Düsseldorf. Der Tabellenführer der 2. Bundesliga stellt in Düsseldorf seinen eigenen Hinrundenrekord ein. Doch es war noch mehr möglich.
So recht freuen konnte sich beim FC St. Pauli keiner, als Schiedsrichter Thorben Siewer das Abendspiel bei Fortuna Düsseldorf abpfiff. Das 1:1 (0:0) war für die etwas reifer und dominanter spielenden Hamburger sicherlich keine optimale Ausbeute. Dennoch steht mit diesem Punktgewinn fest, dass der schon vorher als Herbstmeister feststehende FC St. Pauli auch nach dem ersten Rückrundenspiel am kommenden Freitag in Kiel als Spitzenreiter in die kurze Winterpause gehen wird.
Zudem hat St. Pauli seinen eigenen Halbserienrekord aus der Zweitliga-Hinserie 2011/12 mit den 36 Punkten eingestellt. „Damit haben wir vor Beginn der Saison nicht gerechnet. Da müssen wir ehrlich sein“, sagte St. Paulis Trainer Timo Schultz, der das Ergebnis als „gerecht“ bewertete.
Und einen weiteren positiven Aspekt gab es: Marcel Hartel ist jetzt der zwölfte Torschütze des Teams in dieser Saison. „Wir sind nicht so gut ins Spiel gekommen und hatten unnötige Ballverluste. Dafür haben wir in der zweiten Halbzeit ein anderes Gesicht gezeigt und gut kombiniert“, sagte Hartel nach dem Spiel bei Sky.
Herbstmeister FC St. Pauli gibt sich in Düsseldorf die Ehre
St.-Pauli-Trainer-Rückkehrer Schultz vertraut bewährter Startelf
St. Paulis Cheftrainer Timo Schultz hatte bei seiner Rückkehr an die Seitenlinie nach zweiwöchiger Corona-Quarantäne genau die Startelf nominiert, die schon genau eine Woche zuvor beim 2:1-Heimsieg gegen den FC Schalke 04 aufgelaufen war. Im Angriff genoss also weiterhin der erst 18 Jahre junge Igor Matanovic das Vertrauen als Nebenmann von Toptorjäger Guido Burgstaller.
In der Innenverteidigung blieb auch James Lawrence auf der Position neben Kapitän Philipp Ziereis. Jakov Medic, der nach einer Nasenoperation noch eine Schutzmaske trägt, blieb zunächst auf der Bank. Gegen Schalke war er in der Schlussphase eingewechselt worden.
Nach zwei frühen Aufregern passiert lange nichts
Das Spiel war kaum von Schiedsrichter Thorben Siewer angepfiffen worden, da hatte St. Pauli auch schon einen Schreckmoment zu überstehen. Mit einer kurzen Eckenvariante brachten die Düsseldorfer die Hamburger Abwehr aus der Ordnung, sodass Emmanuel Iyoha im Fünfmeterraum freistehend zum Kopfball kam, aber wohl vor lauter Überraschung den Ball hoch über das Tor setzte (3. Minute).
Auf der Gegenseite vereitelte Düsseldorfs Torwart Raphael Wolf St. Paulis erste richtig gute Torchance, indem er den Kopfball von Jackson Irvine nach einem guten Freistoß von Leart Paqarada mit einer Glanzparade zur Ecke lenkte (7.).
Wer nun erwartet hatte, dass sich ein abwechslungsreiches, von Offensivaktionen geprägtes Spiel am späten Sonnabendabend entwickeln würde, sah sich allerdings getäuscht. Beide Teams spielten mit dem Ball zwar gefällig, aber weitgehend risikolos. Sie wollten unbedingt vermeiden, in Rückstand zu geraten.
Hartel bringt St. Pauli mit Premierentor in Führung
So blieb es bis zum Pausenpfiff bei einer, allerdings sehr guten Torchance für St. Pauli, als Matanovic den Ball im Strafraum geschickt abschirmte und zu Daniel-Kofi Kyereh weiterlaufen ließ. Der Zehner kam aus rund 14 Metern völlig frei zum Schuss, doch weil er genau in die Mitte zielte, konnte Keeper Wolf den Ball sogar festhalte
Auf viele der St.-Pauli-Stärken hatten sich die Düsseldorfer zweifellos gut vorbereitet, aber nicht darauf, dass der bisher in allen 16 Punktspielen von Beginn an eingesetzte Marcel Hartel plötzlich torgefährlich werden könnte. Doch genau dies zeigte der Mittelfeldrenner kurz nach Wiederbeginn, als er geistesgegenwärtig in den Strafraum sprintete und einen weiten Flankenball von Kyereh technisch sauber, direkt flach ins Düsseldorfer Tor setzte – 1:0 (47.) für den Herbstmeister der Zweiten Liga.
„Den Ball hat mir Kofi auch perfekt vorgelegt“, sagte Hartel. „Das Tor war das i-Tüpfelchen auf seine Leistung heute. Er arbeitet immer noch weiter an sich und ist in den vergangenen Wochen immer öfter in die Box vorgestoßen“, sagte Trainer Timo Schultz.
FC St. Pauli in der Einzelkritik:
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Etwas überraschend bestimmte St. Pauli auch danach weitgehend das Spiel und drängte auf das zweite Tor. Paqaradas Freistoß wäre ein Tor wert gewesen (56.). Und doch kam Düsseldorf zum Ausgleich, weil sich auf St. Paulis linker Seite Eric Smith von Iyoha überlaufen ließ und im Strafraum Fortuna-Torjäger Rouwen Hennings, der sich geschickt etwas hinten abgesetzt hatte, fand. Der frühere St.-Pauli-Profi erzielte flach mit seinem schwächeren rechten Fuß das 1:1 (68.).
Zwölf Minuten später jubelten wieder die St. Paulianer über das vermeintliche 2:1. Der Treffer war hübsch herausgespielt, der eingewechselte Maximilian Dittgen bediente Jackson Irvine, der den Ball aus kurzer Distanz über die Linie drückte. Doch aus dem Kölner Videokeller meldete Harm Osmers Bedenken an und stellte fest, dass in der Entstehung des Treffers der an diesem Abend etwas unglücklich agierende Guido Burgstaller im Abseits gewesen war.
So blieb es bei einem 1:1 in Düsseldorf, wo St. Pauli zuletzt zweimal in Folge verloren hatte. Und doch schwang das Gefühl mit, dass auch hier mehr möglich gewesen wäre. „Es ist sowohl ein gewonnener Punkt, den wir gern mitnehmen, als auch ein verpasster Sieg. Wir waren dem Sieg am Ende etwas näher, wenn ich sehe, wie oft der Ball durch den Düsseldorfer Strafraum gerollt ist und wie noch knapp dran waren“, sagte Schultz abschließend. Am kommenden Freitag bietet sich nun zum Rückrundenauftakt bei Holstein Kiel die nächste Gelegenheit zum vierten Auswärtssieg der Saison.