Scheffau am Wilden Kaiser. Innenverteidiger des FC St. Pauli erzählt, dass ihm viele Menschen seinen Weg nicht zugetraut hätten. Wo er sich noch verbessern will.

Hauke Wahl und Carlo Boukhalfa lieferten sich am Dienstagvormittag beim FC St. Pauli ein intensives Privatduell. Am Ende der harten Zweikampfübung, bei der beide Profis immer wieder aufeinandertrafen, lag Boukhalfa nur noch flach auf dem Traingsplatz, auch Wahl ließ sich erschöpft auf seinen Mitspieler fallen.

„Als ich eben mit Carlo zusammen vom Platz gegangen bin, habe ich ihn gefragt, ob wir auf dem Zimmer noch ein bisschen weiterreden wollen. Er hat dann vorgeschlagen, dass wir uns gegenseitig noch mal ein bisschen gegen die Schienbeine treten“, sagte Wahl und lachte, als er wenig später im Schatten Platz genommen hatte. „Die Duelle haben sehr viel Spaß gemacht. Ich habe 2:0 gewonnen, vielleicht aber auch mal gefoult, als er ein Tor geschossen hätte.“

FC St. Pauli: Trainer Blessin lässt intensive Zweikämpfe üben

Das Zweikampftraining war exemplarisch für die Arbeit des neuen Trainers Alexander Blessin, der schon vor dem Trainingslager im österreichischen Scheffau angekündigt hatte, intensiv in diesem Bereich arbeiten zu wollen. „Der neue Trainer will uns die Basics verinnerlichen, die für sein Spiel wichtig sind. Da geht es sehr viel um Pressing und Gegenpressing, aber auch darum, aus dem Druck herauszuspielen“, sagt Wahl.

Zwischenmenschlich habe es sofort mit Blessin gepasst, was neben der fachlichen Kompetenz auch in der täglichen Zusammenarbeit von Bedetung sei. Der Abschied von Blessin-Vorgänger Fabian Hürzeler, der vor wenigen Wochen zum Premier-League-Club Brighton & Hove Albion gewechselt war, habe ihn überrascht, berichtete Wahl, wenngleich es Teil des Geschäfts sei.

Wahl über Hürzeler: „Schneller entwickelt als der Verein“

„Fabi hat eine extrem gute Entwicklung als Trainer genommen. Für mich war es ein Privileg, ein Jahr unter ihm zu spielen. Er hat nicht nur uns als Mannschaft, sondern auch mich persönlich noch mal verbessert und auch meine Sichtweise auf das Spiel verändert“, sagt er. „Wenn sich eine Person schneller entwickelt als der Verein und zu Höherem berufen ist, können wir uns für ihn freuen, auch wenn es schade für uns ist. In jedem Neuanfang liegt aber auch eine Chance.“

Dass Vereinswechsel auf dem Weg nach oben manchmal nötig sind, weiß Wahl aus eigener Erfahrung. In der Saison 2016/17 stand er beim FC Ingolstadt bereits siebenmal im Bundesligakader, zum Einsatz kam er damals aber nicht. Das soll sich bei St. Pauli – seiner fünften Profistation – jetzt ändern. „Als ich hierher gekommen bin, war es von Anfang an mein Ziel, in die Bundesliga aufzusteigen“, sagt Wahl. „Ich bin so überzeugt von mir, dass ich sagen kann, dass ich in die Bundesliga hingehöre.“

Wahl will sich im Abwehrspiel noch verbessern

Insgesamt sei er in seiner Karriere immer wieder unterschätzt worden, berichtet er. „Ich habe jetzt schon mehr erreicht, als mir 95 oder sogar 98 Prozent der Leute, mit denen ich mal die Wege gekreuzt habe, zugetraut haben.“ Doch auch im Alter von 30 Jahren sieht sich Wahl noch nicht am Ende der Entwicklung, insbesondere im Defensivverhalten könne er sich noch weiter verbessern.

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Dies sei bei weniger Ballbesitz in der Bundesliga auch nötig. „Für mich wird es viel ums Verteidigen gehen. Ich glaube, dass ich in dem Bereich von vielen unterschätzt werde“, sagt er. „Wenn viele den Namen Hauke Wahl hören, denken sie eher an jemanden, der libero-mäßig hinten rausspielt. Jetzt werde ich zeigen, dass ich auch eine andere Art Fußball spielen kann.“ Carlo Boukhalfa bekam das bereits zu spüren.