Im kleinen Finale gegen Hongkong holt Deutschland mit 3:1 die zweite Bronzemedaille. Timo Boll mit zwei Einzelsiegen gegen Hongkong.
London. Timo Boll ließ einen gewaltigen Siegesschrei los und sprang seinem Kollegen Dimitrij Ovtcharov in die Arme. Mit der Bronzemedaille im Team sind die Olympischen Spiele in London für den deutschen Tischtennis-Star doch noch versöhnlich zuende gegangen. Das Trio Boll, Ovtcharov und Bastian Steger gewann das kleine Finale gegen Hongkong 3:1 und holte damit die erhoffte zweite deutsche Medaille nach dem Bronze-Coup in der Einzel-Konkurrenz durch Ovtcharov.
Mit dieser Ausbeute haben die Herren die Olympia-Zielvorgabe des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) von zwei Medaillen in der ExCeL-Arena exakt umgesetzt. Die deutschen Damen hatten in beiden Konkurrenzen Überraschungserfolge klar verpasst. Langschläfer Boll, der auf der Jagd nach der ersehnten ersten olympischen Einzelmedaille im Achtelfinale gescheitert war, legte trotz der frühen Ansetzung gegen Hongkong los wie die Feuerwehr. „Ein 11-Uhr-Spiel ist eine echte Aufgabe für mich“, hatte der Weltranglistensiebte aus Düsseldorf vor Spielbeginn gesagt.
Das ließ sich Boll aber nicht anmerken. Zwei Tage nach seiner „Auferstehung“ im verlorenen Halbfinale gegen China, als der 31-Jährige mit einer Topleistung Olympiasieger Zhang Jike 3:1 bezwungen hatte, benötigte er für den 3:0-Auftaktsieg gegen den Weltranglisten-35. Leung Chu Yan nur 22 Minuten und erkämpfte im vierten Spiel mit einem 3:1 gegen Jiang Tianyi auch den Siegpunkt für die Vize-Weltmeister.
Der Olympiadritte Ovtcharov, eigentlich passionierter Frühaufsteher, machte es gegen Tang Peng einen Tick spannender. Der 23-Jährige, mit nun dreimal Edelmetall der europäische Spieler mit den meisten Olympiamedaillen im Trophäenschrank, bezwang Tang Peng 3:1, musste sich im wenig eingespielten Doppel mit Bastian Steger (Saarbrücken) dem Duo Jiang/Leung allerdings 0:3 geschlagen geben. In den bisherigen Duellen hatte Bundestrainer Jörg Roßkopf auf das Duo Boll/Steger gesetzt.
Für Boll beginnt nach London ein weiterer spannender Lebensabschnitt. Zwar will sich der Linkshänder auch für die nächsten Spiele 2016 in Rio de Janeiro noch einmal qualifizieren, doch mit Ehefrau Rodelia wird auch die Familienplanung in Angriff genommen. „Wenn man erst mal über 30 ist, tickt die Uhr irgendwann“, sagte Boll und deutete an, seinen Turnierkalender reduzieren zu wollen.
Um die erhoffte zweite Medaille nicht zu gefährden, war auf Initiative der deutschen Mannschaft sogar am Vorabend noch der Tisch ausgetauscht worden. Ein zu scharfes Reinigungsmittel hatte die Oberfläche an einer Stelle beschädigt. Dieser Makel war dem deutschen Trio im Halbfinale gegen China aufgefallen.
(abendblatt.de/sid)