Die tödliche Messerattacke auf eine Ägypterin im Dresdner Landgericht schlägt außenpolitisch immer höhere Wellen. Nachdem Kanzlerin Merkel bereits mit dem ägyptischen Präsidenten Mubarak gesprochen hat, sprach am Freitag Außenminister Steinmeier der Familie sein Beileid aus.
Berlin. Die tödliche Messerattacke auf eine Ägypterin in Dresden schlägt außenpolitisch immer höhere Wellen. Eine gute Woche nach der Tat sprach Außenminister Frank-Walter Steinmeier der Familie am Freitag sein Beileid aus. Tags zuvor hatte Kanzlerin Angela Merkel den Vorfall mit dem ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak besprochen. Staatsministerin Maria Böhmer besuchte den Ehemann der Getöteten im Krankenhaus, derweil Teheran den deutschen Botschafter einbestellte, wie das Auswärtige Amt auf Anfrage bestätigte.
In Ägypten gibt es seit Tagen heftige Proteste, weil die am Mittwoch vergangener Woche im Landgericht Dresden getötete Frau als Opfer angeblicher deutscher Islamfeindlichkeit angesehen wird.
Über die Einstellung des deutschen Botschafters hatte zunächst das iranische Staatsfernsehen berichtete. Der Sender berichtete weiter, dass Teilnehmer der Freitagsgebete in Teheran im Rahmen einer Kundgebung die Ermordung der 31-jährigen verurteilt hätten.
Außenminister Steinmeier erklärte, der Tod von Marwa El-Sherbini habe die Menschen in Deutschland und ihn persönlich tief bestürzt. In einem Schreiben an seinen ägyptischen Amtskollegen Ahmad Ali Abul-Gheit bekräftigte er, der deutsche Staat tue alles, um solche Verbrechen zu verhindern. „Wir stehen dafür ein, dass sich in Deutschland jeder ungeachtet seiner Herkunft, seiner Nationalität oder seines Glaubens sicher fühlt. Ausländerfeindlichkeit und Islamophobie haben in Deutschland keinen Platz.“
Der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg trat dem Eindruck entgegen, Merkel habe während des G-8-Gipfels in Italien zwar mit Mubarak gesprochen, ihm aber nicht kondoliert. Die Kanzlerin habe ganz im Gegenteil das Thema von sich aus angesprochen und ihre persönliche Betroffenheit sowie die der Menschen in Deutschland zum Ausdruck gebracht.
Böhmer sagte, sie trauere von ganzem Herzen mit der Familie der getöteten Frau und wünsche dem Ehemann eine schnelle Genesung“. Bei ihrem Besuch in einem Dresdner Krankenhaus wurde sie den Angaben zufolge vom ägyptischen Botschafter in Deutschland und dem Präsidenten des Bundesverbandes Deutsch-Arabischer Vereine in Deutschland begleitet.
Am 1. Juli hatte ein 28-jähriger Mann während einer Verhandlung im Dresdner Landgericht die 31-jährige Ägypterin mit 18 Messerstichen getötet und ihren Ehemann schwer verletzt. Das Motiv war nach Überzeugung der Ermittler Ausländerhass.
Der Islamforscher Peter Heine warnte vor wachsenden Protesten in Ägypten. „Die Wut in der ägyptischen Bevölkerung sollten wir sehr ernst nehmen“, sagte Heine der „Bild“-Zeitung. „Sie ist echt und nicht vom Regime organisiert, und die Lage kann noch aus dem Ruder laufen. Es besteht auch die Gefahr, dass Hasspredigern die Situation in die Hände spielt, nach dem Motto: Seht ihr, die Deutschen halten uns für Feinde.“