Schon als Zwölfjähriger habe er die türkischen Gangs in Hamburg bewundert, aber aus Gottesfurcht weder geklaut noch Drogen genommen.
Hamburg. Der Filmregisseur Fatih Akin ist als junger Mann von der Religion und von seiner Mutter vor dem Abrutschen in eine Karriere als Krimineller gerettet worden. Er habe schon als Zwölfjähriger die türkischen Gangs in Hamburg-Altona bewundert und sei immer mehr in diese Szene abgerutscht, sagte der 36-Jährige dem „Zeitmagazin“. „Das fand ich stark. Ich wollte dazugehören.“ Er habe sich wie sein Vater geprügelt, aber nicht gestohlen oder Drogen genommen.
Gerettet hätten ihn sein Glaube und seine Mutter: „Jede Woche ging ich in die Moschee zum Freitagsgebet und spielte sogar mit dem Gedanken, Priester zu werden. Der Koran ist viel alttestamentarischer als das Evangelium. Der Gott darin ist ein Gott, vor dem man sich fürchten muss. Mit dieser Angst bin ich aufgewachsen, weshalb ich nicht klaute und keine Drogen nahm.“
„Du rettest mich jetzt“
Für Akin war aber seine Mutter noch wichtiger. „Sie machte es zu ihrer Lebensaufgabe, mich zu retten.“ Sie habe mit Lehrern geredet und seine Freunde verjagt. Das sei ihm peinlich gewesen, aber er habe wegen ihrer Brustkrebserkrankung auch Mitleid gehabt. Sie habe ihm mit der Dramatik einer türkischen Mutter gedroht: „Du rettest mich jetzt, indem du gut wirst in der Schule und aufhörst, Scheiße zu bauen. Sonst sterbe ich.“ Daraufhin habe er das Abitur geschafft und Arbeit beim Film aufgenommen, sagte Akin. „Man könnte sagen: Mein Vater hat mich durch sein Vorbild in diese Strukturen gebracht - und meine Mutter hat mich da wieder rausgeholt.“