Hamburg. Diese Qualität des Kaders ist ein entscheidender Grund für den Aufschwung. Sportchef Bornemann geht ins Detail.

An diesem Montag wird es nach drei freien Tagen wieder ordentlich lebhaft werden auf dem Trainingsplatz des FC St. Pauli. Knapp 30 Profis haben dann eine Woche Zeit, sich für einen Platz im 20er-Kader für das nächste Zweitliga-Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig am Ostermontag (20.30 Uhr) zu empfehlen. Trainer Timo Schultz erwartet, dass auch Stürmer Simon Makienok, der zuletzt leicht am Sprunggelenk verletzt war, das Training wieder aufnimmt.

St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann nimmt den ausgeprägten Konkurrenzkampf, der im letzten Viertel einer Saison ohne echte Winterpause ungewöhnlich ist, entsprechend mit Freude zur Kenntnis. „Diese Breite an Alternativen ist genau das, was wir brauchen. Leider haben wir ja auch schon das Gegenteil erlebt, als wir Schwierigkeiten hatten, 20 Spieler für den Kader zusammenzubekommen“, sagt er.

Ebenso wie Trainer Schultz war zuletzt auch Bornemann sehr davon angetan, wie am vergangenen Donnerstag 15 Spieler, die zuvor nicht zur Startformation beim 2:1 in Osnabrück gehört hatten, sich im Testspiel gegen Bundesligist Arminia Bielefeld (1:1) präsentierten. „Dort haben praktisch alle eingesetzten Spieler ihren Anspruch, zu spielen, auch mit Taten untermauert. Sie haben ihre Chance genutzt zu zeigen, dass sie da sind und einsatzbereit sind.“

Warum St. Pauli in der Rückrunde spitze ist

Die derzeit erstaunlich hohe Verfügbarkeit im Kader ist ein entscheidender Grund für den lange nicht absehbaren sportlichen Aufschwung seit Anfang Januar. Derzeit führt St. Pauli bekanntlich sogar die Rückrundentabelle der Zweiten Liga mit 19 Punkten aus neun Spielen an. Musterbeispiele sind die Leistungsträger Daniel-Kofi Kyereh und Rodrigo Zalazar, die in allen bisherigen 26 Punktspielen auf dem Feld waren. Auch Maximilian Dittgen (24 Einsätze), Leart Paqarada (22 Einsätze) und Lukas Daschner (17 Einsätze) waren in sämtlichen bisherigen Partien im Kader.

Diese fünf Spieler hatte Andreas Bornemann zu Saisonbeginn verpflichtet. „Es sind mehrere Faktoren entscheidend dafür, dass sich die Verfügbarkeit im Kader deutlich erhöht hat. Einer davon ist, darauf zu achten, dass die rekrutierten Spieler keine längere Verletzungshistorie aufweisen und nicht aus einer Verletzung zu uns kommen“, sagt der Sportchef. „Wenn Spieler in den vergangenen Jahren 25 bis 30 Spiele in einer Saison absolviert haben, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dies auch bei uns gelingt.“

Dieses Kalkül ist bisher aufgegangen. Das gilt auch für den im Winter vom VfL Wolfsburg ausgeliehenen Omar Marmoush, der sämtliche 13 Partien bestritten hat, seit er bei St. Pauli ist.

Was sich bei St. Pauli verändert hat

In der vergangenen Saison stellte sich die Lage noch ganz anders dar. Kein einziger Feldspieler erreichte die Marke von 30 absolvierten Punktspielen (bei 34 möglichen). Mit 29 Einsätzen lag Ryo Miyaichi an der Spitze, ist aber seit der Corona-Pause vor einem Jahr nicht wieder spielfit geworden. Einzig Waldemar Sobota (27 Spiele) blieb von Verletzungen verschont. Dagegen verpassten die beiden besten Torschützen Henk Veerman und Dimitrios Diamantakos (je elf Treffer) mehr als ein Drittel aller Spiele.

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Bornemann stellt aber auch klar, dass jeder Spieler mit seiner Art zu arbeiten und zu leben einen entscheidenden Beitrag leisten kann: „Dazu gehören eine gute, sportgerechte Ernährung, ausreichend langer Schlaf und präventive Maßnahmen wie Übungen im Kraftraum vor und nach dem Training.“ Anhand von Blutwerten lasse sich zudem ablesen, woran es möglicherweise noch mangelt.

„Der Schlüssel ist, dass diese Dinge Tag für Tag praktiziert werden. Wenn erfahrene Spieler und Leistungsträger dieses Verhalten vorleben, zieht es auch die jüngeren Spieler mit. Wir haben Spielertypen, die auch an freien Tagen Zeit investieren“, betont der Sportchef.

Hier ist St. Pauli in Europa spitze

Laut einer Untersuchung in den europäischen Topligen liegt die Verfügbarkeit im Schnitt bei knapp 80 Prozent. Beim FC St. Pauli bewegt sich dieser Wert in der aktuellen Saison zwischen 80 und 90 Prozent, was den entsprechenden Erfolg ermöglichte.