Hamburg. Kein Bundesliga-Team hat in dieser Saison weniger Tore erzielt als die Kiezkicker. Am Millerntor gab es bislang keinen eigenen Treffer.
Hauke Wahl hat am kommenden Freitag um 20.30 Uhr ein ganz besonderes Date. Gemeinsam mit seinem FC St. Pauli empfängt der Innenverteidiger der Kiezkicker im Millerntor-Stadion seinen langjährigen ehemaligen Arbeitgeber Holstein Kiel. Insgesamt achteinhalb Jahre hat Wahl für die Störche gespielt, für die Profimannschaft in der Zeit 235 Spiele absolviert.
„Für mich ist das natürlich kein normales, sondern ein besonderes Spiel. Kiel ist ein Verein, der nach wie vor mein Interesse weckt“, sagte Wahl am Dienstag zu der anstehenden Partie. „Vor allem bin ich aber froh, dass das Spiel Kiel gegen St. Pauli jetzt in der Bundesliga stattfindet.“
St. Pauli gegen Holstein Kiel: Wahl sieht keine übermäßige Bedeutsamkeit
Das Duell der beiden Aufsteiger der vergangenen Zweitligasaison ist gleichzeitig ein Duell der Tabellennachbarn in der Bundesliga. Der Sechszehnte St. Pauli empfängt den Siebzehnten Holstein Kiel. Beide konnten bisher nur den VfL Bochum hinter sich lassen. Auch deshalb ist das Aufeinandertreffen ein, wie es so schön heißt, Sechspunktespiel. Gewinnen die Kiezkicker (acht Punkte) können sie sich von Kiel (fünf Punkte) auf sechs Zähler absetzen. Siegt jedoch das Team von Trainer Marcel Rapp, zieht es mit St. Pauli punktetechnisch gleich. Kein Spiel also wie jedes andere?
Hauke Wahl findet schon. „Ich sehe gar nicht die riesige Bedeutung des Spiels. Am Ende geht es um dieselben drei Punkte wie in jedem anderen Spiel auch“, sagte der 30-Jährige. Und die seien schließlich immer wichtig. Einzig die Erwartungshaltung sei größer, wenn es gegen einen Mitaufsteiger geht, so Wahl. Am Ende sei das Ziel ohnehin klar: „Wir wollen natürlich den ersten Heimsieg feiern.“
St. Pauli nach fünf Heimspielen noch ohne eigenes Tor
Bislang holte der FC St. Pauli aus fünf Heimspielen nur zwei Punkte. Ein 0:0 gegen RB Leipzig und ein 0:0 gegen den VfL Wolfsburg brachten jeweils einen Zähler ein. An Innenverteidiger Wahl und seiner Defensive lag das nicht. 14 Gegentore kassierten die Kiezkicker in insgesamt elf Saisonspielen. Nur Union Berlin, RB Leipzig (beide neun) und der FC Bayern München (sieben) haben weniger kassiert. Das ist eine ziemlich beachtliche Leistung für einen Aufsteiger. Wirft man einen Blick auf Mitaufsteiger Holstein Kiel, haben die mit 28 bereits doppelt so viele Gegentreffer gefangen.
Das Problem: St. Paulis Offensive ist ihrer Defensive nicht annähernd ebenbürtig. Sieben Tore in elf Spielen, davon fünf bei den beiden Auswärtssiegen (3:0 in Freiburg und 2:0 in Hoffenheim) sind deutlich zu wenig, um konstant Punkte einzufahren. Noch immer warten die Kiezkicker nach fünf Heimspielen auf ihren ersten eigenen Treffer im Millerntor-Stadion. „Das spielt gar nicht so eine große Rolle bei uns in der Mannschaft. Aber es ist ja klar, dass wir endlich mal unsere Torhymne hören wollen. Die ist wirklich schön und macht sehr viel Spaß“, sagt Wahl.
St. Pauli offensiv du ideenlos? Wahl kritisiert andere Dinge
Doch die Offensive des FC St. Pauli wirkt oftmals ideenlos. So auch zuletzt bei der 0:2-Niederlage bei Borussia Mönchengladbach. Abgesehen von druckvollen letzten 15 Minuten mit einigen Chancen ging im Spiel nach vorne so gut wie nichts für die Mannschaft von Cheftrainer Alexander Blessin. Was also muss sich aus Hauke Wahls Sicht im Spiel gegen Kiel ändern?
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„Ich fand uns gegen Gladbach nicht ideenlos. Ich fand, dass wir einfach unsauber in den Aktionen waren. Wir haben viele einfache Pässe nicht gespielt, unsere Boxbesetzung war nicht gut. Das hat nichts mit mangelnden Ideen zu tun. Viele Möglichkeiten werden uns einfach schon geraubt, wenn man einen schlampigen Pass spielt oder einen schlechten ersten Kontakt hat“, kritisierte der Defensivspieler am Dienstag. „Daran müssen wir arbeiten.“
In den letzten 15 Minuten gegen Gladbach habe man aber auch gesehen, dass die Mannschaft offensiven Druck aufbauen kann. „Natürlich müssen wir es aber schaffen, den über 90 Minuten nicht nur über 15 auszuüben“, so Wahl.