Drei Tage nach der Notlandung wurde das Wrack des A320 aus dem Wasser gezogen. Beide Flugschreiber geborgen.
New York. Das Wunder vom Hudson. Auch der künftige US-Präsident Barack Obama war tief beeindruckt von dem glücklichen Ausgang und der fliegerischen Meisterleistung. Fünf Minuten telefonierte er am Wochenende mit dem Mann, der alles möglich gemacht hat: US-Airways-Pilot Chesley "Sully" Sullenberger (57). Obama: "Sie haben einen heldenhaften und tollen Job gemacht."
Inzwischen hat Sullenberger vor der Ermittlungskommission der US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB alle Einzelheiten der dramatischen Notlandung geschildert. Der Mann, der in Amerika als Held gefeiert wird, musste sich innerhalb von Sekunden entscheiden: Soll er seinen Airbus mit 155 Menschen an Bord im Hudson River landen oder versuchen, einen nahe gelegenen Flughafen zu erreichen? Er habe rasch bemerkt, dass er "zu niedrig, zu langsam" gewesen sei, um noch die Landebahn in Teterboro (New Jersey) zu erreichen, und sich daher für eine Notwasserung entschlossen. Er habe einen katastrophalen Absturz im dicht besiedelten New York verhindern wollen, sagte Sullenberger.
Kopilot Jeff Skiles steuerte die Maschine, als er einen Schwarm Vögel in perfekter Formation auf sich zukommen sah. Sullenberger blickte auf, und sofort war die Frontscheibe voll mit dunkelbraunen Vögeln. "Er wollte sich ducken", zitierte Kitty Higgins vom NTSB. Dann folgten ein dumpfer Schlag, der Geruch verbrannter Vögel und Stille, als beide Triebwerke ausfielen. "Es war so ruhig wie in einer Bibliothek", beschrieben Flugbegleiter den Moment. Sullenberger brauchte keine Sekunde für seine Entscheidung. "Mein Flugzeug", sagt er in typischer Fliegersprache zu seinem Kopiloten, der am Schaltknüppel sitzt, und Skiles räumt den Platz: "Ihr Flugzeug!"
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Die Maschine befindet sich zu diesem Zeitpunkt auf etwa 900 Meter Höhe, Fluggeschwindigkeit 400 km/h. Eine Rückkehr zum Flughafen La Guardia ist ausgeschlossen. "Hier ist Kaktus 1549", meldet Sullenberger an den Tower. Kaktus ist der Codename für die Fluggesellschaft US Airways. "Wir haben den Schub in beiden Triebwerken verloren." Tower: "Können Sie umkehren?" Sullenberger: "Das schaffen wir nicht. Wir werden im Hudson enden." Unterdessen bemühte sich sein Kopilot, die Triebwerke wieder zu starten, während er gleichzeitig eine Checkliste für Notlandungen durchging, die allerdings normalerweise für eine Höhe von mehr als 10 000 Metern gilt. Sullenberger steuerte den Airbus über die George-Washington-Brücke und suchte einen geeigneten Platz für die Notwasserung. Er entscheidet sich für einen Abschnitt nahe den Fähr-Terminals von Manhattan. "Fertigmachen zum Aufprall!", ruft der Kapitän. "Brace! Brace! Head Down", schreien die Flugbegleiter den Passagieren zu, die ihre Köpfe zwischen die Knie nehmen sollen. Dann kommt das Wasser. Und dann das nächste Kommando des Piloten: "Evakuieren!"
Das mit Wasser gefüllte Wrack des Airbusses wurde inzwischen aus dem Hudson gehievt. Das linke Triebwerk, das bei dem Crash von der Tragfläche abbrach, wird von Tauchern gesucht. Beide Flugschreiber wurden geborgen und zur Auswertung nach Washington gebracht.