Toronto/Berlin. Exekutive will CAS-Urteil abwarten. Putin verschont russischen Sportminister. DOSB-Chef Hörmann beschwört Zeitenwende.

Droht Russlands Sportlern nach dem Doping-Beben das Olympia-Aus? Das Internationale Olympische Komitee (IOC) will nach dem Bericht der Ermittler der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) über staatlich gesteuertes Doping im russischen Leistungssport innerhalb einer Woche entscheiden – und kündigt bereits die „härtest möglichen Sanktionen“ an. Im Raum steht unter anderem ein Ausschluss russischer Athleten von den anstehenden Sommerspielen in Rio (5. bis 21. August).

Pressestimmen zum Wada-Report

"The Times" (Großbritannien)

Einigen mag ein totaler Ausschluss (von den Olympischen Spielen in Rio) auf der Grundlage einer Untersuchung, die nicht jeden einzelnen Athleten erfasste, eine zu harte Maßnahme sein. Tatsächlich ist es jedoch die einzige übrig gebliebene Option. Auf dem Spiel stehen die Integrität der olympischen Bewegung und der Wert jeder Medaille, die durch einen sauberen Sportler gewonnen wurde. Deshalb haben Wettkämpfer aus zehn Nationen an das IOC geschrieben und einen völligen Ausschluss Russlands verlangt. Präsident Putin hat gestern in St. Petersburg erklärt, eine derart drastische Maßnahme wäre „unfair und unzivilisiert". Wie so oft sprach der russische Führer wie aus einem invertierten Universum. In Wirklichkeit wäre es der Inbegriff von Ungerechtigkeit, einem Team die Teilnahme am Wettbewerb zu erlauben, das von Betrug dominiert wird.

„Neue Zürcher Zeitung“ (Schweiz)

Staatsdoping? Man darf sich ruhig die Augen reiben ob der realen Existenz eines Konstrukts, das man längst beerdigt glaubte. (...) Die jüngsten Erkenntnisse aus dem russischen Spitzensport legen denn auch ein sehr archaisches Denken offen – eines, das zum Treiben der politischen Führung auf internationalem Parkett passt: Hauptsache, Terraingewinne, egal zu welchem Preis. Diese Dreistigkeit der Staatsdoper darf nicht folgenlos bleiben. Nachdem das Ausmaß des vertuschten Dopings in der russischen Leichtathletik bereits zum Ausschluss der Sportler von den Olympischen Spielen in Rio geführt hat, müsste nun der gesamte russische Sport im August zu Hause bleiben. Schließlich betrifft der Betrug nicht nur die Leichtathletik oder den Wintersport, sondern die ganze Palette an Leibesübungen. Zwar würde ein kompletter Ausschluss auch Sportlerinnen und Sportler treffen, die sauber sind, doch der Fall ist so gravierend, dass solche Kollateralschäden in Kauf zu nehmen sind.

„La Repubblica“ (Italien)

Der Verfall des militärischen Apparates und des Geheimdienstes KGB in der post-sowjetischen Ära hat auch den russischen Sport und sicher die unterstützenden chemischen Labore geschwächt. Es war Putin, der den Niedergang der UdSSR die größte Tragödie der Geschichte genannt hatte, und der die Wiederkehr der sportlichen Größe zur Vorgabe gemacht hatte. (...) Die Olympischen Spiele in Sotschi waren die große Wiedergutmachung des Zars: Wegen der Organisation und wegen der sportlichen Ergebnisse. Aber sie waren auch das Grab des russischen Sports. Weil der Chef des russischen Antidopinglabors, der wusste, wie die Geheimdienste die Tests in Sotschi manipuliert haben, nach Amerika geflohen ist und ausgepackt hat. (...) Wenn Russland nicht in Rio dabei ist, ist der Zar nackt. Aber genau deshalb ist er noch furchterregender.

„De Telegraaf“ (Niederlande)

Die große Frage ist nun, was das IOC, das heute darüber berät, tun wird. Möglicherweise wird es Ausnahmen für Sportler geben, die nachweisen können, dass sie außerhalb des russischen Systems trainiert haben, so wie es zuvor bereits in der Leichtathletik angekündigt worden war. IOC-Präsident Thomas Bach erklärte, man schrecke von Sanktionen nicht zurück - aber wird das IOC es wagen, eine große Sportnation wie Russland größtenteils von den Spielen in Rio auszuschließen? Hoffentlich wird es das. Russland hat den Sport als Vehikel seines Machtdenkens missbraucht und jedes Mittel war recht, um Medaillen zu holen. Das ist eine Strategie, die an die Hochzeiten der DDR erinnert. Wenn hier jetzt nicht Grenzen gesetzt werden, verlieren die Olympischen Spiele an Glaubwürdigkeit und jede russische Medaille stünde von vorneherein unter Verdacht.

"Hannoversche Allgemeine Zeitung“ (Deutschland)

Am Montag haben die Ermittler der Welt-Anti-Doping-Agentur offengelegt, dass in Russland Doping staatlich und systematisch gefördert wurde. Knapp drei Wochen vor den Olympischen Spielen, muss das IOC entscheiden, ob eine ganze Nation von den Spielen ausgeschlossen wird. Natürlich ist es nicht fair, wenn auch saubere russische Athleten zu Hause bleiben müssen. Aber wenn ein Land nachweislich systematisch manipuliert und betrogen hat, dann bleibt am Ende nur die Möglichkeit der Kollektivstrafe. Ein Ausschluss Russlands wäre daher ein mutiges Zeichen - und ein Versuch, die Glaubwürdigkeit des Sports wieder herzustellen.

„Duma“ (Bulgarien)

Eine Reihe von Staaten, unter ihnen die USA, Kanada, Deutschland, Japan und andere, forderten, dass Russland von den Olympischen Spielen in Rio (de Janeiro) im kommenden Monat (wegen staatlich gesteuerten Dopings) ausgeschlossen wird. Dies aber geschah einen Tag bevor der (WADA-)Bericht (…) bekanntgegeben wurde. Das bedeutet, dass diese Staaten schon von dem Bericht wussten, als er geschrieben wurde. Der Ball ist jetzt beim Internationalen Olympischen Komitee (IOK), das entscheiden muss, ob Russland mit dem Ausschluss von den Spielen bestraft werden soll. Dies alles hat eine politische Grundlage und ist offensichtlich Teil des Kampfes gegen (den russischen Präsidenten Wladimir) Putin. Man kann ja nicht (bei den Olympischen Winterspielen) in Sotschi einen Biathlon-Athleten beim Doping erwischen und dann einen Biathlon-Athleten von (den Olympischen Spielen in) Rio vertreiben. Es mangelt an Logik, was vor einigen Tagen der IOK-Chef Thomas Bach andeutete. Jetzt wird es Druck auf den Deutschen geben, Russland herauszuschmeißen.

„Sport-Express" (Russland)

Der WADA-Bericht ist ausgewogen und durchdacht, aber nicht ohne Schwachstellen. Präsident Wladimir Putin hat nun die Suspendierung der Schuldigen angekündigt - aber ob uns dies vom Ausschluss von Olympia in Rio retten wird, ist eine große Frage. Die Möglichkeit eines traurigen Endes ist leider sehr real.

„RBK“ (Russland)

Der WADA-Bericht kann zum Ausschluss Russlands von Olympia in Rio führen. Zwar hat Chefermittler Richard McLaren dies nicht explizit gefordert, aber es gibt Stimmen, Russland für internationale Wettbewerbe zu sperren - „bis zur Veränderung der Kultur" im Land.

„Rossijskaja Gaseta“ (Russland)

Der WADA-Bericht enthält keine konkreten Beweise, die Dopingverstöße während Olympia in Sotschi belegen. Alles stützt sich auf Aussagen des Ex-Chefs des Moskauer Anti-Dopinglabors, Grigori Rodschenkow. Angesichts seines zweifelhaften Rufs kann man seinen Erklärungen kaum vertrauen.

1/9

In ihrem durch den kanadischen Anwalt Richard McLaren verfassten Bericht hatte die Wada am Montag erdrückende Beweise gegen Russland präsentiert: Das Land habe nach Ansicht der Ermittler jahrelang Doping im Spitzensport staatlich geschützt und gefördert. Zwischen 2012 und 2015 seien 643 positive Doping-Proben russischer Athleten in rund 30 Sportarten, darunter auch elf aus dem Fußball, verschwunden - und damit negativ geworden. Die Wada forderte IOC und Internationales Paralympisches Komitee (IPC) auf, einen kompletten Olympia-Ausschluss Russlands zu prüfen.

Abendblatt.de hält Sie auf dem Laufenden.

Deutsche Fechter könnten nachrücken

Sollten russische Sportlerinnen und Sportler komplett von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro ausgeschlossen werden, steht ein Teil der nicht qualifizierten deutschen Fechter „ganz leicht im Standby-Modus“. Das sagte Sportdirektor Sven Ressel. Er plädierte im Umgang mit Russland wegen der staatlich verordneten Doping-Manipulationen bei den Winterspielen 2014 in Sotschi und anderen Sport-Großveranstaltungen zudem „für einen klaren Schnitt“.

Deutsche Nachrücker für die Spiele in Brasilien könnten die Herrendegenmannschaft und Florettfechterin Anne Sauer im Einzel sein, wie Ressel erläuterte. Bislang stehen die Säbelfechter Max Hartung und Matyas Szabo, Florettmann Peter Joppich und Carolin Golubytskyi (ebenfalls Florett) für Rio fest. Deutsche Teams hatten sich für die vier Mannschaftswettbewerbe nicht qualifiziert.

IOC verschiebt Ausschluss-Entscheidung

Die IOC-Exekutive hat entschieden: Vorläufig soll es keinen Ausschluss des kompletten russischen Teams für die olympischen Sommerspiele in Rio geben. Man werde zunächst den Ausgang des Verfahrens abwarten, das derzeit vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) wegen des Komplettausschlusses der russischen Leichtathleten von den Olympischen Spielen geführt wird, hieß es. Der CAS wollte bis Donnerstag über den Einspruch der betroffenen Sportler entscheiden.

Allerdings beschloss das IOC andere, vorläufige Maßnahmen gegen Russland. So dürften weder Offizielle des russischen Sportministeriums noch andere im Report der WADA erwähnten Personen zu den Olympischen Spielen nach Rio reisen. Zudem werde das IOC keine Sportveranstaltungen in Russland organisieren. Dies schließe auch die Europa-Spiele 2019 ein.

Außerdem wurde beschlossen, Nachanalysen sämtlicher Dopingproben aller russischen Athleten, die 2014 an den Winterspielen in Sotschi teilgenommen hatten, vorzunehmen. Zudem berief das IOC eine spezielle fünfköpfige Disziplinarkommission, die sich mit der weiteren Aufklärung befassen soll.

Putin lässt Sportminister im Amt

Witali Mutko bleibt auch nach den Doping-Enthüllungen des McLaren-Reports russischer Sportminister. Dimitri Peskow, Sprecher von Präsident Wladimir Putin, betonte am Dienstag, dass Mutko nicht zu den von Putin suspendierten Funktionären gehöre.

"Mutko wurde im Wada-Report nicht als Hintermann hinter den Verfehlungen erwähnt, er wird dessen nicht wie andere Personen verdächtigt", sagte Peskow: "Mutko wurde nicht als eigentlicher Täter erwähnt." Damit bleibt Mutkos Stellvertreter Juri Nagornich der einzige Funktionär, dessen Suspendierung von russischer Seite bislang offiziell bestätigt wurde. Mutko selbst wurde von McLaren der Mitwisserschaft bezichtigt.

Russlands Präsident Wladimir Putin (r.) und Sportminister Witalij Mutko bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi
Russlands Präsident Wladimir Putin (r.) und Sportminister Witalij Mutko bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi © dpa

Putin hatte am Montag von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), die den McLaren-Report in Auftrag gegeben hat, "komplette, objektive und faktenbasierte Informationen" angefordert. Das IOC berät seit Dienstag über einen möglichen Komplett-Ausschluss Russlands von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro (5. bis 21. August).

"Russland ist bereit für die Olympischen Spiele, das russische Team ist bereit für die Olympischen Spiele", sagte Peskow: "Wir sind starke Befürworter der olympischen Ideen und Mitglieder der olympischen Familie und wollen nicht solche Situationen, die die olympische Bewegung beschädigen."

Der abschließende Bericht des kanadischen Juristen Richard McLaren deckte auf, dass im Zeitraum zwischen Ende 2011 und August 2015 flächendeckendes Doping in Russland unter Mithilfe des Sportministeriums und des staatlichen Geheimdienstes FSB Doping "gelenkt, kontrolliert und überwacht" wurde.

DLV-Chef beeindruckt von Wada-Report

DLV-Chef Clemens Prokop sieht in den aktuellen Wada-Ermittlungen das Startsignal für umfassende Reformen im Sport. "Der McLaren-Report bietet eine Riesenchance, dass nun wirklich damit begonnen wird, die Dopingbekämpfung auch als strukturelles Problem zu sehen und nicht nur als Versagen Einzelner“, sagte der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) am Dienstag in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Er sei "einfach beeindruckt“ davon, dass ein solcher Skandal in einem Land aufgedeckt wird, „das ja nicht unbedingt transparent in seinen Organistationsformen ist. Das ist schon eine sensationelle Leistung." Sportpolitisch müssten jetzt Konsequenzen gezogen werden, forderte der promovierte Jurist. "Wenn das folgenlos bleiben würde“, sagte er, "dann würde natürlich der gesamte Kampf gegen Doping ad absurdum geführt und die Glaubwürdigkeit des Sports aufgegeben werden."

IOC kündigt Mitteilung an

Das IOC berät über die ersten Schritte nach Bekanntwerden des Skandals um jahrelanges Staatsdoping in Russland. Voraussichtlich werde es noch "im Laufe des Nachmittages" eine Mitteilung dazu geben, teilte das IOC in Lausanne am Mittag auf dpa-Anfrage mit. Wann genau es erste Informationen geben wird, ist allerdings noch unklar, ebenso wie umfassend die Entscheidungen des IOC sein werden.

Russin Schobuchowa muss Preisgelder zurückzahlen

Die des Dopings überführte russische Marathonläuferin Lilija Schobuchowa muss ihre beim London-Marathon gewonnenen Preisgelder zurückzahlen. Dies entschied das Oberste Zivilgericht in Großbritannien, nachdem der Rennveranstalter London Marathon Events Ltd. geklagt hatte. Schobuchowa hatte für ihren Triumph im Jahr 2010 und ihren zweiten Platz ein Jahr später insgesamt 377.961,62 Pfund (rund 450.000 Euro) erhalten.

"Der nächste Schritt ist, das Urteil in Russland wirksam zu machen. Das wird ein langer und harter Weg, aber wir werden ihn beschreiten", sagte Nick Bitel, Geschäftsführer von London Marathon Events Ltd.: "Wir wollen Marathonläufe zu einer Oase in der Dopingwüste machen und zeigen, dass sich Betrügen nicht lohnt." Der eingeforderte Betrag soll an die Athleten aufgeteilt werden, die durch die unlauteren Mittel Schobuchowas in den Läufen benachteiligt worden waren.

Schobuchowa war im April 2014 wegen auffälliger Werte in ihrem biologischen Pass rückwirkend zum 24. Januar 2013 gesperrt worden, alle Titel und Rekorde seit dem 9. Oktober 2009 wurden der 38-Jährigen aberkannt. Wegen "substanzieller Mithilfe" als eine der Hauptfiguren in der ersten ARD-Dokumentation "Geheimsache Doping - Wie Russland seine Sieger macht" war die Sperre später um sieben Monate reduziert worden.

DOSB-Athleten gegen Kollektivstrafe

Die Athletenkommission im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) wendet sich gegen Kollektivstrafen im Sport. Falls die Enthüllungen im Wada-Bericht zum Ausschluss des Landes von den Olympischen Spielen führt, sollte dieser an Bedingungen geknüpft sein, heißt es. „Nachweislich sauberen Athleten muss das Startrecht bei den Olympischen und Paralympischen Spielen in Rio und kommenden Wettkämpfen eingeräumt werden“, teilte das siebenköpfige Gremium unter Vorsitz des Ruderers Christian Schreiber in einer am Dienstag verbreiteten Erklärung mit.

Es sei „ebenso nötig, die einzelnen Athleten zu ermitteln, die vom Dopingsystem in Russland profitiert haben. Hier gehen wir davon aus, dass dieses noch offene Mandat der McLaren-Untersuchung noch erfüllt wird.“

Die Athletenkommission fordert, „die Weichen für die Neuausrichtung im internationalen Anti-Doping-Management“ zu stellen. Deshalb seien ein unabhängiges Kontrollsystem sowie eine handlungsfähigere Wada vonnöten. Die Kommission spricht sich für „systematische Aufbewahrung und spätere Analysen (Re-Tests) von Dopingproben und intelligente Pre-Tests vor Saisonhöhepunkten“ aus.

Interessenkonflikte für IOC-Mitglieder

Die IOC-Exektuive, die heute über die Konsequenzen für Russland berät, besteht aus 15 Mitgliedern mit Präsident Thomas Bach an der Spitze. Nicht alle Mitglieder werden voraussichtlich eine Verbannung aller Russen unterstützen. Der Ire Patrick Hickey, Präsident des Europäischen Olympischen Komitees (EOC), hofft, seine schwächelnden Europaspiele den Russen vermitteln zu können. Die Forderung zahlreicher Anti-Doping- und Athleten-Kommissionen nach einem Komplett-Ausschluss der Russen schon vor der Präsentation des McLaren-Reports am Montag hatte er scharf kritisiert.

Das Heimatland des chinesischen Vize-Präsidenten Yu Zaiqing unterhält seit jeher enge diplomatische Beziehungen zu Russland. Wu Ching-Kuo (Taiwan), seit Jahren umstrittener Präsident des Internationalen Box-Verbandes AIBA, erhielt vor drei Jahren aus den Händen von Russlands Sportminister Witali Mutko den Verdienstorden der russischen Regierung für seine "Hingabe für den Sport". Der Australier John Coates ist auch Präsident des Internationalen Sportgerichtshofes CAS und steckt als solcher womöglich in einem Interessenkonflikt.

Nicht zuletzt Thomas Bach hat sich mehrfach sehr zurückhaltend zu Pauschal-Bestrafungen geäußert. Seine Erklärung in der Pressemitteilung des IOC im Anschluss an die Veröffentlichung des McLaren-Reports, der ein staatlich gestütztes Dopingsystem in Russland nachweist, lässt aber ein Umdenken zumindest möglich erscheinen: "Die Ergebnisse des Berichts zeigen einen erschreckenden und beispiellosen Angriff auf die Integrität des Sports und der Olympischen Spiele", wurde Bach in einer Stellungnahme zitiert: "Daher wird das IOC nicht zögern, die härtesten Sanktionen gegen jede beteiligte Person oder Organisation zu treffen."

Die Mitglieder des IOC-Exekutivkomitees

Präsident

Thomas Bach (Deutschland)

Vize-Präsidenten

Nawal El Moutawakel (Marokko) Craig Reedie (Schottland) John D. Coates (Australien) Yu Zaiqing (China)

Mitglieder

Wu Ching-Kuo (Taiwan) René Fasel (Schweiz) Patrick Hickey (Irland) Claudia Bokel (Deutschland) Juan Antonio Samaranch (Spanien) Sergej Bubka (Ukraine) Willi Kaltschmitt Luján (Guatemala) Anita DeFrantz (USA) Ugur Erdener (Türkei) Gunilla Lindberg (Schweden)

1/3

Hörmann sieht Zeitenwende im Doping-Kampf

DOSB-Chef Alfons Hörmann sieht im Wada-Report auch eine riesige Chance für eine neue Ära im Weltsport. „Es kann eine Zeitenwende im Anti-Doping-Kampf bedeuten, wenn das IOC und die Wada nun konsequent entscheiden - und genau das muss passieren“, sagte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes im ZDF-Morgenmagazin. Die Dimension des nun nachgewiesenen Staatsdopings müsse „drakonische Maßnahmen nach sich ziehen“, forderte der 55 Jahre alte Spitzenfunktionär.

Die neuen skandalösen Enthüllungen in dem Wada-Report empfinde er „nicht mehr nur als einen Schlag in die Magengrube, wie es ich es vor wenigen Wochen nach dem Leichtathletik-Skandal formuliert habe, sondern mittlerweile ist es ein Schlag ins Gesicht“.

Das IOC müsse nun ein „klares Zeichen geben“, betonte Hörmann. „Es ist eine der ganz großen Entscheidungen der Sportgeschichte.“ Er gehe fest davon aus, „dass IOC-Präsident Thomas Bach mit seinem Team sehr fein und sauber abwägen wird und am Ende auch die richtigen Maßnahmen ergreift“.

Hörmann bekräftigte seine klare Position zu möglichen Sanktionen: „Wer die Chancengleichheit untergräbt und die sauberen Athleten schlichtweg zu chancenlosen Sportlern macht, der muss drakonisch bestraft werden.“

Fifa überprüft Sportminister Mutko

Die Ermittler der Fifa-Ethikkommission nehmen den russischen Sportminister Witali Mutko als Folge des McLaren-Reports ins Visier. "Die Untersuchungskammer der Fifa-Ethikkommission nimmt die Veröffentlichung des Wada-Berichtes zur Kenntnis und wird diesen eingehend prüfen", antwortete die Kommission auf SID-Anfrage: "Sollte der Bericht Verstöße gegen das Fifa-Ethikreglement aufzeigen, wird die Untersuchungskammer geeignete Maßnahmen ergreifen und entsprechend informieren."

Die unabhängige Untersuchungskammer des Fußball-Weltverbandes um den Schweizer Chefermittler Cornel Borbély wird aktiv, weil Mutko auch Präsident des russischen Fußball-Verbandes RFS ist und zudem im Fifa-Council sitzt.

Im kommenden Jahr findet in Russland der Confed Cup statt, 2018 die WM-Endrunde. Kritiker stellen bereits die Frage, ob Russland diese Großveranstaltungen austragen dürfe.

Nach der Veröffentlichung des McLaren-Reports hatte die Wada der Fifa empfohlen, die Rolle Mutkos zu überprüfen.

Harting "überglücklich" über Wada-Report

Diskuswurf-Olympiasieger Robert Harting hat erfreut und erleichtert auf den Wada-Report reagiert. „Ich bin überglücklich. Das ist ein wahnsinniger Erfolg“, sagte der 31 Jahre alte Berliner am Dienstag. „Und genau dieser Erfolg ist wichtig für alle Anti-Doping-Kämpfer und Athleten, die maßgeblich ihre Freiheit aufgeben, um sich der Anti-Doping-Bewegung anzuschließen.“

Preis für Whistleblowerin Stepanowa

Whistleblowerin Julia Stepanowa wird mit dem Anti-Doping-Preis 2016 der Doping-Opfer-Hilfe ausgezeichnet. Dies teilte die DOH am Dienstag mit. Die russische Leichtathletin hat als zentrale Kronzeugin das systematische und wohl auch staatlich gelenkte Dopingsystem in ihrer Heimat aufgedeckt. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird am 6. Dezember in Berlin verliehen.