Beachvolleyball-Spektakel an der Copacabana geht ohne Böckermann/Flüggen weiter. Hamburger kommen nicht an ihr Leistungsniveau heran.
Rio de Janeiro. Das olympische Turnier war für das einzige deutsche Beachvolleyball-Nationalteam eine Nummer zu groß. „Das ist schon eine sehr große Enttäuschung. Wir haben in den vergangenen anderthalb Jahren mehr geleistet, als uns viele zugetraut haben“, sagte Markus Böckermann, für den mit seinem Partner Lars Flüggen nach drei Niederlagen in ihrer Vorrunden-Gruppe das Spektakel an der Copacabana beendet ist. „Wir hatten als erstes Ziel die K.o.-Runde. Das haben wir nicht geschafft“, erklärte Trainer Bernd Schlesinger.
Nach der knapp erkämpften Olympia-Qualifikation beim Heimturnier in Hamburg sind Böckermann/Flüggen „nicht mehr so in den Tritt gekommen“, analysierte der Coach. In ihrer guten und verletzungsfreien Phase hatte das Duo auf der Welttour sieben Halbfinal-Platzierungen erreicht. „Mit diesen Erwartungen sind wir auch nach Rio gekommen“, sagte Blockspezialist Böckermann.
„Ohne es genau zu wissen: Es war wohl eine Frage des Kopfes“, meinte Partner Flüggen, der im Spiel zuvor gegen die an Position zwei gesetzten Niederländer noch groß auftrumpfte, als das Hamburger Beach-Duo den klaren Favoriten am Rande einer Niederlage hatte. Ihr letztes Gruppenspiel gegen die Russen Nikita Liamin und Dmitri Barsuk hätten die Hamburger mit einer Differenz von zwölf Ballpunkten gewinnen müssen. Es wurde ein klares 0:2.
Wie geht es weiter mit den Männern?
Der Männer-Beachvolleyball in Deutschland steht nun vor einem Einschnitt. Ein zweites Team hatte nicht einmal den Sprung nach Rio geschafft. „Das ist auch ein Abbild des Leistungsstandes unserer Männer“, sagte Jonas Reckermann. Zusammen mit Julius Brink hatte er mit der olympischen Goldmedaille vor vier Jahren in London für den größten Erfolg der deutschen Beach-Profis gesorgt.
Die Chance auf einen Ausschwung danach wurde vom Deutschen Volleyball-Verband und den nationalen Spitzenspielern vergeben. „Man muss es schaffen, dass die Athleten einem Projekt wie Olympia das eigene Ego unterordnen“, betonte Böckermann: „Da hat man im Moment extrem wenige Spieler, die das können.“
Ob das Problem mit einer vom Verband offenbar angedachten neuen Struktur und einer Konzentrierung der Stützpunkte zu beheben ist, bezweifelt Böckermann. „Das bringt vielleicht ein paar Prozent. Aber mit einem paar Prozent wird man den Sprung nicht schaffen.“ Die deutschen Damen um das Hamburger Duo Laura Ludwig/Kira Walkenhorst beweisen, dass auch mit dem bestehenden System Weltklasse-Leistungen möglich sind.
„Es ist mir total egal, was der deutsche Volleyball machen muss. Ich gucke nur auf unser Team“, sagte Flüggen – noch mit einer großen Portion Frust über das frühzeitige Ausscheiden. „Markus und Lars haben alles rausgeholt, haben sich total professionell verhalten“, betonte Trainer Schlesinger: „Es hat einfach nicht gereicht.“