Nach dem verheerenden Einsturz des Kölner Stadtarchivs in der Innenstadt werden unter dem riesigen Schuttberg noch immer zwei Menschen vermisst. Bilder von der Tragödie in Köln.
Köln. Die Kölner Feuerwehr rechnet aber kaum noch mit Überlebenden. "Die Wahrscheinlichkeit, dass wir noch einen Menschen lebend aus dem Trümmerberg herausholen, geht gegen null", sagte Feuerwehrdirektor Stephan Neuhoff. Die Suche nach den Vermissten sei wegen der großen Einsturzgefahr eines anliegenden Gebäudesso extrem schwierig.
Bevor die eigentliche Bergungsarbeit beginnen konnten, rechnete die Feuerwehr mit stundenlangen Sicherungsarbeiten. "Wir gehen zurzeit von zwei vermissten männlichen Personen aus", sagte ein Sprecher. Die Stadt berichtete, dass ein rückwärtiger Anbau des vierstöckigen Gebäudes unzerstört geblieben sei. Ein kleinerer Bestand aus dem bedeutenden Archiv werde gesichert und abtransportiert.
Video: Einsturz in Köln
Das Gebäude und zwei benachbarte Wohnhäuser waren am Dienstag zusammengebrochen. Eine mögliche Ursache war ein Erdrutsch infolge des U-Bahn-Baus. Feuerwehrchef Neuhoff sagte, in der benachbarten Baugrube für die U-Bahn-Erweiterung sei eine Öffnung entstanden. In diese Öffnung sei Erde nachgerutscht. Dadurch sei dem Historischen Archiv praktisch der Boden entzogen worden und das Gebäude sei nach vorne in die Grube gekippt.
"Ich frage mich, wie so etwas passieren kann", sagte Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) und stellte den Bau der U-Bahn am Morgen ganz infrage. "Ich halte das eigentlich jetzt fast für unverantwortlich", sagte er im ARD-"Morgenmagazin". Es könne nicht sein, dass dadurch Menschen gefährdet würden. Die Staatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt ein. "Wir gehen dem Verdacht der Baugefährdung und der fahrlässigen Körperverletzung nach", sagte Oberstaatsanwalt Günther Feld.
Die mehr als 200 Einsatzkräfte standen vor einer Mammutaufgabe. Sie füllten über Stunden bis in den Vormittag hinein weiter Beton in den Krater vor dem Gebäude, um die Umgebung zu stabilisieren. Zugleich mussten Gebäudeteile eines Nachbarhauses abgetragen werden, die herunterzufallen drohten. Um vom hinteren Teil der Unglücksstelle einen Zugang zum Trümmergelände zu bekommen, musste zunächst eine tragfähige Rampe gebaut werden. Das zweite beschädigte Haus soll ganz abgerissen werden, teilten Feuerwehr und Stadt weiter mit. In der Nacht hatten Suchhunde angeschlagen. An dieser Stelle rissen Feuerwehrleute auch Garagen ab.
Bis in die Mittagsstunden sollten archivierte Dokumente und Akten komplett abtransportiert werden. Laut Stadt handelt es sich bei den möglicherweise unbeschädigten Teilen aber um kleinere Bestände. Die Leiterin des Historischen Archivs, Bettina Schmidt-Czaia sagte, sie gehe davon aus, dass fast alle Bestände vernichtet sind. Das Ausmaß der Schäden stehe zwar noch nicht fest, es könne aber wohl nur ein geringer Teil des Archivmaterials gerettet werden. In dem zerstörten Haus lagerten historische Schätze auf Regalen von insgesamt 30 Kilometer Länge, darunter viele einmalige Dokumente aus dem Mittelalter und mehr als 800 Nachlässe und Sammlungen von bedeutenden Komponisten, Architekten und Literaten.