Jahrzehntelang hatte die spanische Königin Sofia ihre repräsentativen Pflichten tadellos erfüllt. Nie war ihr auf diplomatischem Parkett ein...
Madrid. Jahrzehntelang hatte die spanische Königin Sofia ihre repräsentativen Pflichten tadellos erfüllt. Nie war ihr auf diplomatischem Parkett ein Schnitzer unterlaufen. Doch ausgerechnet zu ihrem 70. Geburtstag an diesem Sonntag sorgt die Gemahlin von König Juan Carlos (70) für kräftigen Wirbel.
In einer soeben veröffentlichten Biografie sprach die Monarchin sich gegen die Homo-Ehe, gegen die Abtreibung und gegen Frauenquoten in der Politik aus. Die Folge: ein riesiger Sturm der Entrüstung. Die Zeitung "El Mundo" hielt ihr ein antiquiertes Weltbild vor und wunderte sich darüber, dass die Monarchin vom Gebot der politischen Neutralität abgewichen sei. Die Zeitung "Público" wartete mit dem Titel auf: "Warum hat sie nicht die Klappe gehalten?"
Um die Wogen zu glätten, teilte der Königspalast offiziell mit, dass Sofia unkorrekt zitiert worden sei. Doch Autorin Pilar Urbano wies den Vorwurf zurück und betonte, ihr Buch "La Reina muy de cerca" (Die Königin ganz aus der Nähe) sei sogar vom Königshaus gegengelesen und nicht beanstandet worden.
Niemand weiß, was Sofia, die Urenkelin des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II., zum Verlassen ihrer neutralen Position bewogen hat. "El Mundo": "Dieser Anflug von königlicher Aufrichtigkeit mag menschlich sein. Aber es hätte bessere Wege gegeben, zum Geburtstag von Doña Sofia die Krone den Spaniern näherzubringen."