Noch ist offen welcher TV-Sender das wichtigste Sportereignis der Welt in den Jahren 2014 und 2016 übertragen wird. Denn das IOC hat das Angebot der europäischen Sendervereinigung abgelehnt. Damit könnten ARD und ZDF in die Röhre schauen.

Hamburg. Das IOC hat das TV-Monopoly eröffnet. Durch die Ablehnung des EBU-Angebots für die Übertragung der Olympischen Spiele 2014 und 2016 rückte das Internationale Olympische Komitee (IOC) von seinem traditionellen Partner ab und macht den Weg frei für ein lukratives Wettbieten. Die Olympier streben Einnahmen zwischen 850 und 900 Millionen Euro aus dem Rechteverkauf für Europa an. ZDF- Sportchef Dieter Gruschwitz schließt in Deutschland selbst ein Abwandern der Übertragungen ins Privat-Fernsehen nicht aus. Eine Einigung mit dem öffentlich-rechtlichen Sender-Konglomerat EBU, das die Spiele seit 1956 überträgt, ist derzeit unwahrscheinlich. Für Vancouver 2010 und London 2012 hält die EBU bereits die Rechte.

"Wir wollen einen fairen Preis. Das ist eine offene europäische Ausschreibung, und im nächsten Schritt können sich EBU-Mitglieder um die Rechte bewerben", erklärte IOC-Vizepräsident Thomas Bach, gleichzeitig Mitglied der Verhandlungskommission. Von einer Missstimmung mit der EBU wollte er nichts wissen. "Die Gespräche mit der EBU sind so gelaufen, dass die gute Partnerschaft, die bis 2012 besteht, nicht beeinträchtigt ist", sagte Bach salomonisch. Die Wirtschaftskrise spiele beim IOC-Entschluss "keine Rolle".

Tatsächlich fühlte sich die Weltregierung des IOC durch die EBU- Offerte für die Rechte an den Winterspielen 2014 im russischen Sotschi und dem Sommerspektakel 2016 in Rio, Chicago, Tokio oder Madrid vor den Kopf gestoßen. Das Angebot des jahrzehntelangen Partners soll nur geringfügig über der Summe gelegen haben, die die European Broadcasting Union (EBU) für Vancouver 2010 und London 2012 bezahlt hat. Für diesen Zeitraum strich das IOC 672 Millionen Euro für die Europa-Rechte ein. Nach dem Dollar-Verfall wurde für 2010 und 2012 erstmals in Euro verhandelt.

"Unser Angebot war das Maximum, was öffentlich-rechtliche Sender für 2014 und 2016 bezahlen können", betonte der zukünftige EBU- Präsident Jean-Paul Philippot. Der derzeitige EBU-Boss Fritz Pleitgen zeigte sich "überrascht von den hohen finanziellen Forderungen des IOC". Die Fronten sind verhärtet. Die Olympier aus Lausanne sondieren den Markt und wollen die Erträge für ihr Hochglanzprodukt Olympia ausreizen. Deals mit Murdoch-Partnern in Italien und der Türkei für Olympia 2014 und 2016 hat das IOC bereits abgeschlossen. Zudem laufen Gespräche mit Agenturen, die die Rechte in Einzelverhandlungen Land für Land verkaufen wollen.

"Rein theoretisch besteht die Möglichkeit, dass Olympia ins Privat-TV abwandert, aber das IOC sollte bedenken, was die Öffentlich-Rechtlichen in den vergangenen Jahrzehnten für Olympia und vor allem auch zwischen den Spielen für die olympische Bewegung getan haben", sagte Gruschwitz. Allerdings hat jeder Sender die Verpflichtung, mindestens 200 Stunden von Olympia im freien TV zu zeigen.

ARD und ZDF bedauerten die Entscheidung des IOC. "Ich habe große Zweifel, dass durch Einzelverkäufe in den Ländern mehr Geld erwirtschaftet werden kann", meinte ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender, "wie auch immer - bis 2014 ist es noch lange hin. Da wird es noch viele Gespräche geben." ARD-Programmdirektor Volker Herres stellte in München fest: "Die hohen finanziellen Forderungen des IOC haben uns schon sehr überrascht - wir halten die Erwartung für überzogen. Nun werden wir abwarten, wie das IOC hinsichtlich der Rechtevergabe entscheiden wird."