Hamburg. Der Kiezclub bringt sein innovatives Finanzierungsmodell alsbald auf den Markt. Der Vorstand ist berufen. Eine Frage bleibt offen.

Immer wieder propagieren Präsident Oke Göttllich und andere führende Vertreter des FC St. Pauli diesen Leitspruch: „Ein anderer Fußball ist möglich“. Gemeint ist damit aber weniger die Spielweise der Mannschaft, die nach der Zweitliga-Meisterschaft und dem Aufstieg im Mai gerade die raue Luft der Bundesliga zu spüren bekommt. Vielmehr geht es darum, dass der Stadtteilverein intensiv versucht, Profifußball ohne Ausgliederung und externe Investoren oder Mäzene auskömmlich zu finanzieren.

Nachdem Göttlich bereits auf der Mitgliederversammlung im vergangenen November die Gründung einer Genossenschaft angekündigt hatte und es in der Folge im Frühjahr eine groß angelegte Umfrage unter den inzwischen rund 45.000 Mitgliedern des Vereins und später unter externen Interessierten gegeben hatte, wird es nun konkret mit dem innovativen Finanzierungsmodell.

St. Paulis Genossenschaft hat einen englischen Namen

So veröffentlichte der FC St. Pauli jetzt erstmals den Namen der Genossenschaft. Unter „Football Cooperative Sankt Pauli“ (FCSP eG) ist dieses Konstrukt jetzt eingetragen worden. Dabei deutet die englische Sprache auch darauf hin, dass sich die Genossenschaft auch an Fans des FC St. Pauli im Ausland wendet.

Klar ist, dass jedes Mitglied der neuen Genossenschaft in der Versammlung, die statutengemäß über die Verwendung der Mittel und auch der möglichen Renditen entscheiden wird, nur eine Stimme haben wird. Auch wenn jemand mehr als einen Anteil erwirbt, kann er damit nicht seinen Einfluss innerhalb der Gemeinschaft erhöhen. Dies unterscheidet eine Genossenschaft grundsätzlich und entscheidend von anderen Beteiligungsmodellen.

Der Preis für einen Anteil soll alsbald bekannt gegeben werden

Wie hoch nun der Preis für einen Anteil an der FCSP eG sein wird, ist noch nicht veröffentlicht. Dies soll in der kommenden Woche geschehen. Klar ist, dass ein Anteil für eine Mehrheit der Mitglieder und Fans erschwinglich sein soll, es aber auch nicht den Charakter eines Ramschprodukts bekommen soll.

Neben dem Namen der Genossenschaft steht jetzt auch das Quartett fest, das die Organisation als Vorstand führt. Die prominenteste Person ist dabei Thomas Collien (57), der als Geschäftsführer des Hansa-Theaters und Besitzer des St.-Pauli-Theaters eine Größe in der Hamburger Kulturszene ist. Seit mehr als 40 Jahren ist er bekennender Fan des FC St. Pauli.

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Als einzige Frau gehört Miriam Wolframm (43) dem Vorstand an, die beruflich als Cluster General Managerin des Hamburg Dungeon und Lego Discovery Centre Hamburg tätig ist. Seit 2003 bereuts engagiert sie sich in verschiedenen Gremien rund um den FC St. Pauli.

St. Paulis Genossenschaft: Eine Frau und vier Männer im Vorstand

Zudem gehören mit dem Steuerberater Andreas Borcherding (60) und dem Kaufmann Christopher Heinemann (54) weitere Personen mit Fachwissen in Sachen Wirtschaft und Finanzen dem Genossenschaftsvorstand an. Borcherding hat lange bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC gearbeitet und war hier auch für internationale Projekte verantwortlich. Heinemann besitzt Erfahrung als Geschäftsführer in mehreren Unternehmen. Aktuell hat er diese Funktion bei der Bäckerei-Gruppe „Zeit für Brot“ inne.