87-jährige L'Oréal-Erbin wurde heimlich von ihrem Butler abgehört.
Nanterre. Der Streit zwischen Liliane Bettencourt, einer der reichsten Frauen der Welt, und ihrer Tochter Françoise hat einen neuen Tiefpunkt erreicht: Die Tochter der L'Oréal-Erbin will anhand heimlicher Tonaufzeichnungen belegen, dass ihre 87-jährige Mutter nicht mehr im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte ist. Die Lage sei „nicht länger hinnehmbar“, sagte Staranwalt Olivier Metzner, der die Tochter vertritt, am Mittwoch in Paris. Françoise Bettencourt-Meyers hat einen Freund ihrer Mutter verklagt, der der alten Dame eine Milliarde Euro in Form von Gemälden, Lebensversicherungen und Schecks aus der Tasche gezogen haben soll. Das Verfahren gegen den Schriftsteller und Fotografen beginnt am 1. Juli in Nanterre bei Paris.
Der ehemalige Butler von Liliane Bettencourt habe Gespräche in ihrer Villa mit dem Diktiergerät aufgenommen und sie der Tochter der Milliardärin zugespielt, sagte Metzner. Seine Mandantin habe die Tonaufnahmen unverzüglich an die Polizei übergeben. Aus den Aufnahmen gehe hervor, dass Liliane Bettencourt keineswegs in guter Verfassung sei, wie seit Monaten behauptet werde, sagte Metzner. Vielmehr sei die Mutter seiner Mandantin „unter dem Einfluss ihrer Vertrauten, ihrer Berater“. Die Staatsanwaltschaft Nanterre teilte mit, dass sie wegen der heimlichen Aufnahmen erste Ermittlungen wegen Verletzung der Privatsphäre aufgenommen habe. Rechtsanwalt Metzner betonte, seine Mandantin habe die Aufnahmen keineswegs in Auftrag gegeben. Der Angestellte der Mutter sei von den Verhältnissen „angewidert“ gewesen und habe vor der Kündigung „einige Vorkehrungen“ getroffen. Der französische Internetdienst Mediapart berichtete, aus den heimlichen Aufzeichnungen gehe nicht nur hervor, dass Liliane Bettencourt Gedächtnislücken habe. Es sei in ihrer Villa auch die Rede von Finanzschiebereien gewesen, um am Finanzamt vorbeizukommen sowie von einem Einfluss des französischen Präsidialbüros auf das anstehende Verfahren.
Liliane Bettencourts Vermögensverwalter, Patrice de Maistre, habe sich mit dem ehemaligen Rechtsberater von Staatschef Nicolas Sarkozy über den Fall unterhalten, berichtete Mediapart unter Berufung auf eine Aufnahme vom April. Darin habe de Maistre gesagt, Sarkozys früherer Berater habe ihm versichert, dass der Präsident den Fall immer noch „sehr genau“ verfolge. „In erster Instanz können wir weiter nichts tun, aber im Berufungsverfahren, falls Sie verlieren, kennen wir den Staatsanwalt sehr, sehr gut“, habe der Berater des Staatschefs dem Vermögensverwalter der Milliardärin gesagt.