Stephanie zu Guttenberg engagiert sich im Kinderschutzverein “Innocence in Danger“ gegen Missbrauch. Zurzeit arbeitet sie von Amerika aus.
Berlin. Stephanie zu Guttenberg (35) lässt den Zeitpunkt ihrer Rückkehr aus den USA offen. „Ich bin kein Prophet“, sagte die Ehefrau von Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg am Donnerstag in Berlin. Die Familie war nach dem Rücktritt des CSU-Politikers im März 2011 einige Zeit später nach Connecticut an die US-Ostküste gezogen. Bei der Pressekonferenz war Stephanie zu Guttenberg gefragt worden, wann sie bei ihrer Arbeit keine Videokonferenzen mehr machen müsse und wieder hier sei.
Als Präsidentin der Kinderschutzorganisation „Innocence in Danger“ warb die zweifache Mutter auf dem Podium um mehr Aufmerksamkeit für das Thema Missbrauch. „Deutschland ist im Kinderschutz immer noch Entwicklungsland“, kritisierte sie. Es sei eine „bittere Wahrheit“, dass es sich der Staat noch recht bequem mache beim Kinderschutz. Jedes fünfte Mädchen und jeder achte Junge werde Opfer eines sexuellen Übergriffs. Mit dem Internet habe der Missbrauch eine neue Dimension erreicht. „Die Netzwerke werden immer brutaler.“
In den USA sei das Thema sexueller Kindesmissbrauch „sehr viel bewusster“ als hierzulande, so zu Guttenberg. „Die Amerikaner haben unfassbar gute Aufklärungswebseiten.“ Ihre beiden neun und elf Jahre Töchter seien noch nicht bei Facebook. Das sei auch eine Altersfrage. Beeindruckt ist sie, wie viel Wert auf Medienerziehung in den USA gelegt wird.
Zu Guttenberg verteidigte auch das umstrittene RTL-II-Format „Tatort Internet“, bei dem sie mitgemacht hatte. „Wir haben sehr viele Leute erreicht.“ Eine Fortsetzung wäre demnach möglich, wenn es der Aufklärung diene. Für „Innocence in Danger“ hatte zu Guttenberg 2010 eine halbe Million Euro beim TV-Quiz „Wer wird Millionär?“ gewonnen. Auch diesen Einsatz würde sie für den Kinderschutz wiederholen.
Die Geschäftsführerin des vor zehn Jahren gegründeten deutschen Vereins, Julia von Weiler, erklärte, wie gefährlich das Internet für Kinder sein kann. Sie forderte im Kampf gegen Missbrauch eine Aufhebung von Verjährungsfristen, eine bessere Ausstattung der Beratungsstellen und mehr Ausbildung für alle, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. „Die Täter sind mitten unter uns“, warnte sie.
Eine Hotline von „Innocence in Danger“ hat nach Vereinsangaben in sieben Jahren 26.000 Anfragen bearbeitet. Zu Guttenberg plädierte dafür, das Thema in Schulen zu behandeln. Schauspieler Til Schweiger wurde vom Verein in einem schriftlichen Grußwort zitiert: „Innocence in Danger“ traue sich, laut zu sein und die Aufmerksamkeit auf „eines der schlimmsten Verbrechen“ zu lenken - „sexuellen Kindesmissbrauch in Familien, Institutionen, der Nachbarschaft und im Netz“.