Microsoft macht ernst mit seiner neuen Internet-Strategie. Die neue Entwicklerplattform Windows Azure sei ab sofort verfügbar.
Los Angeles. Microsoft macht nach einem erfolgreichen Strategiewechsel ernst mit seiner neuen Internet-Strategie. Die neue Entwicklerplattform Windows Azure sei ab sofort verfügbar, kündigte Microsoft-Chefentwickler Ray Ozzi am Dienstag in Los Angeles an. Azure ist Microsofts Plattform für das sogenannte Cloud-Computing, bei dem Rechenleistung und Speicherplatz statt auf PCs und Server in die „Wolke“ Internet (Cloud) ausgelagert werden.
So haben etwa Betreiber von populären Websites nur an bestimmten Tagen einen Ansturm von Besuchern und müssen die Rechenleistung sehr schnell entsprechend anpassen. Mit Windows Azure stelle Microsoft nun einen flexiblen Internet-Datenspeicher zur Verfügung, der auch für sprunghaft steigende Zugriffe die nötige Kapazität bietet, sagte Ozzi, der als neuer Chief Software Architect einer der Nachfolger von Bill Gates ist. Nach dem Start am Dienstag steht Azure den Nutzern zunächst kostenlos zum Test zur Verfügung. Erst ab Februar 2010 soll die Nutzung kostenpflichtig sein.
„Das Internet ist heute überall und wir nutzen es von den verschiedensten Geräten aus“, sagte Microsoft-Manager Jamin Spitzer. Auf der Basis von Windows Azure und dem Datensystem SQL Azure könnten Entwickler und Kunden ihre Anwendungen auf einfache Art in die Wolke verschieben, an die verschiedenen Internet-Geräte anpassen und flexibel ausbauen. Die nötige Rechenkapazität für die Datenströme müssten sie dennoch nicht selbst ständig vorhalten und könnten damit deutliche Kosten sparen.
Mehr als 10 000 Partner hätten inzwischen die Azure-Plattform getestet, rund 50 Partner nutzten Azure bereits für ihre Lösungen, hieß es. Zu den ersten Kunden in Deutschland zählen unter anderem T-Systems und mit Unimall auch ein Betreiber eines sozialen Netzwerks. Unimall will mit seinem Netzwerk Schülern, Lehrern und Eltern die Zusammenarbeit erleichtern.
Mit der Azure-Plattform will Microsoft auch eine große Auswahl von Werkzeugen anbieten, um weitere Anwendungen für die verschiedensten Geräte und für eine große Nutzerschaft zu entwickeln, sagte Ozzi. „Es ist sehr wichtig für uns, wirklich alle Entwickler dafür zu gewinnen.“
Beim noch relativ jungen Cloud Computing hatte sich Microsoft lange schwergetan, da das wichtigste Geschäftsmodell für den Softwarekonzern im Verkauf von PC-Software wie des Betriebssystems Windows besteht. Andere Unternehmen wie etwa SalesForce oder auch der Rivale Google waren zwischenzeitlich mit Anwendungen aus dem Web an Microsoft vorbeigezogen.