Hamburg. Am Sonnabend beginnt die Feldsaison 2022/23. Das Abendblatt gibt einen Überblick über Ziele und Kaderzusammenstellung.

Ungewöhnlich lang war sie, die Sommerpause im Hockey. Wo normalerweise zwischen den großen internationalen Turnieren und dem Saisonstart der Feldbundesligen nur wenige Wochen liegen, gab es in diesem Jahr nach dem Ende der Damen-WM in Spanien und den Niederlanden sieben Wochen Pause. Grund dafür ist, dass die Herren ihre Welttitelkämpfe erst vom 13. bis 29. Januar 2023 in Indien austragen. An diesem Sonnabend nun starten die acht Hamburger Teams in die Spielzeit 2022/23. Das Abendblatt gibt einen Überblick über die Kaderveränderungen und die Saisonziele.

Damen: Club an der Alster: Die wichtigste Veränderung ist auf der Trainerbank zu finden. Der Niederländer Stan Huijsmans (38) hat das Amt des Cheftrainers übernommen, das sein Vorgänger Jens George unglaubliche 23 Jahre ausgeübt hatte. Huijsmans gilt als ausgewiesener Strafeckenexperte, der allerdings am Spielstil – ballbesitzorientiertes Offensivpressing mit viel Torgefahr – nichts Grundlegendes verändern will. „Wir brauchen natürlich noch etwas Zeit, um uns aneinander zu gewöhnen, aber das Final Four ist ganz klar unser Ziel“, sagt der neue Coach. Wichtigster Neuzugang ist eine alte Bekannte. Außenverteidigerin Kira Horn (27) ist nach ihrem Auslandsjahr in der niederländischen Eliteliga zurück in Hamburg. Auch U-18-Nationalstürmerin Katharina Haid (18/SAFO Frankfurt) und Englands U-21-Auswahlspielerin Vicki McCabe (21), die zuletzt in Bath spielte, sind interessante Verpflichtungen.

Großflottbeker THGC: Der spektakulärste Zugang des Sommers spielt an der Otto-Ernst-Straße. In Agustina Gorzelany (26) konnte der GTHGC die weltbeste Strafeckenschützin verpflichten, die Argentinierin war bei der WM mit acht Treffern Torschützenkönigin.

Agustina Gorzelany wechselte zum Großflottbeker THGC. Die Argentinierin gilt als beste Strafeckenschützin der Welt.
Agustina Gorzelany wechselte zum Großflottbeker THGC. Die Argentinierin gilt als beste Strafeckenschützin der Welt. © Imago Images

„Das ist für uns schon etwas ganz Besonderes“, sagt Tobias Weißer (28), der aus dem Stab des Clubs an der Alster kam und seinen ersten Cheftrainerposten in der Bundesliga übernommen hat. Angesichts der weiteren Zugänge von Nationalspielerinnen – Sofi Maldonado (27/Italien), Julia Balcerzak (20/Polen) und Lizzie Murphy (24/Irland) – kann das Saisonziel nur lauten, nicht wieder in die Play-down-Runde zu müssen.

Harvestehuder THC: Internationale Verstärkung ist auch auf dem Voßberg zu bewundern. Die Nationalspielerinnen Oriana Galitricio (21/Argentinien) und Denise Krimerman (27/Chile) sollen helfen, die Abgänge der Routiniers Emma Nolting (26/beruflich zurück nach Braunschweig) und Annelotte Ziehm (27/beruflich nach Erlangen) zu kompensieren. Zudem spielt Ex-Nationalspielerin Teresa Martin Pelegrina (24), die vom Uhlenhorster HC kam, nun wieder mit ihrer Schwester Marisa (22) im selben Team. Die vergangene Saison mit der ersten Endrundenteilnahme auf dem Feld sei ein großer Ansporn für sein Team, sagt Cheftrainer Paul Pongs (31). „Aber wir wissen auch, dass wir hart arbeiten müssen, um das wieder zu schaffen. Erstes Ziel ist das Viertelfinale.“

Uhlenhorster HC: Am Wesselblek ist mit dem Karriereende der Schwestern Janne (35) und Roda Müller-Wieland (32) eine Ära zu Ende gegangen. Dennoch ist Cheftrainer Johannes Persoon (29) guter Dinge, einen Kader zu haben, mit dem mehr möglich ist als das Viertelfinalaus der vergangenen Saison. Große Stücke setzt er auf die neuseeländische Nationalstürmerin Alia Jaques (27). „Sie ist sehr erfahren, bringt viel Ruhe und Struktur in unser Spiel. Der Kern des Teams ist zusammengeblieben, die Endrunde ist möglich.“

Saisonstart: Das sind die neuen Hockey-Teams der Herren

Club an der Alster: Den kleinsten Umbruch gab es im Kader von Cheftrainer Sebastian Biederlack (40). Lediglich das Karriereende von Patrick Schmidt (33) galt es zu kompensieren. Neu im Team sind die Nationalspieler Federico Fernandez Onega (30/Argentinien) und Dan Kyriakides (27/Wales). „Ich halte mein Team für absolut konkurrenzfähig“, sagt Biederlack, der nach dem Viertelfinalaus in der vergangenen Saison das erneute Erreichen der Play-offs als Ziel ausgegeben hat.

Hamburger Polo Club: Nach dem unglücklich gegen RW Köln verlorenen Finale kann es für die Auswahl von Chefcoach Matthias Witthaus (39) nur das Ziel geben, den letzten Schritt zu gehen – dennoch warnt der langjährige Rekordnationalspieler vor zu hohen Erwartungen. „Wir haben bislang noch kein Testspiel mit dem gesamten Kader bestreiten können und wissen nicht, wo wir aktuell stehen. Aber natürlich ist die Endrunde unser Ziel“, sagt er. Um es zu erreichen, wurde der Kader erneut aufpoliert. Toptransfer ist National-Außenverteidiger Niklas Bosserhoff (24), der von Uhlenhorst Mülheim kam. Abwehrspieler Aidan Sarikaya (26) ist der fünfte neuseeländische Auswahlspieler bei Polo, in Benjamin Kölbl (19) konnte zudem ein Toptalent aus Österreich gewonnen werden.

Harvestehuder THC: Die Schwarz-Gelben müssen sich daran gewöhnen, dass Rekordnationalspieler Tobias Hauke (34) nach seinem Karriereende nicht mehr das Team anführt. Zudem verließen sechs weitere Spieler das Team von Cheftrainer Christoph Bechmann (50), der in Santiago Binaghi (22/Argentinien), Hywel Jones (25/Wales), Christoph Soldat (22) und Moritz Frey (20/beide Österreich) vier Nationalspieler und mit Kilian Pöhling (25/Polo) einen namhaften Rückkehrer im Aufgebot begrüßen kann. „Saisonziel ist, die Endrundenteilnahme der vergangenen Saison zu bestätigen und die Lücke, die Tobi Hauke hinterlässt, so gut wie möglich zu schließen“, sagt Bechmann.

Uhlenhorster HC: Nach mehreren Jahren des Umbruchs hofft Cheftrainer Benedikt Schmidt-Busse (45) auf eine ruhigere Saison. Die Abgänge der Leistungsträger Julius Schmid (31), Tino Teschke (28) und Ken Gorny (29), die alle ihre Karrieren beendeten, sollen durch die Zugänge der Nationalspieler Tobias Martins (24/Argentinien), Koji Yamasaki (26/Japan), Nils Strabucchi (23/Chile) und Florian Sperling (21/Deutschland U 21) sowie Abwehrspieler Moritz Möker (26/zuletzt in den Topligen Spaniens und der Niederlande aktiv), kompensiert werden. „Minimalziel ist das Viertelfinale, spielerisch sollten wir stärker sein als vergangene Saison“, sagt Schmidt-Busse.

Hockey: So ist der Modus der neuen Saison

Die Feldbundesligen der Damen und Herren sind in je zwei Sechserstaffeln aufgeteilt. Zunächst spielen bis Ende Oktober alle zwölf Teams in einfacher Hinrunde gegeneinander. In der Rückrunde, die Ende März beginnt, stehen nur noch fünf Partien gegen die Staffelkonkurrenz an. Anschließend ermitteln die jeweils vier besten Teams jeder Staffel im Play-off-Viertelfinale die vier Teilnehmer an der Final-Four-Endrunde, die jeweils zwei schlechtesten Teams jeder Staffel spielen im Play-down die beiden Absteiger aus.

  • Spiele der Hamburger Teams am Wochenende: Damen (alle Sonnabend): Großflottbek – Mannheimer HC, 11.30 Uhr, Otto-Ernst-Straße; UHC – TSV Mannheim, 12 Uhr, Wesselblek; Mülheim – Alster, 12 Uhr; HTHC – München, 14 Uhr, Barmbeker Straße; Sonntag: Alster – TSV Mannheim, 13 Uhr, Am Pfeilshof. Herren (beide Sonnabend): UHC – Polo, 14.30 Uhr, Wesselblek; HTHC – Alster, 16.15 Uhr, Barmbeker Straße.