Bei der Verfolgung des Amokläufers hat es offenbar eine folgenschwere Panne gegeben. Danach hatte die Polizei den 17 Jahre alten Amokläufer Tim K. bereits gestellt, bevor er in ein Autohaus in Wendlingen entkommen konnte und dort noch zwei Menschen erschoss. Bilder zur Tat. Bilder von der Trauermesse. Bilder vergangener Amokläufe. Politikerstimmen zum Amoklauf.
Stuttgart. Bei der Verfolgung des Amokläufers von Winnenden hat es offenbar eine folgenschwere Panne gegeben. Danach hatte die Polizei den 17 Jahre alten Amokläufer Tim K. bereits gestellt, bevor er in ein Autohaus in Wendlingen entkommen konnte und dort noch zwei Menschen erschoss. Das enthüllte das Magazin "Focus". Bisher hieß es, der Amokläufer sei erst nach seinem Eindringen in das Autogeschäft von der Polizei durch Schüsse getroffen worden.
Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech (CDU) verteidigte gestern die Beamten. "Ich kann noch nicht von einer Panne sprechen, die Ermittlungen laufen ja noch", sagte er in Baden-Baden. Rech schloss zudem weitere Änderungen beim Tatablauf nicht aus.
Nach der neuen Version, die von der Staatsanwaltschaft in Waiblingen inzwischen bestätigt wurde, war Tim K. bei der Verfolgung durch die Polizei durch zwei Schüsse eines Beamten ins Knie und ins Sprunggelenk getroffen worden. Nach Aufforderung legte er seine Waffe auf den Boden neben sich auf die Straße und hob die Hände über den Kopf. Als sich der Polizist ihm näherte, habe Tim K. plötzlich die Pistole ergriffen und wieder das Feuer eröffnet. Der Beamte ging in Deckung und habe mit weiteren Schüssen die Flucht verhindern wollen. Ein Polizeisprecher: "Zwischen beiden lagen immer noch 25 bis 30 Meter." So humpelte der 17-Jährige in das Autohaus und forderte einen Fluchtwagen. Als der Verkäufer (36) sich weigert, erschoss er ihn und dessen Kunden (46).
Nach einem weiteren Schusswechsel auf dem Parkplatz (zwei schwer verletzte Einsatzkräfte) tötete sich Tim K. schließlich selbst. "Der nun feststehende Ablauf wurde durch Auswertungen des Funkverkehrs, von Videofilmen und der Luftbeobachtung durch einen Helikopter ermittelt", sagte ein Justizsprecher.
Die SPD kritisierte, dass Rech den Innenausschuss des Landtages nicht am 1. April über den neuen Ermittlungsstand informiert habe, der laut Staatsanwaltschaft bereits seit dem 20. März bekannt sei. Tim K. hatte in der Albertville-Realschule in Winnenden sowie in Wendlingen 15 Menschen erschossen.