Auf der katholisch geprägten Mittelmeerinsel hatte sich Benedikt XVI. auch mit Gläubigen getroffen, die Opfer von Geistlichen wurden.
Valletta. Papst Benedikt XVI. hat seinen zweitägigen Besuch in Malta beendet. Kurz vor 20.30 Uhr startete er an Bord eines Airbus 320 der Fluggesellschaft Air Malta nach Rom-Ciampino. Zuvor hatte sich der Papst mit einer offiziellen Abschiedszeremonie auf dem Flughafen von Maltas Präsident George Abela und der Kirchenleitung der Inselrepublik verabschiedet. Die Ankunft in Rom wurde gegen 21.30 Uhr erwartet.
Am Montag begeht Benedikt XVI. den fünften Jahrestag seiner Wahl zum Papst. Offizielle Feiern sind nicht vorgesehen. Jedoch gibt Kardinal-Dekan Angelo Sodano zusammen mit den Kardinälen zu Ehren des Papstes ein Mittagessen.
Missbrauchsskandal: Der Papst hatte Tränen in den Augen
Bei seinem Besuch in Malta setzte sich Benedikt XVI. auch mit dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche auseinander. Er traf am Sonntag mit einer Gruppe von Männern zusammen, die nach eigenen Angaben als Kinder von katholischen Priestern missbraucht wurden. Mit Tränen in den Augen habe der Papst versprochen, pädophile Priester zur Verantwortung zu ziehen und junge Leute vor Missbrauch zu sichern, berichteten der Vatikan und ein Missbrauchsopfer.
Der 38-jährige Joseph Magro sprach von einer bewegenden Zusammenkunft mit dem Kirchenoberhaupt. „Alle haben geweint“, sagte er. Der Papst habe Tränen in den Augen gehabt und sich für jeden ein paar Minuten Zeit genommen. Die Begegnung sei einfach „fantastisch“ gewesen.
Ende mit gemeinsamem Gebet
Das Gesprächsklima sei intensiv, aber ruhig gewesen, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi. Am Ende der Begegnung hätten alle miteinander gebetet, und der Papst habe die Männer gesegnet.
„Er hat mit ihnen gebetet und ihnen zugesichert, dass die Kirche alles in ihrer Macht stehende tut, um den Anschuldigungen nachzugehen, die Verantwortlichen der Justiz zu übergeben und effektive Maßnahmen zu ergreifen, die jungen Leute in Zukunft zu schützen“, teilte der Vatikan mit. Der Besuch in Malta ist die erste Auslandsreise des Papstes, seitdem der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche immer weitere Kreise zieht.
Das Treffen mit den insgesamt acht Männern fand in der Kapelle der vatikanischen Botschaft statt. Die Männer wurden am Sonntagmorgen telefonisch zu der Audienz eingeladen, wie Magro berichtete. Die Männer waren nach eigenen Angaben als Kinder in den 80er- und 90er-Jahren von katholischen Priestern in einem maltesischen Waisenhaus missbraucht worden. Sie hatten um ein persönliches Gespräch mit Benedikt gebeten, um ein „schmerzliches Kapitel“ ihres Lebens schließen zu können.
Messe vor 10.000 Gläubigen
Zuvor hatte der Papst in der maltesischen Stadt Floriana eine Messe gefeiert, zu der nach Kirchenangaben 10.000 Menschen kamen. Die Mittelmeerinsel gilt als eines der katholischsten Länder der Erde. In Malta sind Schwangerschaftsabbrüche und Scheidungen auch nach dem EU-Beitritt verboten.
"Viele Stimmen versuchen uns dazu zu bringen, unseren Glauben an Gott und seine Kirche beiseitezulegen“, sagte der Papst während der Messe. Zugleich warnte er davor zu glauben, dass die moderne Technik alle menschlichen Bedürfnisse erfüllen und vor allen Gefahren bewahren könne. „Das ist nicht so“, sagte er.
Erzbischof: Kirche muss Demut zeigen
Zum Auftakt der Messe erklärte Erzbischof Paul Cremona, man könne nicht einfach am Modell der Kirche festhalten, „an das wir seit Jahrzehnten gewöhnt sind“. Die Kirche müsse demütig genug sein, die Fehler und Sünden ihrer Mitglieder zu erkennen.
Anlass der Reise war der 1.950. Jahrestag der Landung des Völkerapostels Paulus auf der Mittelmeerinsel. Benedikts Chartermaschine war am Sonnabend eine der wenigen, die von dem römischen Flughafen Leonardo da Vinci abfliegen durften. Wegen der Aschewolke war der Luftraum über Norditalien gesperrt.
Erzbistum Hamburg beurlaubt Priester
Unterdessen hat das Erzbistum Hamburg einen Priester beurlaubt, gegen den bei der Staatsanwaltschaft in Rostock eine Anzeige eingegangen ist. Die Vorwürfe waren dem Erzbistum durch die Berichterstattung der „Ostseezeitung“ bekanntgeworden. Danach soll der Sachverhalt mehr als zehn Jahre zurückliegen.
Nachdem das Erzbistum den Namen des Priesters genannt bekommen hat, habe Domkapitular Ansgar Thim den Rostocker Priester angehört. Er bestreitet die Vorwürfe. „Wir hoffen, dass die Vorwürfe schnell geklärt werden können“, sagte Thim. Die Mitglieder der betroffenen Kirchengemeinden wurden am Sonntag informiert.