Die Offenburgerin und die Leverkusenerin sorgen für die Medaillen Nr. 4 und 5 der deutschen Leichtathleten. Obergföll ist “superhappy“.
London. Diesmal steht ihr Silber gut, Christina Obergföll jubelte lauthals. Die zweimalige Vize-Welt- und -Europameisterin aus Offenburg muss zwar weiter auf ihren ersten internationalen Titel warten. Aber bei den Olympischen Spielen konnte sich die "ewige Zweite“ am Donnerstag über ihre Platzierung freuen und mit Linda Stahl feiern. Die Leverkusenerin überraschte mit Bronze und fiel Obergföll in die Arme. Beide hüllten sich in eine Deutschland-Fahne und klatschten sich strahlend mit Siegerin Barbora Spotakova ab. Danach ging es im Olympiastadion auf eine gemeinsame Ehrenrunde.
"Ich bin superhappy und hatte auch das Quäntchen Glück“, sagte Obergföll, Stahl fügte hinzu: "Alle haben mal Glück gehabt, ich habe seit 2005 nie Glück gehabt. Heute war es mal auf meiner Seite.“ An die wurfgewaltige Weltrekordlerin aus Tschechien kamen die beiden deutschen Werferinnen aber bei weitem nicht heran.
Spotakova wurde wie schon vor vier Jahren in Peking Olympiasiegerin mit 69,55 Metern. Obergföll kam auf 65,16 Meter, Stahl warf 64,91 Meter. Ihre Clubkollegin Katharina Molitor konnte als Sechste mit 62,89 Metern mehr als zufrieden sein. Die russische Weltmeisterin Maria Abakumowa enttäuschte als Zehnte, auch die Weltjahresbeste Sunette Viljoen aus Südafrika ging als Vierte hinter Stahl leer aus.
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Für Gold müsse man sogar über 70 Meter werfen, hatte Obergföll prophezeit. Das war ihr selbst schon zweimal gelungen: 70,03 warf sie 2007 bei der WM in Helsinki und 70,20 - den noch heute gültigen deutschen Rekord – 2007 beim Europacup in München. Aber das ist lange her. In London lief es nach dem guten ersten Versuch nicht mehr so recht, alle anderen machte sie ungültig. "Ich habe auch ein bisschen überpaced und das hinten nicht mehr in den Griff bekommen. Aber das ist mir sch...egal“, sagte Obergföll mit einem breiten Lächeln.
Auch Linda Stahl hätte gern weiter geworfen, doch das war kein Grund zur Unzufriedenheit. „Saisonbestleistung beim Saisonhöhepunkt ist wunderbar. So richtig kann ich das gar nicht glauben. Mich hatte hier bestimmt keiner auf der Rechnung.“ Spotakova fehlten dagegen nur 45 Zentimeter zur 70-Meter-Marke, mit jedem ihrer vier gültigen Versuche hätte die 31-Jährige gewonnen.
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Vor vier Jahren in Peking hatte Obergföll mit Bronze die einzige Medaille überhaupt für die deutsche Leichtathletik gewonnen. Aber 2009 bei der Heim-WM in Berlin erlebte die Studentin als Fünfte eine ganz bittere Stunde, als die Leverkusenerin Steffi Nerius zum Karriereende überraschend Gold gewann. Ein Jahr später schnappte ihr Nerius' Clubkollegin Stahl den EM-Titel in Barcelona weg.
Immer wieder zählte Obergföll zu den Titelkandidatinnen, aber nie stand sie ganz oben auf dem Treppchen. Bei der WM 2011 in Daegu ging sie als Vierte leer aus. Und bei der Europameisterschaft im Juni in Helsinki verlor sie den Titel an die Ukrainerin Wira Rebryk. Da wirkte die ansonsten so fröhliche Obergföll erstmals resigniert und war den Tränen nahe. In London strahlte sie.