Hamburg. Ein Beraterwechsel sorgte für die Wende bei den Verhandlungen um eine Vertragsverlängerung. Nun geht St. Pauli wohl leer aus.

Es ist eine Personalie, die beim FC St. Pauli schon länger für Kopfzerbrechen gesorgt hat und auch noch viel Frustpotenzial bereithält. Finn Ole Becker (21) trägt seit elfeinhalb Jahren das Trikot des FC St. Pauli, galt schon vor seinem Profidebüt als eines der ganz großen Talente des Clubs und hat inzwischen 73 Zweitligaspiele bestritten. Sein aktueller Vertrag läuft im kommenden Sommer aus, dann kann der U-21-Nationalspieler ablösefrei wechseln.

Mittelfeldspieler Finn Ole Becker (r., im Zweikampf mit Kiels Lewis Holtby) kam schon 2011 als Elfjähriger zum FC St. Pauli.
Mittelfeldspieler Finn Ole Becker (r., im Zweikampf mit Kiels Lewis Holtby) kam schon 2011 als Elfjähriger zum FC St. Pauli. © Witters | Unbekannt

„Grundsätzlich sollten Spieler, die bei St. Pauli ausgebildet und entwickelt wurden und ihre Wertigkeit erreicht haben, nach Möglichkeit etwas zurückgeben, wenn sie den Verein verlassen. Sonst können wir in diesem Stil kein Nachwuchsleistungszentrum betreiben“, sagt Sportchef Andreas Bornemann (50) dazu.

St. Pauli ist sauer auf Beckers neuen Berater

Lange hatte Bornemann an einer Vertragsverlängerung mit Becker gearbeitet und wähnte sich kurz vor dem Ziel. „Wir waren vor nicht allzu langer Zeit faktisch relativ weit, wie die zukünftige Zusammenarbeit, das Vertragswerk und die Laufzeit aussehen sollen. Das ist zum Erliegen gekommen, weil es kurz vor dem Abschluss einen Beraterwechsel gab“, berichtete er jetzt. Konkret wechselte Becker von Roman Grill (55) zu Volker Struth (55). „Wir haben seinerzeit ein nach unserem Verständnis sehr gutes Angebot unterbreitet. In der neuen Konstellation erschien es als nicht gut genug“, berichtet Bornemann.

Das Salär kräftig nachzubessern, ist angesichts der Unwägbarkeiten in Sachen Zuschauer-Einnahmen kaum vertretbar. „Es ist legitim, dass der Trainer über Spieler, von denen er überzeugt ist, sagt: der bleibt hier. Aber so schnell wird es nicht möglich sein, dass Spieler von St. Pauli das Prädikat unverkäuflich tragen werden“, sagt Bornemann.

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FC St. Pauli rechnet mit Becker-Abgang

Bislang habe es kein konkretes Angebot für Becker gegeben. Das allerdings kann sich auch schnell ändern. „Wir werden uns aber damit anfreunden müssen, dass Finn Ole unter Umständen im Sommer oder auch schon im Winter einen Vertrag unterschreiben kann“, ahnt St. Paulis Sportchef.

Dennoch gibt er nicht auf. „Vielleicht ergibt sich in der kurzen Pause jetzt noch einmal die Gelegenheit, das Ganze zu erörtern. Vielleicht aber auch nicht, und dann müssen wir uns im Sommer damit arrangieren, dass er den Verein ablösefrei verlässt“, sagt Bornemann.

Lukrativer für Becker wäre Letzteres. Seine Ablösefreiheit könnte er sich mit einem wohl siebenstelligen Handgeld vom neuen Verein honorieren lassen. Nur der FC St. Pauli ginge nach zwölf Jahren Ausbildung leer aus.