Ein Erdbeben der Stärke 8,8 hat Chile schwer erschüttert. Die Zahl der Todesopfer steigt stetig. Pazifik-Anrainer vor Tsunami gewarnt.
Santiago de Chile/Tokio. Das Erdbeben der Stärke 8,8 hat in Chile mindestens 78 Menschen das Leben gekostet. Präsidentin Michelle Bachelet rief für die Regionen um das Epizentrum des Bebens in der Landesmitte den Katastrophenzustand aus. Es sei damit zu rechnen, dass sich die Zahl der Opfer noch erhöhen werde, sagte sie. Außerdem habe es schwere Schäden an Gebäuden und der Infrastruktur gegeben, deren ganzes Ausmaß noch nicht abzuschätzen sei, sagte die Staatschefin im nationalen Katastrophenzentrum. Die Marine habe bisher keine Erkenntnisse über einen befürchteten Tsunami. Jedoch gebe es erste Berichte über eine Flutwelle, die die Inselgruppe San Ferández getroffen und dort mehrere Häuser unter Wasser gesetzt habe.
Das chilenische Fernsehen zeigte Bilder von Zerstörungen an Gebäuden, Straßen und Brücken in der Hauptstadt Santiago und in Concepción, der zweitgrößten Stadt des Landes. Millionen Menschen waren von dem Beben der Stärke 8,8 gegen 03.34 Uhr Ortszeit aus dem Schlaf gerissen worden und stürzten in Panik aus den Häusern. Das Epizentrum befand sich nach Angaben der US-Erdbebenwarte im Pazifik 92 Kilometer vor der Hafenstadt Concepción, mit 1,8 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Landes. Staatspräsidentin Bachelet rief die Menschen auf, Ruhe zu bewahren und zu Hause zu bleiben.
Ein Erdbeben der Stärke 8,8 gilt als Großbeben, bei dem normalerweise mit vielen Opfern und schweren Verwüstungen zu rechnen ist. Das stärkste je auf der Erde gemessene Beben hatte eine Magnitude von 9,5 und ereignete sich 1960 in Chile. Damals starben mehr als 1600 Menschen.
Aus der Region von Concepción etwa 700 Kilometer südlich von Santiago de Chile wurden Schäden an Gebäuden und der Infrastruktur gemeldet. In der Region leben auch viele Nachfahren deutscher Einwanderer. Auch in anderen Landesteilen gab es Zerstörungen, deren genaues Ausmaß aber zunächst nicht bekannt war.
Im Fernsehen waren Bilder von Trümmern auf den Straßen von Concepción zu sehen. Auch aus Tumaco, der Hauptstadt der Region Araucanía, gab es Berichte über zusammengestürzte Häuser. In der Hauptstadt Santiago fiel teilweise der Strom aus und Erdgasleitungen brachen.
Der Blogger Leo Perieto berichtete im amerikanischen Nachrichtensender CNN, das Erdbeben habe nach seinem Eindruck etwa drei bis fünf Minuten gedauert. In seinem Appartement seien Dinge aus den Regalen geflogen und alles sei durcheinandergewirbelt worden. Inzwischen gebe es aber wieder Strom. Perieto sagte, er habe schon früher ein Erdbeben erlebt, doch dies sei deutlich stärker gewesen.
Auch die südjapanische Inselprovinz Okinawa war am frühen Sonnabend von einem Erdbeben der Stärke 6,9 heimgesucht worden. Das Beben verlief jedoch glimpflich. Es wurden nur zwei Menschen leicht verletzt.
Tsunami-Warnung für Pazifik-Anrainer
Das Pazifik-Tsunami-Warnzentrum hat nach dem schweren Erdbeben in Chile einen Tsunami-Alarm für die meisten Pazifik-Anrainer auf beiden Seiten des Ozeans ausgelöst. Neben der kompletten süd- und mittelamerikanischen Küste könnten auch in der Antarktis, in Russland, Japan, auf den Philippinen, in Neuseeland und in der Südsee Riesenwellen an Land schwappen und größere Schäden verursachen.
Von der Tsunami-Warnung nicht betroffen sind bislang lediglich die Küsten der US-Bundesstaaten Kalifornien, Oregon, Washington, Alaska sowie die kanadische Provinz British Columbia. Das Warnzentrum betonte, dass sich der Tsunami in einer Serie von Wellen ausbreitet. Die Abstände zwischen den Wellen könnten bis zu eine Stunde lang sein.
Auf Hawaii wurde die erste Welle um 11.19 Uhr Ortszeit (22.19Uhr MEZ) erwartet. Nach einem CNN-Bericht sollten gefährdete Gebiete dort ab 6.00 Uhr morgens evakuiert werden.