Abfuhr für Ferrari, Hoffnung für Hockenheim, eine Drohung von Fernando Alonso und Sorgen bei Bernie Ecclestone - vor dem Rennen in Monte Carlo gibt es einigen Gesprächsstoff.

Monte Carlo. In der Formel 1 geht es vor dem wichtigsten Rennen des Jahres am Sonntag (14.00 Uhr/live bei Premiere und RTL) in Monte Carlo auf und neben der Rennstrecke rund. Nachdem Ferrari im Machtkampf mit dem Automobil-Weltverband FIA vor einem Pariser Gericht gescheitert ist, verlieren jetzt auch die Fahrer die Lust.

„Wenn die großen Hersteller die Formel 1 verlassen, dann möchte ich nicht mit diesen kleinen Teams fahren. Dann ist das keine Formel 1 mehr. Es gibt ja auch viele andere Rennserien“, sagte Alonso dem Fachmagazin Autosport. Zuvor hatten neben Ferrari schon Alonsos Arbeitgeber Renault, Toyota, Red Bull und BMW mit ihrem Rückzug gedroht, falls die FIA im Streit um die Budgetobergrenze nicht kompromissbereit sein sollte.

„Ich bin besorgt“, sagte Formel-1-Boss Ecclestone: „Ich möchte Ferrari nicht verlieren, und ich denke niemand möchte das.“ Doch die Scuderia ging nach der Vollbremsung am grünen Tisch sofort wieder in die Offensive und erneuerte die Rücktrittsankündigung. „Wenn die Formel 1 zu einer Formel 3 wird, werden wir nicht teilnehmen“, meinte Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo.

Zumindest Toyota weiß er vor dem Treffen der Teamvereinigung FOTA am Freitag auf seiner Seite, denn auch die Japaner erneuerten am Donnerstag ihre Ausstiegsdrohung. „Wenn sich nichts ändert, wird es für die Firma nicht möglich sein, zuzustimmen. Und ich könnte es ihr auch nicht empfehlen“, sagte Motorsportpräsident John Howett.

Doch FIA-Präsident Max Mosley lässt sich nicht vom Sparkurs abbringen. Nach dem Urteilsspruch schickte der 69-Jährige gleich eine Kampfansage nach Maranello. „Kein Wettbewerber sollte seine Interessen über die des Sports stellen, in dem er antritt“, sagte der Brite.

Eine Rumpf-WM 2010 ohne die besten Teams und Fahrer wäre auch für Hockenheim bitter. Die Betreiber der Traditionsstrecke kämpfen derzeit um eine Zukunft als Formel-1-Standort. Nach einem weiteren Krisengipfel keimt plötzlich wieder Hoffnung. Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger stellte den Betreibern eine finanzielle Unterstützung des Landes in Aussicht und will in Kürze bei einem Treffen mit Ecclestone die Rahmenbedingungen abstecken.

Was die Rechte wert sind, wird sich maßgeblich in den nächsten Wochen entscheiden, da ein Ausstieg von Team-Weltmeister Ferrari durch die Niederlage vor Gericht wahrscheinlicher geworden ist. Die Rebellen-Führer scheiterten vor dem Tribunal de Grande Instance in Paris mit einem Eilantrag, mit dem sie die Einführung der Budgetobergrenze stoppen wollte.

Das Gericht erkannte ein von Ferrari angeführtes Veto-Recht bei Regeländerungen nicht an. Die Italiener waren der Meinung, dieses Recht 2005 in einem eigenen Vertrag mit der FIA erhalten zu haben. Ferrari hätte auf den Sitzungen des World Motor Sport Council der FIA im März und April offiziell gegen die Regeln protestieren müssen.

Ferrari und die anderen Rebellen lehnen die Budgetgrenze von rund 44 Millionen Euro ab, da dadurch eine Zwei-Klassen-Gesellschaft entstehen würde. Die FIA will unter den neuen Regularien bereits vom 22. bis 29. Mai insgesamt 13 Plätze für Teams für die Saison 2010 ausschreiben. Ecclestone befürchtet, dass bis zum Ende der Frist „die Mehrheit nicht melden wird“.

Beim FOTA-Treffen am Freitag will Ferrari ausloten, wie groß die Unterstützung der anderen Teams ist, gerade nachdem durch die Anrufung des Gerichts Sonderrechte publik wurden. Man „evaluiere noch, ob man den gerichtlichen Weg weitergehen“ werde, hieß es.

Ebenfalls völlig offen ist die Zukunft des Großen Preises von Deutschland in Hockenheim. Seit Mittwoch beziffert Karl-Josef Schmidt, Geschäftsführer der Hockenheimring GmbH, die Chancen zumindest wieder „auf über 50 Prozent“.

Den großen Durchbruch gab es bei der Sitzung mit Oettinger noch nicht, doch der Landesvater will sich persönlich für den Erhalt des Rennens über 2010 hinaus einsetzen. „Es besteht ein grundsätzliches Interesse aller, eine langfristige und wirtschaftlich tragfähige Lösung zu finden“, sagte der Ministerpräsident. Vom Gespräch, das er mit Hockenheims Oberbürgermeister Dieter Gummer und Vertretern von Mercedes mit Ecclestone führen wird, „will er sicher nicht ohne Erfolg zurückkehren“, sagte Schmidt.