Ein nagelneuer Suchoi Superjet 100 zerschellt an einem erloschenen Vulkan in Indonesien. War das Unglück womöglich ein Anschlag?
Jakarta. Im indonesischen Dschungel haben Bergungskräfte die ersten Leichen an der Absturzstelle des russischen Superjets 100 gefunden. In dem schwierigen Terrain am Steilhang eines Vulkans durchsuchten bei dichtem Nebel hunderte Helfer die Trümmer der Maschine. Die Absturzursache des hochmodernen Jets, der auf einem Schauflug für Kaufinteressenten war, blieb weiter unklar. Ein einflussreicher russischer Politiker argwöhnte, dass Sabotage im Spiel sein könne, um Russlands Flugzeugindustrie zu schaden.
Die Bergung der Opfer war in dem unwegsamen Gebiet kompliziert. Die Leichen müssen mit Hubschraubern ausgeflogen werden. Dafür schlugen die Rettungskräfte zunächst einen Landeplatz in den Steilhang. „Sie haben bislang zwölf Leichen geborgen“, sagte der Chef der Rettungskräfte, Daryatmo, der wie viele Indonesier nur einen Namen trägt. An Bord waren nach russischen Angaben 45, nach indonesischen Angaben 47 Menschen.
Wegen dichten Nebels waren die Einsatzkräfte gezwungen, die Bergung abzubrechen. An diesem Samstag wollen sie die Arbeit fortsetzen. Das Flugzeug sei nach ersten Ermittlungen mit mindestens 450 Kilometern in der Stunde in den Berg gerast, sagte der Sprecher der Einsatzkräfte, Gagah Prakoso. Die Wrackteile sind großflächig verstreut.
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Der Pilot des Flugzeugs vom Typ Suchoi Superjet 100 hatte am Mittwoch aus bislang ungeklärten Gründen 20 Minuten nach dem Start um Erlaubnis gebeten, die Flughöhe verlassen zu dürfen. Dann brach der Funkkontakt ab.
Der russische Senator Alexander Torschin forderte, bei den Ermittlungen einen möglichen Anschlag nicht auszuschließen. Der Konkurrenzkampf in der internationalen Luftfahrt sei extrem hoch, sagte der Vizechef des Föderationsrates. Außer Russland habe niemand Interesse an einem solch neuartigen Passagierflugzeug, sagte er der Agentur Interfax.
Die Ermittler müssten die Frage stellen, wem ein solches Fiasko nütze. Einen Fehler des Piloten, den er als erfahren bezeichnete, bezweifelte der Politiker. Russische Behörden betonten, dass es weiter keinen Grund für einen Stopp des Prestigeprojekts gebe.
Die Präsidenten Russlands und Indonesiens telefonierten inzwischen miteinander. „Wir haben beide unsere Trauer zum Ausdruck gebracht und vereinbart, bei der Aufklärung des Unglücks zusammenzuarbeiten“, sagte der indonesische Präsident Susilo Bambang Yudhoyono, der am Flughafen von Jakarta Angehörige tröstete. Kremlchef Wladimir Putin ließ 42 Experten und einen Hubschrauber nach Jakarta schicken. Alle Helfer hätten Erfahrung für die Arbeit im Gebirge, sagte die Sprecherin des Zivilschutzministeriums, Irina Andrianowa. (dpa)