Mehrere zehntausend Tonnen Streugut sind in diesem Winter auf Deutschlands Straßen verteilt worden. Den Splitt erwarten neue Aufgaben.
München. Der Schnee ist geschmolzen, zurück bleibt der Splitt. Mehrere zehntausend Tonnen des Streuguts sind in diesem Winter auf Deutschlands Bürgersteigen, Fahrradwegen und Straßen verteilt worden - allein in München waren es nach Angaben des Bauamts rund 22 000 Tonnen. Höchste Zeit für einen groß angelegten Frühjahrsputz in den Städten und Kommunen, sagt Uwe Gail, der für den Winterdienst in Kempten im Allgäu zuständig ist und Seminare zu dem Thema gibt. „Im Moment sind wir allerdings in einem Wechselbad der Gefühle. Eigentlich müssten wir dringend diesen Frühjahrsputz machen, andererseits müssen wir auch damit rechnen, dass neuer Schnee kommt und dann müssen wir natürlich wieder streuen.“
Bis spätestens Ostern wollen die meisten Städte und Kommunen den Splitt wieder aufgekehrt haben. „Mitte März hatten wir uns eigentlich als ehrgeiziges Ziel gesetzt, aber ob wir das schaffen, wenn jetzt wieder neuer Schnee kommt, ist fraglich“, sagt Ulrike Goeken-Haidl vom Servicebetrieb Öffentlicher Raum (SÖR) in Nürnberg. Aufgrund des strengen Winters mit außergewöhnlich viel Schnee in vielen Teilen des Landes ist in Deutschland deutlich mehr Splitt gestreut worden als im Vorjahr. Viele Städte und Kommunen mussten auf Splitt zurückgreifen, nachdem das Salz ausgegangen war.
Die Anbieter von Winterstreugut profitieren. Er habe glatt doppelt so viel verkauft wie letztes Jahr, schätzt beispielsweise Claus Eggers, Chef eines Kies-Unternehmens in Hamburg. Auf die Städte und Kommunen kommen hingegen hohe Kosten zu. Denn während das Salz durch schmelzenden Schnee und Regen einfach in die Kanalisation gespült wird, muss Splitt ordnungsgemäß entsorgt werden. „Es handelt sich dabei um Abfall, der behandelt werden muss“, sagt Thomas Henschel, Sprecher des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, „da gibt es einen ganzen Haufen rechtlicher Auflagen.“ Berlin beispielsweise rechnet nach Angaben des Senats damit, diesen Winter rund 600 000 Euro für die Splitt-Entsorgung und Wiederaufbereitung auszugeben.
Während der Splitt den Winter über auf der Straße liegt, wird er verschmutzt - hauptsächlich durch Salzreste, Schwermetalle und Schadstoffreste aus dem Verkehr. All das muss wieder herausgewaschen werden, bevor der Splitt erneut verwendet werden kann - allerdings im seltensten Fall wieder als Straßensplitt. „Wenn er so lange draußen liegt, Fußgänger darauf rumlaufen und Autos darauf fahren, dann wird er rund und weist keine Scharfkantigkeit mehr auf, verliert also die Griffigkeit auf Eis“, erklärt Nina Lindinger vom Münchner Bauamt.
Auf dem Bau kann der abgeschliffene Splitt aber noch gebraucht werden, sagt Thomas Henschel vom Landesamt für Umwelt. „Zum Beispiel kann er als Recyclingstoff im Straßenbau benutzt werden, dafür muss er aber wirklich ganz sauber sein. Ansonsten wird er - je nach Zustand - beispielsweise im Kanalbau oder beim Bau von Lärmschutzwällen verwendet.“
Während Erlangen, München und Kempten den Splitt von verschiedenen Firmen wiederaufbereiten lassen, bringen die Nürnberger Straßenreiniger ihn auf die Müllkippe. „Wir haben erwogen, ihn reinigen zu lassen, aber das war zu teuer“, sagt SÖR-Sprecherin Ulrike Goeken-Haidl.
Die aufwendige Entsorgung des Splitts treibt nicht nur die Kosten in die Höhe, sondern geht auch zulasten der Ökobilanz des Streuguts im Vergleich zum Salz. „Die Entscheidung, ob man salzen oder splitten soll, ist nie leicht“, sagt Henschel. „Bei der Ökobilanz gibt es einfach keinen klaren Sieger, das haben alle Untersuchungen gezeigt.“