Viereinhalb Tage nach dem verheerenden Unglück in der Severinstraße haben Rettungskräfte am frühen Sonntagmorgen den 17-jährigen Kevin K. tot aus den Trümmern geborgen. Der Bäckerlehrling wurde anhand seiner Fingerabdrücke eindeutig identifiziert. Bilder vom eingestürzten Stadtarchiv in Köln.
Köln. Die fieberhafte Suche nach dem ebenfalls vermissten 24-jährigen Designstudenten Khalil G. in dem Schuttberg blieb laut Feuerwehr am Sonntag zunächst ohne Ergebnis.
Unterdessen entschuldigten sich die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) für das bei offenkundig U-Bahn-Bauarbeiten entstandene Unglück. KVB-Chef Jürgen Fenske sagte am Sonntagnachmittag, "dass ich mich auch entschuldigen möchte für das, was passiert ist". Die Entschuldigung richte sich an die Angehörigen der Opfer, die geschädigten Anwohner und all diejenigen, "die sich nun Sorgen machen um ihre Situation". Dies sei aber ausdrücklich kein Schuldeingeständnis.
Der Sonntagfrüh um 1.50 Uhr in den Trümmern gefundene Tote hatte im Dachgeschoss eines der beiden Häuser gewohnt, die das sechsstöckige Gebäude des Kölner Stadtarchivs mit seinen wertvollen Dokumenten am Dienstag mit in die Tiefe gerissen hatte. Dem noch vermissten Nachbarn des 17-Jährigen wurden kaum noch Überlebenschancen eingeräumt, sollte sich der 24-Jährige ebenfalls unter den Trümmern befinden. Der Tote wurde nach Angaben von Kriminaldirektor Tobias Clauer anhand von Fingerabdrücken zweifelsfrei identifiziert. Laut Obduktion wurde das offenbar im Schlaf von dem Unglück überraschte Opfer sofort getötet.
Der 17-Jährige hatte im hinteren Teil des Dachgeschosses gewohnt. Gefunden wurde er aber im vorderen Teil und unter dem Niveau des Kellerbodens. "Das ist also der Weg, den er beim Absturz mitgemacht hat", sagte Kölns Feuerwehrchef Stephan Neuhoff. Einem Feuerwehrsprecher zufolge wurde der junge Mann unter einem Trümmerberg von bis zu acht Metern Höhe gefunden. Die Leiche lag in dichtem Schutt.
Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) sprach den engsten Angehörigen des 17-Jährigen auch im Namen von Rat und Bürgerschaft sein Beileid aus. Zudem sei in der Domstadt eine Gedenkfeier geplant. Die Opferfamilien wurden von Polizei und Notfallseelsorgern betreut.
Polizei und Feuerwehr bekräftigten, es gebe weiter keine Hinweise, dass unter dem immer noch großen Trümmerberg in der Kölner Südstadt weitere Menschen verschüttet sein könnten. Die Feuerwehr hatte am Freitagabend mit der Suche nach den beiden jungen Männern begonnen. Zuvor hatten einsturzgefährdete Nachbargebäude und anhaltender Regen die Bergungsarbeiten tagelang verzögert.
Die Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt seit Mittwochmorgen wegen des Einsturzes. Das Verfahren richtet sich laut Oberstaatsanwalt Günther Feld derzeit gegen Unbekannt. Es gehe um den Vorwurf der Baugefährdung sowie der fahrlässigen Körperverletzung und nun auch der fahrlässigen Tötung. Aufschluss über die genaue Unglücksurache erhoffen sich die Ermittler von drei Gutachtern, die bereits an der Unglücksstelle tätig wurden.
Laut einem am Montag erscheinenden Bericht des Kölner Stadt-Anzeigers bezieht die Staatsanwaltschaft auch angebliche Probleme bei der Grundwasser-Ableitung an der U-Bahn-Baustelle vor dem eingestürzten Stadtarchiv in ihre Ermittlungen ein. Dem Blatt zufolge sollen die KVB seit längerem von ernsten Problemen mit einem von drei Brunnen gewusst haben. Bei ihm ließ sich demnach der Wasserspiegel trotz des Einsatzes leistungsstarker Pumpen nicht senken. Die KVB wollten dazu keine Stellungnahme abgegeben und begründeten dies mit den laufenden Ermittlungen der Justiz.
Derweil brachten Helfer zum Schutz der verschütteten Dokumente des Stadtarchivs weitere wasserdichte Folien auf dem Schuttberg an. Zugleich setzte die Feuerwehr die Arbeit an einem 40 Meter breiten Schutzdach über der Unglückstelle an der Severinstraße fort. Die wertvollen Archiv-Materialien gelten zusätzlich durch den ausgiebigen Regen als gefährdet, der in den vergangenen Tagen über Köln niederging.