Mailand: Es muß nicht immer Superdünn sein. Kurven statt Kanten. Mailänder Designerschauen begannen mit einer Überraschung.

Mailand. Diese Frauen sind weiblich, sinnlich und stolz auf jedes Kilo - bei Elena Miròò haben Magermodels keine Chance. Die italienische Marke, die auf Konfektionsgrößen von 38 bis 54 spezialisiert ist, eröffnete mit ihrem Defilee die Mailänder Modewoche für Frühjahr und Sommer 2007. Wie schon bei den Schauen in der spanischen Hauptstadt Madrid und in London standen auch in Mailand die Debatten um superdünne Models und Magersucht im Mittelpunkt. Nachdem die Italiener zunächst ein Auftrittsverbot für Magermodels wie in Spanien kategorisch ablehnten, wollen Teile der Mailänder Modeszene jetzt sogar noch weiter gehen als Madrid, wo die Mannequins vergangene Woche vor ihrem Gang auf den Laufsteg auf die Waage mussten.

Obwohl vom Wiegen der Frauen in Mailand nicht die Rede war, sollen die Vorführdamen sich künftig mit einem ärztlichen Gesundheitsattest ausstatten lassen. Diese Maßnahme gelte aber noch nicht bei den laufenden Schauen, sondern erst von 2007 an.

Außerdem benötigen minderjährige Models dann einen Schulnachweis sowie Begleitschutz durch Eltern oder eine autorisierte Person. Diese Richtlinien schrieb der Associazione Servizi Moda (Assem), der Dachverband der Model-Agenturen, fest.

Ob der Body-Mass-Index (BMI)-Vergleich - wie in Madrid - auch in Mailand eingeführt wird, ist noch unklar. Dnach dürfen in Spanien nur Models auf den Laufsteg, die mindestens BMI 18 haben. Das heißt: Sie dürfen bei einer Größe von 1,78 Meter nicht unter 56 Kilo wiegen.

Die Mode Elena Miròòs hat damit keine Problem. Die Kollektion räumte auf mit der Vorstellung, dass kräftige Frauen ihre Formen verhüllen müssen - im Gegenteil: Sie sollen ihre Kurven zeigen. Breite Gürtel betonen die Taille, Ausschnitte lassen tief blicken. "Wir wollen demonstrieren, dass Schönheit und Sinnlichkeit nicht nur schlanken Frauen vorbehalten sind. Wir wollen mit unserer Show auch eine Diskussion über das gängige Schönheitsideal anstoßen", erklärte Elena Miroglio, Marketingchefin der Miroglio-Gruppe, die hinter der Marke Elena Miròò steht.

Agatha Ruiz de la Prada, die gestern in Mailand ihre neue Mode vorstellte, setzte allerdings für ihre Kollektion wieder stark auf superdünne Models. Die Designerin bezog ihre Inspirationen wie stets aus der Kunst. Neben Andy Warhol und Pablo Picasso nahm sie sich dieses Mal vor allem die Arbeit der Niki de Saint Phalle zum Vorbild. Dekorative Elemente wie Streifen, Kreise, Herzen oder stilisierte Blüten treffen in ihrer Mode zusammen. Das Formenspiel lebt durch die Spannung aus dem Wechsel von Enge und Weite. Kleider prägen die Kollektion, es gibt sie als schulterfreie "Neckholder" mit asymmetrischem Saum, trapezförmig ausgestellt und gebauscht oder stark tailliert.