Zwickau. Die Weisung des DDR-Ministerrats aus dem Jahr 1954 für die Entwicklung eines Kleinwagens war eindeutig: Robust, sparsam und preiswert sollte das Auto sein. Und das war es dann auch: Vor 50 Jahren rollte unter der Bezeichnung P 50 der erste Trabant in Zwickau vom Band - symbolträchtig am 7. November 1957 zum 40. Jahrestag der Oktoberrevolution in Russland. Es war die Geburtsstunde eines Wagens, der wie kaum ein anderes Produkt zum Symbol für die zentralgelenkte DDR-Wirtschaft wurde. Heute ist das Auto längst Kultobjekt.
Der Clou des Trabis war die Außenhaut. Weil Tiefziehblech zu teuer war, entwickelten Konstrukteure die legendäre Karosserie aus Duroplast - zusammengepressten Lagen aus Baumwolle, Lumpen und Kunstharzen. Mehr als die Hälfte war Recycling-Material. "Eine einmalige Pionierleistung", sagt Werner Reichelt. Der heute 80-Jährige war Fachgebietsleiter der Abteilung Pressstoffentwicklung und Korrosionsschutz beim VEB Sachsenring. Doch seit dem P 601 aus dem Jahr 1964 wurde an dem Wagen nicht mehr viel verändert. Erst Ende der 80er-Jahre wurde ein Vierzylindermotor - mit VW-Lizenz - eingebaut. "Fast alle unsere Verbesserungsvorschläge verschwanden in den Schubladen der Staatsführung", sagt Reichelt.
Rund zwölf Jahre mussten normale DDR-Bürger auf den Wagen warten. Oft wurde das kleine Auto stolz wie ein Familienmitglied aufgenommen. "Mit dem Trabi sind unzählige Lebensgeschichten verbunden - er war Teil unseres Lebens", sagt Remo Dietrich, Vorsitzender des Vereins Internationales Trabantregister, der sämtliche Markenrechte am Trabant verwaltet.
Der letzte Trabi verließ am 30. April 1991 die Bänder in Zwickau. Dennoch - der Trabi rollt und rollt. Das Kraftfahrzeug-Bundesamt zählte zum Jahresanfang noch 52 432 "Plastikbomber" auf deutschen Straßen. Inzwischen gehört der Trabi sogar zu den am meisten gestohlenen Autos in Deutschland - nur Porsche-Besitzer hatten 2006 ein höheres Risiko.
Und es gibt sogar Comeback-Pläne. Der fränkische Modellautohersteller Herpa will einen "newTrabi" zusammen mit Partnern auf die Straße bringen. Das Modell im Maßstab 1:10 sei auf der Frankfurter Automesse im September auf große Resonanz gestoßen, sagt Geschäftsführer Klaus Schindler. "Der Trabant ist für viele Menschen eben mehr als nur ein einfaches Auto."