Hamburg. Mit Viva con Agua als Partner will der Verein in Zukunft sein Engagement vor Ort ausbauen. So sieht das Konzept aus.

Dereinst, wenn wir auf die Corona-Pandemie zurückblicken und uns fragen werden, was sie möglicherweise an Gutem hinterlassen hat, wird Delf Ness eine wichtige Episode beisteuern können. Zumindest hofft der 57-Jährige das, denn der Stillstand hatte den Hamburger dazu animiert, über den Status quo seines Herzensprojekts nachzudenken.

2009 hatte der Unternehmensberater unter dem Motto „Hamburg Hockey hilft“ das „Alster Grootbos Hockey Projekt“ ins Leben gerufen. Unterstützt von seinem Heimatverein Club an der Alster wurden in der südafrikanischen Region Gansbaai Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien durch sportliche Aktivitäten in ihrer Entwicklung gefördert und von Freiwilligen aus Deutschland angeleitet.

„Wir haben schon länger überlegt, wie wir noch mehr Hilfsbedürftige erreichen könnten, ohne den finanziellen Bedarf signifikant zu erhöhen“, sagt Delf Ness. Deshalb machte er sich, während in Südafrika wegen des grassierenden Coronavirus keinerlei Reisetätigkeiten möglich waren, auf die Suche nach einem neuen Partner – und fand ihn in der in Hamburg ansässigen Non-Profit-Organisation Viva con Agua, die sich für einen sicheren Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung einsetzt.

Hockey: Ein Trio hat das Konzept für Südafrika erstellt

Das vom ehemaligen St.-Pauli-Fußballprofi Benjamin Adrion gegründete Sozialunternehmen betreibt in Kapstadt, der Hauptstadt der Kapregion und rund zwei Autostunden nordwestlich vom alten Standort entfernt, die Villa Viva Cape Town. Das im Oktober 2021 eröffnete, zentral gelegene Gästehaus mit 31 Zimmern ist die kleine Schwester der im Hamburger Münzviertel geplanten Villa Viva Hamburg, die Ende 2023 eröffnen soll.

Die Mehrheit der dort erwirtschafteten Gelder fließt in die Sozialprojekte von Viva von Agua. Co-Founder in Kapstadt ist Moritz Wrubel, ein seit 2007 in Südafrika lebender Deutscher, der mit Delf Ness und Feico Mulder, Präsident des Dachverbands Western Province Hockey Union, das neue Konzept erarbeitet hat.

Unter dem Namen „Alster Cape Town Hockey Project“ sollen künftig mindestens drei deutsche Freiwillige gleichzeitig ihren sozialen Dienst in Südafrika verrichten können. Lebten die Volunteers bislang in Privathäusern, haben sie nun Zimmer im Gästehaus – und damit sofort Anschluss an das soziale Leben.

Trainiert werden die Kinder und Jugendlichen nicht, wie bislang in Gansbaai, auf Anlagen der Grootbos Hockey Foundation, sondern im Umfeld ihrer Townships, was eine enge Verzahnung mit Schulen und Vereinen ermöglicht. „Wir haben dank unserer Netzwerke eine starke Verbindung in diese Communitys und können deshalb auch für die Sicherheit unserer Volunteers garantieren, die oberste Priorität hat“, sagt Moritz Wrubel.

Kinder sollen durch Hockey Hygiene lernen

Gearbeitet wird zum Beispiel in Langa, dem ersten Kapstädter Stadtteil, der für die schwarze Bevölkerung errichtet wurde, oder in Khayelitsha, mit rund einer Million Einwohnenden eins der größten Townships Südafrikas. „Der Vorteil daran, dass wir vor Ort arbeiten, ist die Verbreitung. Konnte das Projekt bislang rund 250 Kindern im Jahr eine Förderung anbieten, erreicht ein Volunteer jetzt bis zu 100 Kinder und Jugendliche in der Woche“, sagt Moritz Wrubel, der die Idee hatte, den Kindern über das Hockeytraining spielerisch den Umgang mit Hygiene näherzubringen. So soll es Trainingsformen geben, an deren Ende die jungen Hockeytalente das richtige Händewaschen einüben. „Hockey for Wash“ nennt sich das dann.

Hockey: Benefizgala in Hamburg geplant

Im Februar dieses Jahres war die Hamburgerin Johanna Rickheit (20) erste Volontärin vor Ort. „Sie war unsere Testperson. Alles ist so gut gelaufen, dass wir jetzt richtig loslegen können“, sagt Delf Ness. Die Bewerbung ist ab sofort unter alstercapetown.org freigeschaltet. Interessenten müssen mindestens 18 Jahre alt sein, gut Hockey spielen, Erfahrungen im Kindertraining vorweisen können – und bereit sein, sich für mindestens drei Monate sozial zu engagieren.

Im November wird es in Hamburg einen Benefizabend geben, um für finanzielle Unterstützung zu werben. „Ich bin mir sicher, dass wir mit Viva con Agua an der Seite etwas Großes erschaffen können“, sagt Delf Ness. Gelingt das, dann hätte die Pandemie geholfen, die Welt ein Stück besser zu machen.