Hamburg. Die Hamburger Traditionsveranstaltung wird von 2024 an von einer internationalen Agentur ausgerichtet. Welcher Plan dahintersteckt.

Am Donnerstagmorgen machte der Deutsche Tennis-Bund (DTB) offiziell, was in der Szene schon seit einem halben Jahr ein offenes Geheimnis war: Reichel raus, Tennium rein. Oder laut Pressemitteilung: „Tennium wird neuer Ausrichter des Hamburger ATP-Turniers.“

Von 2024 an wird das in Barcelona ansässige Unternehmen die Organisation und Vermarktung des Herrenturniers am Rothenbaum übernehmen, für fünf Jahre hat Lizenzinhaber DTB den Vertrag geschlossen und den seit 2019 bestehenden Kontrakt mit dem Österreicher Peter-Michael Reichel und dessen Tochter Sandra, der Turnierdirektorin der Hamburg European Open, auslaufen lassen.

Rothenbaum-Turnier soll dank neuem Ausrichter aufsteigen

Die Reichels bleiben jedoch Inhaber der Lizenz des Damenturniers am Rothenbaum, dass auch im kommenden Jahr mit größter Wahrscheinlichkeit als kombinierte Veranstaltung mit den Herren ausgetragen wird. Dann wohl zum letzten Mal. Dem DTB geht es um die maximale Vermarktung seiner Lizenz für das ATP500er-Turnier, die kürzlich bis 2038 verlängert wurde.

„Unsere Aufgabe ist es, eine bestmögliche und zukunftsweisende Lösung für das Turnier zu finden. Wir sind überzeugt, dass wir mit unserem neuen Partner das Event in eine erfolgreiche Zukunft führen werden“, erklärt der DTB. Im Hintergrund schwingt da auch die Option mit, in Hamburg ein zukünftiges ATP-Turnier der 1000er-Kategorie auszurichten.

Die ATP möchte gerne mittelfristig solch ein hochwertiges Turnier auf Rasen vor Wimbledon etablieren. Das bestehende Turnier in Halle (Westfalen) würde das gern veranstalten, hat aber in der Kleinstadt bei der ATP keine Chance. Schon im April soll beim DTB intern die Entscheidung für Tennium gefallen sein, das unter anderem auch die Turniere in Antwerpen, Barcelona und Buenos Aires ausrichtet.

Tennium garantiert dem DTB angeblich 700.000 Euro

Der französische Ex-Profi Sébastien Grosjean ist Mitgründer von Tennium, er pflegt sehr enge Beziehungen zu DTB-Vizepräsident Dirk Hordorff. Die Belgier garantieren dem Verband laut „Tennis-Magazin“ 700.000 Euro pro Jahr.

Da hätten die Reichels mithalten wollen, beklagten aber, nicht rechtzeitig vom DTB informiert worden zu sein. Erst Anfang Mai erfuhren sie, dass man nicht mehr mit ihnen plane. „Das war ein Schlag vor den Kopf“, sagte Peter-Michael Reichel im Sommer, „man hatte uns über fast zwei Jahre im Unklaren gelassen.“