Düsseldorf. Der Tabellenführer der 2. Bundesliga stellt in Düsseldorf seinen eigenen Hinrundenrekord ein. Doch es war noch mehr möglich.

So recht freuen konnte sich beim FC St. Pauli keiner, als Schiedsrichter Thorben Siewer das Abendspiel bei Fortuna Düsseldorf abpfiff. Das 1:1 (0:0) war für die etwas reifer und dominanter spielenden Hamburger sicherlich keine optimale Ausbeute. Dennoch steht mit diesem Punktgewinn fest, dass der schon vorher als Herbstmeister feststehende FC St. Pauli auch nach dem ersten Rückrundenspiel am kommenden Freitag in Kiel als Spitzenreiter in die kurze Winterpause gehen wird.

Zudem hat St. Pauli seinen eigenen Halbserienrekord aus der Zweitliga-Hinserie 2011/12 mit den 36 Punkten eingestellt. „Damit haben wir vor Beginn der Saison nicht gerechnet. Da müssen wir ehrlich sein“, sagte St. Paulis Trainer Timo Schultz, der das Ergebnis als „gerecht“ bewertete.

Und einen weiteren positiven Aspekt gab es: Marcel Hartel ist jetzt der zwölfte Torschütze des Teams in dieser Saison. „Wir sind nicht so gut ins Spiel gekommen und hatten unnötige Ballverluste. Dafür haben wir in der zweiten Halbzeit ein anderes Gesicht gezeigt und gut kombiniert“, sagte Hartel nach dem Spiel bei Sky.

Herbstmeister FC St. Pauli gibt sich in Düsseldorf die Ehre

Marcel Hartel (r.) bringt den FC St. Pauli per Volleyschuss in Führung …
Marcel Hartel (r.) bringt den FC St. Pauli per Volleyschuss in Führung … © WITTERS | Leonie Horky
… und wird dafür von Jackson Irvine (l.), Leart Paqarada (2. v. l.) und Igor Matanovic (r.) gefeiert.
… und wird dafür von Jackson Irvine (l.), Leart Paqarada (2. v. l.) und Igor Matanovic (r.) gefeiert. © WITTERS | Leonie Horky
Aber der frühere St.-Pauli-Stürmer Rouwen Hennings (r.) kann für die Fortuna ausgleichen.
Aber der frühere St.-Pauli-Stürmer Rouwen Hennings (r.) kann für die Fortuna ausgleichen. © WITTERS | Leonie Horky
Allerdings wurde Rouwen Hennings von St. Paulis Abwehr auch sehr allein gelassen.
Allerdings wurde Rouwen Hennings von St. Paulis Abwehr auch sehr allein gelassen. © dpa | Roland Weihrauch
Stürmer Guido Burgstaller hatte vor dem Spiel bereits 14-mal für den FC St. Pauli getroffen.
Stürmer Guido Burgstaller hatte vor dem Spiel bereits 14-mal für den FC St. Pauli getroffen. © WITTERS | Leonie Horky
Jackson Irvine (l.) hatte die erste Torchance für den FC St. Pauli. Rechts: Düsseldorfs Ao Tanaka.
Jackson Irvine (l.) hatte die erste Torchance für den FC St. Pauli. Rechts: Düsseldorfs Ao Tanaka. © WITTERS | Leonie Horky
Düsseldorfs Ao Tanaka (r.) kommt gegen St. Paulis Luca Zander zu spät.
Düsseldorfs Ao Tanaka (r.) kommt gegen St. Paulis Luca Zander zu spät. © dpa | Roland Weihrauch
St.-Pauli-Angreifer Daniel-Kofi Kyereh (l.) wird von Düsseldorfs Marcel Sobottka verfolgt.
St.-Pauli-Angreifer Daniel-Kofi Kyereh (l.) wird von Düsseldorfs Marcel Sobottka verfolgt. © Getty Images | Frederic Scheidemann
Der Düsseldorfer Emmanuel Iyoha (r.) entwischt St. Paulis Jackson Irvine (l.) und Philipp Ziereis.
Der Düsseldorfer Emmanuel Iyoha (r.) entwischt St. Paulis Jackson Irvine (l.) und Philipp Ziereis. © dpa | Roland Weihrauch
Der Düsseldorfer Leonardo Koutris (unten) grätscht St. Paulis Luca Zander dazwischen.
Der Düsseldorfer Leonardo Koutris (unten) grätscht St. Paulis Luca Zander dazwischen. © dpa | Roland Weihrauch
Luca Zander (l.) vom FC St. Pauli sieht sich mit Düsseldorfs Leonardo Koutris konfrontiert.
Luca Zander (l.) vom FC St. Pauli sieht sich mit Düsseldorfs Leonardo Koutris konfrontiert. © Getty Images | Frederic Scheidemann
Daniel-Kofi Kyereh (l.) vom FC St. Pauli geht mit Düsseldorfs Tim Oberdorf  (r.) ins Laufduell.
Daniel-Kofi Kyereh (l.) vom FC St. Pauli geht mit Düsseldorfs Tim Oberdorf  (r.) ins Laufduell. © imago images/Eibner | Joerg Niebergall
St. Paulis Linksverteidiger Leart Paqarada (r.) bekam es mit dem starken Khaled Narey zu tun.
St. Paulis Linksverteidiger Leart Paqarada (r.) bekam es mit dem starken Khaled Narey zu tun. © imago images/Revierfoto | Unbekannt
St.-Pauli-Angreifer Igor Matanovic (l.) und Düsseldorfs Dragos Nedelcu beim Paso Doble.
St.-Pauli-Angreifer Igor Matanovic (l.) und Düsseldorfs Dragos Nedelcu beim Paso Doble. © imago images/RHR-Foto | Dennis Ewert
St. Paulis James Lawrence (r.) sorgt dafür, dass Fortuna-Stürmer Rouwen Hennings nicht abhebt.
St. Paulis James Lawrence (r.) sorgt dafür, dass Fortuna-Stürmer Rouwen Hennings nicht abhebt. © WITTERS | Leonie Horky
St.-Pauli-Youngster Igor Matanovic (r.) lässt Düsseldorfs Dragos Nedelcu nicht passieren.
St.-Pauli-Youngster Igor Matanovic (r.) lässt Düsseldorfs Dragos Nedelcu nicht passieren. © WITTERS | Leonie Horky
St. Paulis Marcel Hartel (l.) entwischt Fortune Tim Oberdorf.
St. Paulis Marcel Hartel (l.) entwischt Fortune Tim Oberdorf. © WITTERS | Leonie Horky
Düsseldorfs Tim Oberdorf (l.) testet bei Igor Matanovic die Textilqualität der St.-Pauli-Eigenmarke DIIY – und sieht dafür Gelb.
Düsseldorfs Tim Oberdorf (l.) testet bei Igor Matanovic die Textilqualität der St.-Pauli-Eigenmarke DIIY – und sieht dafür Gelb. © imago images/RHR-Foto | Dennis Ewert
St.-Pauli-Trainer Timo Schultz kehrte nach überstandener Corona-Infektion und -Quarantäne zurück.
St.-Pauli-Trainer Timo Schultz kehrte nach überstandener Corona-Infektion und -Quarantäne zurück. © Getty Images | Frederic Scheidemann
Coronabedingt durften nur 15.000 Zuschauer dem Spiel beiwohnen. Ein Zehntel des Kartenkontingents ging an St.-Pauli-Fans
Coronabedingt durften nur 15.000 Zuschauer dem Spiel beiwohnen. Ein Zehntel des Kartenkontingents ging an St.-Pauli-Fans © Getty Images | Frederic Scheidemann
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St.-Pauli-Trainer-Rückkehrer Schultz vertraut bewährter Startelf

St. Paulis Cheftrainer Timo Schultz hatte bei seiner Rückkehr an die Seitenlinie nach zweiwöchiger Corona-Quarantäne genau die Startelf nominiert, die schon genau eine Woche zuvor beim 2:1-Heimsieg gegen den FC Schalke 04 aufgelaufen war. Im Angriff genoss also weiterhin der erst 18 Jahre junge Igor Matanovic das Vertrauen als Nebenmann von Toptorjäger Guido Burgstaller.

In der Innenverteidigung blieb auch James Lawrence auf der Position neben Kapitän Philipp Ziereis. Jakov Medic, der nach einer Nasenoperation noch eine Schutzmaske trägt, blieb zunächst auf der Bank. Gegen Schalke war er in der Schlussphase eingewechselt worden.

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Nach zwei frühen Aufregern passiert lange nichts

Das Spiel war kaum von Schiedsrichter Thorben Siewer angepfiffen worden, da hatte St. Pauli auch schon einen Schreckmoment zu überstehen. Mit einer kurzen Eckenvariante brachten die Düsseldorfer die Hamburger Abwehr aus der Ordnung, sodass Emmanuel Iyoha im Fünfmeterraum freistehend zum Kopfball kam, aber wohl vor lauter Überraschung den Ball hoch über das Tor setzte (3. Minute).

Auf der Gegenseite vereitelte Düsseldorfs Torwart Raphael Wolf St. Paulis erste richtig gute Torchance, indem er den Kopfball von Jackson Irvine nach einem guten Freistoß von Leart Paqarada mit einer Glanzparade zur Ecke lenkte (7.).

Wer nun erwartet hatte, dass sich ein abwechslungsreiches, von Offensivaktionen geprägtes Spiel am späten Sonnabendabend entwickeln würde, sah sich allerdings getäuscht. Beide Teams spielten mit dem Ball zwar gefällig, aber weitgehend risikolos. Sie wollten unbedingt vermeiden, in Rückstand zu geraten.

Hartel bringt St. Pauli mit Premierentor in Führung

So blieb es bis zum Pausenpfiff bei einer, allerdings sehr guten Torchance für St. Pauli, als Matanovic den Ball im Strafraum geschickt abschirmte und zu Daniel-Kofi Kyereh weiterlaufen ließ. Der Zehner kam aus rund 14 Metern völlig frei zum Schuss, doch weil er genau in die Mitte zielte, konnte Keeper Wolf den Ball sogar festhalte

Auf viele der St.-Pauli-Stärken hatten sich die Düsseldorfer zweifellos gut vorbereitet, aber nicht darauf, dass der bisher in allen 16 Punktspielen von Beginn an eingesetzte Marcel Hartel plötzlich torgefährlich werden könnte. Doch genau dies zeigte der Mittelfeldrenner kurz nach Wiederbeginn, als er geistesgegenwärtig in den Strafraum sprintete und einen weiten Flankenball von Kyereh technisch sauber, direkt flach ins Düsseldorfer Tor setzte – 1:0 (47.) für den Herbstmeister der Zweiten Liga.

„Den Ball hat mir Kofi auch perfekt vorgelegt“, sagte Hartel. „Das Tor war das i-Tüpfelchen auf seine Leistung heute. Er arbeitet immer noch weiter an sich und ist in den vergangenen Wochen immer öfter in die Box vorgestoßen“, sagte Trainer Timo Schultz.

FC St. Pauli in der Einzelkritik:

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Etwas überraschend bestimmte St. Pauli auch danach weitgehend das Spiel und drängte auf das zweite Tor. Paqaradas Freistoß wäre ein Tor wert gewesen (56.). Und doch kam Düsseldorf zum Ausgleich, weil sich auf St. Paulis linker Seite Eric Smith von Iyoha überlaufen ließ und im Strafraum Fortuna-Torjäger Rouwen Hennings, der sich geschickt etwas hinten abgesetzt hatte, fand. Der frühere St.-Pauli-Profi erzielte flach mit seinem schwächeren rechten Fuß das 1:1 (68.).

Zwölf Minuten später jubelten wieder die St. Paulianer über das vermeintliche 2:1. Der Treffer war hübsch herausgespielt, der eingewechselte Maximilian Dittgen bediente Jackson Irvine, der den Ball aus kurzer Distanz über die Linie drückte. Doch aus dem Kölner Videokeller meldete Harm Osmers Bedenken an und stellte fest, dass in der Entstehung des Treffers der an diesem Abend etwas unglücklich agierende Guido Burgstaller im Abseits gewesen war.

So blieb es bei einem 1:1 in Düsseldorf, wo St. Pauli zuletzt zweimal in Folge verloren hatte. Und doch schwang das Gefühl mit, dass auch hier mehr möglich gewesen wäre. „Es ist sowohl ein gewonnener Punkt, den wir gern mitnehmen, als auch ein verpasster Sieg. Wir waren dem Sieg am Ende etwas näher, wenn ich sehe, wie oft der Ball durch den Düsseldorfer Strafraum gerollt ist und wie noch knapp dran waren“, sagte Schultz abschließend. Am kommenden Freitag bietet sich nun zum Rückrundenauftakt bei Holstein Kiel die nächste Gelegenheit zum vierten Auswärtssieg der Saison.