Seit Sara Nuru 2009 “Germany's next Topmodel“ wurde, engagiert sie sich zunehmend in Äthiopien. Nun ist sie wieder zu Besuch im Heimatland ihrer Eltern.
Addis Abeba. Fast winzig wirkt die äthiopische Marathonlegende Haile Gebrselassie neben "Germany's next Topmodel“ Sara Nuru. In seinem Büro im achten Stock des „Alem“-Gebäudes in Addis Abeba treffen sich der 1,64 kleine Weltrekordler und das Model mit den afrikanischen Wurzeln zum ersten Mal. „Ich kenne seinen Namen schon, seit ich ein Kind war, und bin total aufgeregt!“, schwärmt Nuru. „Sein Name steht für Äthiopien wie kein anderer - was für eine Ehre, ihn kennenlernen zu dürfen.“
Die in Erding bei München aufgewachsene 22-Jährige, die sich schon seit Jahren als Sonderbotschafterin für Karlheinz Böhms Äthiopienstiftung „Menschen für Menschen“ (MfM) engagiert, ist zum fünften Mal im Heimatland ihrer Eltern. Nach einem mehrtägigen Trip zu MfM-Projekten im Südwesten Äthiopiens, wo sie unter anderem eine Schule eröffnete und ein Kinderheim besuchte, wartet am Donnerstag noch eine ganz besondere Aufgabe auf sie: Nuru darf Gebrselassie eine Urkunde überreichen, die ihn ab sofort ebenfalls zum offiziellen Botschafter der Organisation macht.
Die Stimmung ist gelassen und herzlich, der Marathonmann und das Model mögen sich auf Anhieb. „Ich habe in den Medien zum ersten Mal von Sara gehört“, sagt er. „Es ist einfach großartig, wenn jemand mit äthiopischen Wurzeln so berühmt wird, und sie hat seit dem Gewinn der Show vor drei Jahren auch in Äthiopien schon so viel erreicht.“ Fast wie ein väterlicher Rat klingt es dann, als der Sportler erklärt, dass Menschen wie Sara sich immer höhere Ziele setzen und „nicht horizontal sondern vertikal“ denken sollten. „Wahre Schönheit kommt von innen, nicht von Gesichtscremes“, erklärt er weise.
„Ich habe noch ein Bild vor Augen, wie mein Vater schreiend vor Freude vor dem Fernseher steht und jubelt, weil Haile wieder einmal mit der äthiopischen Flagge in der Hand auf dem Siegertreppchen stand - diese Momente werde ich nie vergessen“, sagt Nuru lächelnd. „Ich kann kaum glauben, dass ich ihn jetzt persönlich treffen durfte, und er ist so nett und gastfreundlich.“
Die Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Äthiopier berühren Nuru bei jedem Besuch ganz tief. „Früher habe ich immer gedacht, ich könnte niemals in Äthiopien leben, aber je öfter ich das Land besuche, umso angekommener fühle ich mich“, sagt sie nachdenklich. Immerhin lebt der Großteil ihrer Familie immer noch in dem Land am Horn von Afrika - aber ihre Großmutter mütterlicherseits, die im Norden in der historischen Stadt Axum wohnt, hat Sara erst zwei Mal getroffen.
Dennoch sei es ihren Eltern immer sehr wichtig gewesen, dass die vier Töchter ihre Wurzeln kennen. Sara liebt äthiopische Musik und äthiopisches Essen, und sie sieht auch jedes Mal die Veränderungen, die das Land durchlebt. Viele Leute in Europa würden Äthiopien noch immer mit Dürre, aufgeblähten Bäuchen und Kindern mit Fliegen in den Augen assoziieren, sagt das Mannequin. „Das gibt es natürlich auch, aber es hat sich auch so viel getan, überall wird gebaut, es werden Wolkenkratzer hochgezogen, es tut sich ganz viel in diesem Land.“
Wie eine „Wallfahrt“ sei deshalb jeder Trip, betont sie. „Wenn ich dann zurück nach Deutschland komme, bin ich viel geerdeter als vorher.“ Ihr festes Ziel ist es deshalb, mindestens einmal im Jahr ihre „zweite Heimat“ zu besuchen, am liebsten auch einmal wieder mit der ganzen Familie.
Weitere Treffen mit Marathonläufer Gebrselassie sind dabei nicht ausgeschlossen: Immerhin sind die beiden nun Kollegen bei „Menschen für Menschen“. Und Haile läuft seine Marathons eigenen Angaben zufolge mit Vorliebe in Deutschland, der Schweiz und Österreich. Zum Münchner Oktoberfest will der 39-Jährige auch einmal - und Sara hat ihn bereits an ihren Tisch eingeladen.