Das Erdbeben forderte bereits 791 Todesopfer und tausende Verletzte. Die Regierung gibt die Hoffnung nicht auf, noch Überlebende zu finden.

Xinjing/Peking. Zwei Tage nach dem verheerenden Erdbeben in Westchina wird die Suche nach Verschütteten zu einem Wettrennen gegen die Zeit. Knapp 300 Menschen werden noch unter den Trümmern der Häuser vermisst, berichtet das Einsatzzentrum in Yushu, im Süden der Provinz Qinghai. „Die Überlebenschancen werden immer geringer – aber wir hoffen weiter auf ein Wunder“, sagte Fu Yong, der Leiter einer Bergungseinheit.

Durch das Erdbeben der Stärke 7,1 am Mittwochmorgen sind knapp 11.500 Menschen verletzt worden, davon 1176 schwer, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua mitteilte. Rund 500 Verletzte seien zur Behandlung in die 800 Kilometer entfernte Provinzhauptstadt Xinjing gebracht. Die Hilfslieferungen in das weit abgelegene Erdbebengebiet im tibetischen Hochland sind angelaufen, es fehlt aber nachwievor an Zelten, Nahrung, Trinkwasser, warmer Kleidung und medizinischer Versorgung.

Tausende Menschen verloren durch das Erdbeben ihre Häuser, sind obdachlos und müssen die Nächte bei eisigen Temperaturen im Freien verbringen. Das kalte Wetter und häufige Nachbeben erschweren die Bergungsarbeiten. Dazu kommt, dass viele der eingeflogenen Rettungskräfte mit dem spürbar knappen Sauerstoff zu kämpfen haben, da das Erdbebengebiet 4000 Meter über dem Meeresspiegel liegt.

Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao setzt seinen Besuch im Katastrophengebiet fort: „Die erste Priorität ist die Rettung von Menschenleben. Wir werden niemals aufgeben, solange auch nur ein bisschen Hoffnung besteht.“ Für seine Visite hatte der Regierungschef eine Reise nach Brunei, Indonesien und Birma verschoben. Auch Staats- und Parteichef Hu Jintao verkürzte seine Lateinamerikareise und kehrte vorzeitig nach China zurück. US-Außenministerin Hillary Clinton bot China Unterstützung an. „Die USA stehen bereit, um zu helfen“, erklärte sie in Washington.

Insgesamt sind mehr als 6000 Soldaten, Ärzte und andere Helfer im Einsatz und suchen seit Tagen nach Überlebenden. Oftmals müssen sie mit bloßen Händen arbeiten, da schweres Gerät in dem abgelegenen Gebiet in der Provinz Qinghai kaum vorhanden ist.

Nach mehr als 50 Stunden ohne Wasser und Nahrung wurde die 43-jährige Jang La mit einer gebrochenen Hüfte aus den Trümmern gezogen. „Ich dachte, keiner würde es schaffen, uns zu retten. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben.“ Immer wieder habe sie um Hilfe gerufen.

+++ DIE ERDBEBENKARTE DES GFZ POTSDAM +++

„Wir haben dutzende Menschen ausgegraben. Fünf von ihnen lebten noch“, sagte der 25-jährige Lama Neume Dorje, der mit anderen Mönchen aus einem Kloster im benachbarten Garze in der Provinz Sichuan gekommen war, um zu helfen. „Wir haben kein Werkzeug, außer unseren Händen.“ Seine Robe war mit Staub bedeckt. „Wir wechseln uns ab, um Pause zu machen“, sagte der Mönch. „Wir können nicht aufhören.“ Die Rettungsarbeiten sollten rund um die Uhr weiterlaufen. „Wir retten die Lebenden und entlassen die Seelen der Toten.“