Der Hamburger Tennisprofi besiegte Simon locker mit 6:3 und 6:1 und steht beim ATP-Masters-Turnier in Miami im Halbfinale. Haas hatte in der Runde zuvor gegen den Weltranglisten-Ersten Djokovic für eine Sensation gesorgt.
Hamburg. Die sagenhafte Erfolgsstory von Tommy Haas beim ATP-Masters-Turnier in Miami geht weiter. Einen Tag nach seiner 6:2, 6:4-Lektion für den serbischen Branchenprimus Novak Djokovic ließ der gebürtige Hamburger auch dem Franzosen Gilles Simon keine Chance. In nur 64 Minuten düpierte der fast 35 Jahre alte Tennisprofi die Nummer elf der Setzliste mit 6:3, 6:1 und erreichte das Halbfinale. Das war in Miami zuvor noch keinem deutschen Profi gelungen.
„Es ist ja noch nicht vorbei. Ich hoffe, dass ich vielleicht sogar noch einen Schritt weiterkomme, das wäre ein Traum“, sagte Haas. Für Simon wurde das Abendmatch auf dem Center Court indes zum Alptraum. Der gewohnt kampf- und laufstarke Rechtshänder hatte zuletzt 2008 gegen Haas gewonnen, diesmal wurde er vorgeführt. „Ich wusste, dass Tommy stark beginnen wird, aber ich konnte trotzdem einfach nichts machen. Wenn er so weiterspielt, kann er das Turnier gewinnen“, sagte Simon über Haas, der am kommenden Mittwoch 35 Jahre alt wird.
Haas gewann 23 von 28 Punkten bei seinem ersten Aufschlag, nutzte im ersten Satz seinen einzigen Breakball zum vorentscheidenden 5:3 und spielte im zweiten Durchgang wie im Rausch. Entscheidend sei einmal mehr sein gutes Allround-Spiel gewesen, betonte Deutschlands Vorzeige-Tennisprofi. Zudem sei er nach dem Sieg gegen Djokovic mit viel Selbstvertrauen ins Match gegangen, resümierte Haas.
Nach seinem Super-Match gegen den serbischen Superstar hatte er noch eine Nachtschicht eingelegt, um die vielen Glückwunsch-SMS und E-Mails von Fans und Freunden zu beantworten. „Das war richtig harte Arbeit“, sagte Haas. Auch auf den Social-Media-Seiten machte sich seine Gala gegen den Djoker sofort bemerkbar. Während der 80 Spielminuten stieg der Twitter-Account von Haas um 1300 Follower an.
Der Wahl-Amerikaner bringt in den Tagen von Miami nicht nur die Gegner zur Verzweiflung, sondern auch den Statistikern reichlich Arbeit. Immer wieder müssen diese tief in der Tennis-Geschichte wühlen, um eine ähnliche Story zu finden wie die des Thomas Mario Haas aus dem März 2013. Zuletzt stand die ehemalige Nummer zwei der Weltrangliste 2006 in Paris-Bercy im Halbfinale eines ATP-Masters.
In seinem jetzigen Alter war dies zuvor nur Andre Agassi gelungen, der 2005, wenige Tage vor seinem 35. Geburtstag, ebenfalls in Miami die Vorschlussrunde erreicht hatte und ein paar Monate später sogar beim Masters von Montreal noch im Finale gegen Rafael Nadal spielte.
Vor einem Jahr war Haas als Nummer 145 der Welt nach Key Biscayne gekommen und verließ die Palmeninsel unmittelbar vor dem South Beach von Miami mit einer Zweitrunden-Niederlage gegen Radek Stepanek (Tschechien) und starken Knieschmerzen. Jetzt gehört Haas zu den Top vier der mit 4,2 Millionen Dollar dotierten Veranstaltung.
In der gegenwärtigen Form geht er keineswegs als Außenseiter ins Halbfinale gegen David Ferrer am Freitag (Ortszeit), auch wenn der Spanier beide bisherigen Duelle gewonnen hat und in diesem Jahr bei den Turnieren in Auckland sowie Buenos Aires triumphierte. „Er kommt an jeden Ball, ist immer in Bewegung“, sagte Haas über den Weltranglisten-Fünften und betonte: „Es ist schon faszinierend, was er seit Jahren leistet.“ Für ihn selbst gilt das jedoch umso mehr.