Hamburg. In der Handelskammer wurden am Montagabend die Auszeichnungen überreicht. Den Ehrenpreis erhielt ein bekannter Bürger der Stadt.

Die lange Zeit des Wartens, am Montagabend war sie vorbei: Endlich wieder Hamburger Sportgala, endlich konnten sich die Sportlerinnen und Sportler wieder den Applaus abholen, den sie sich auch im vergangenen Jahr mit ihren außergewöhnlichen Leistungen verdienten.

Nachdem die Ehrung 2021 wegen der Pandemie nur digital durchgeführt werden konnte, versammelten sich rund 350 geladene Gäste aus Sport, Politik, Wirtschaft und Kultur wieder in Präsenz, und das erstmals seit 2015 an altbekannter Stätte: Im Börsensaal der Handelskammer, der von 2006 an den festlichen Rahmen gegeben hatte, ehe die Veranstaltung für einige Jahre in die Volksbank-Arena im Volkspark umgezogen war, die heute q.beyond Arena heißt. Durch den Abend (2G-plus-Veranstaltung) führte das Moderatoren-Duo Vanessa Seifert und Stefan Walther.

Hamburger Sportgala: Ronald Rauhe ehrt Edina Müller

Zunächst gehörte die Bühne den Sportlerinnen und Sportlern. Die Freude bei Edina Müller war riesig, als sie den ersten Preis des Abends erhielt. Nicht nur, weil die 38-Jährige vom Hamburger Kanu Club als Sportlerin des Jahres angemessen für ihre paralympische Goldmedaille im Einerkajak bei den Spielen in Tokio (24. August bis 5. September) belohnt wurde, sondern auch, weil mit Ronald Rauhe ein ganz besonderer Sportsmann die Laudatio hielt.

Hamburgs Spportlerin des Jahres Edina Müller mit Laudator Ronald Rauhe.
Hamburgs Spportlerin des Jahres Edina Müller mit Laudator Ronald Rauhe. © WITTERS | Tim Groothuis

Der 40-Jährige, der seine herausragende Karriere bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio (23. Juli bis 8. August) mit Gold im Vie­rerkajak und als Fahnenträger auf der Schlussfeier beendet hatte, war aus Berlin angereist, um seine Mixedpartnerin, mit der er auf deutschen Meisterschaften mehrere Titel eingesammelt hatte, mit persönlichen Worten zu ehren. Müller setzte sich in der Wahl gegen NRV-Seglerin Susann Beucke (30/Olympia­silber in Japan im 49erFX) und Judoka Renée Lucht von der HT 16 durch.

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Boris Herrmann Hamburgs Sportler des Jahres

Leider nur digital aus dem französischen Lorient in der Bretagne zugeschaltet, konnte Boris Herrmann seine Auszeichnung als Sportler des Jahres entgegennehmen. Der Applaus für den Segler, der mit seinem Weltumrundungs-Abenteuer bei der Einhandregatta „Vendée Globe“ Anfang 2021, die er nach einer Kollision mit einem Fischerboot in der Bucht von Biscaya auf Rang fünf beendete, war dennoch so stürmisch, wie es der 40-Jährige liebt.

Segler Boris Herrmann ist Hamburgs Sportler des Jahres.
Segler Boris Herrmann ist Hamburgs Sportler des Jahres. © WITTERS | Valeria Witters

Der Hamburger Klimaforscher Professor Mojib Latif (67), der die Laudatio auf Herrmann hielt, hob die Bedeutung von dessen Projekten für die Wissenschaft hervor. Den Preis nahm auf der Bühne Teammanagerin Holly Cova entgegen. Nominiert in der Kategorie Sportler des Jahres waren auch Hockey-Rekordnationalspieler Tobias Hauke (34) und Leichtathlet Lucas Ansah-Peprah (22).

Heil/Plößel als bestes Team ausgezeichnet

Damit jedoch war der Segelsport noch nicht am Ende des Feierns angelangt. Auch in der Kategorie Mannschaft des Jahres durften sich mit Erik Heil (32) und Thomas Plößel (33) zwei Wassersportler über Rang eins freuen. In ihrer Laudatio hob TV-Moderatorin Susanne Böhm (44) den Rekord hervor, um den das Duo vom Norddeutschen Regatta Verein (NRV) in Seglerkreisen weltweit beneidet wird. Seit 7646 Tagen sitzen Heil/Plößel, die in Tokio ihre zweite olympische Bronzemedaille im 49er gewannen, in einem Boot.

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Umso bitterer also, dass Erik Heil, der in Strande bei Kiel einen Hof übernommen hat und dort aktuell ukrainische Kriegsflüchtlinge beherbergt, zur Sportgala allein anreisen musste. Thomas Plößel hatte aber die beste Entschuldigung, die ein Segler haben kann. Weil er für seinen Vater ein Boot überführt, war er am Montagabend vor Italien auf dem Wasser unterwegs.

Erik Heil (r.) und Thomas Plößel sitzen seit ihrer Jugend erfolgreich in einem Boot.
Erik Heil (r.) und Thomas Plößel sitzen seit ihrer Jugend erfolgreich in einem Boot. © WITTERS | Valeria Witters

Wie in den Jahren zuvor wurde auch der Active City Award verliehen, erstmals mit einer Siegprämie in Höhe von 5000 Euro dotiert, um die Preisträgerinnen und Preisträger noch nachhaltiger zu unterstützen, wie die Stadt Hamburg mitteilte. Freuen über die Ehrung und Unterstützung durfte sich die Evangelische Stiftung Alsterdorf mit dem Projekt „Sportlotse – gemeinsam mehr bewegen“. Die Initiative sorgt dafür, dass Strukturen und neue Wege geebnet werden, um Menschen mit Behinderung den Zugang zum Sport zu erleichtern. Es sollte selbstverständlich sein, dass jeder Mensch ein passendes Sportangebot in seiner Nähe finden kann, denn momentan gibt es in Hamburg noch zu wenig Sport- und Bewegungsangebote für Menschen mit Behinderung. Die Laudatio hielt Sportsenator Andy Grote.

Ehrenpreis geht an Sportmäzen Alexander Otto

Bei der Gala-Veranstaltung wurden außerdem mehr als 100 Hamburger Sportlerinnen und Sportler für deutsche Meisterschaften und internationale Erfolge im Jahr 2020 und 2021 geehrt.

Anders als in den vergangenen Jahren blieb es bis zur Veranstaltung ein gut gehütetes Geheimnis, wer in diesem Jahr den Ehrenpreis der Hamburger Sportgala erhalten soll. „Immer, wenn es darauf ankam, hat er sich für Hamburgs Sport engagiert und hat viel gegeben: Leidenschaft, Zeit und jede Menge Geld“, sagte Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider in seiner Laudatio, bevor er Alexander Otto auf die Bühne bat, der für sein vorbildliches Engagement geehrt wurde.

Der Unternehmer unterstützt seit vielen Jahren den Sport in seiner Heimatstadt mit mehreren Millionen Euro und sieht dabei immer das große Ganze und die gesellschaftspolitischen Potenziale des Sports. Dabei überspannt die Unterstützung das gesamte Spektrum des Sports – von Inklusionsprojekten über Bezirkssportanlagen und die Hamburger Bewerbung für Olympische und Paralympische Spiele bis zur Jugendförderung in Clubs.

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Ottos Leidenschaft für den Sport war früh geweckt. Wenn man tief in das Archiv des Abendblatts einsteigt, findet sich der Name Alexander Otto schon am 25. August 1975. Mit Vater Werner hatte er als Achtjähriger im alten Volksparkstadion das Bundesligaspiel des HSV gegen Borussia Mönchengladbach besucht. Ein ödes 0:0, aber egal. „Natürlich“, sagte der Steppke auf die Frage des Reporters, „kenne ich alle Spieler vom HSV.“ Die Liebe und Unterstützung zum HSV und dem Sport waren also schon früh da. Väter prägen – und Otto beruft sich ja auch bei seinen Engagements auf das Vorbild des Vaters, der mit zahlreichen Stiftungen und Spenden, vor allem der 1969 gegründeten Werner-Otto-Stiftung, Millionen für soziale Zwecke zur Verfügung stellte.

Sport blieb immer auch ein wichtiger Teil im Leben des Alexander Otto. Fan des HSV, klar. Selbst aktiv ist er als begeisterter Skifahrer und Tennisspieler. Er bestreitet noch regelmäßig für den Klipper THC Punktspiele. Die Werte des Sports, Gemeinschaft, Fair Play, Integration, Sozialisation von Kindern und Jugendlichen – das sind eben nicht nur Worthülsen für Sonntagsreden, sondern wichtig für die Gesellschaft. Dies aktiv zu fördern und zu unterstützen war immer ein Wunsch Ottos.

Natürlich ist es ein großes Glück und Privileg, wenn jemand die finanziellen Möglichkeiten zu einem solchen Engagement hat. Laut der aktuellen Forbes-Liste ist Alexander Otto einer der reichsten Deutschen. Sich dieses großen Privileges bewusst zu sein und daraus die Konsequenz zu ziehen, der Allgemeinheit etwas abzugeben, ist aber noch ein weiterer Schritt.

Alexander Otto: wertvolle Arbeit an der Basis des Sports

Otto ist diesen Schritt spätestens 2006 mit der Gründung der Alexander-Otto-Sportstiftung gegangen. „Der Sport ermöglicht Teilhabe und Miteinander, was ganz wichtig für jeden Einzelnen, aber auch unsere Gesellschaft ist. Dazu möchte meine Stiftung durch Förderungen, Würdigungen und Dialog beitragen“, sagt der Stifter. „Die Alexander-Otto-Sportstiftung ist einer der stärksten Partner der Active City“, weiß Sportsenator Grote, „wir brauchen Menschen, die sich mit Herz, Weitblick und großzügig in dieser Weise engagieren.“ Mehr als 300 Projekte vor allem im Breitensport hat die Stiftung mittlerweile gefördert, rund 17 Millionen Euro sind an Vereine und Initiativen geflossen.

Ottos Engagement reicht jedoch weit über die Stiftung hinaus. Er ließ am Volkspark die Trainingsarenen für die Freezers und die Handballer des HSV Hamburg errichten, in denen das Stiftungskapital gebunden ist. Otto ermöglichte mit einer Zehn-Millionen-Euro-Spende den Bau des HSV Campus am Volkspark, er arbeitete selbst im Aufsichtsrat des Vereins vor der Ausgliederung mit. Otto half entscheidend bei der Sanierung des Haus des Sports an der Schäferkampsallee. 2018/19 brachte er sich mit acht Millionen Euro sowie der Projektsteuerung durch sein Unternehmen ECE in die Sanierung des Tennisstadions am Rothenbaum ein. Damit war die Zukunft des traditionsreichen Tennisturniers gesichert, und auch grandiose Beachvolleyball-Events wie die WM 2019 sind nun weiter möglich.

Fast wichtiger als diese „Leuchtturmprojekte“ für das tägliche Sportleben in der Hansestadt sind aber die „kleinen“ Förderungen. Die sportliche Basisarbeit wird dadurch gestärkt und teilweise erst ermöglicht. Otto springt oft dort ein, wo die Stadt es nicht kann, will oder darf. Die Stiftung gehört zu den Unterstützern der vom Abendblatt gestarteten Initiative „Kids in die Clubs“, mit der Kindern aus einkommensschwachen Familien eine kostenlose Mitgliedschaft in Sportvereinen ermöglicht wird. Der Werner-Otto-Preis fördert seit zwölf Jahren den Integrations- und Behindertensport. Zahlreiche Vereine haben Hilfen erhalten. Hockeybanden, Sportrollstühle, Freizeitfahrten, Schwimmkurse, Kletterwände, Bodenmatten – es ist zu viel, um alles aufzuzählen.

„Ich darf Ihnen für die vielen großen und kleinen zukunftsweisenden Projekte danken, die Sie im Freizeit- und Leistungssport fördern“, sagt Ulrich Lopatta vom Walddörfer SV, der Sprecher der Topsportvereine der Metropolregion Hamburg stellvertretend für viele Clubs, „und gratuliere zu Ihrem Ehrenpreis.“

So lief die Abstimmung: Die Abendblatt-Leserinnen und -Leser hatten mit ihrem Votum (online und telefonisch) eine Stimme am Jurytisch, genauso wie Sportsenator Andy Grote, Daniel Knoblich (Vorsitzender des Hamburger Sportbundes), Alexander Otto (ECE), Hockey-Nationalspielerin Janne Müller-Wieland und Abendblatt-Sportchef Alexander Laux. Jede Partei verteilte in den Kategorien Sportlerin, Sportler und Mannschaft des Jahres Punkte für die drei Plätze, die niedrigste Gesamtpunktzahl gewann.