Hamburg. Im Spiel zwischen Braunschweig und dem HSV treffen die besten Konterteams der Zweiten Liga aufeinander. Trainer kennen sich bestens.
Für Steffen Baumgart und Daniel Scherning gab es zwischen 2017 und 2021 nur eine Richtung: nach vorne. Beim SC Paderborn arbeiteten die beiden Trainer fast vier Jahre lang Seite an Seite. Baumgart als Chef, Scherning als Assistent. Mit ihrem bedingungslosen Offensivfußball schafften sie mit den Ostwestfalen sensationell den Durchmarsch von der Dritten Liga in die Bundesliga und setzten auch dort auf Tempo und Tore.
Wenn sich Baumgart und Scherning am Freitagabend (18.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) in Braunschweig beim Spiel zwischen der Eintracht und dem HSV an der Seitenlinie wiedersehen, könnte man also ein Offensivspektakel erwarten. Allerdings haben sich beide Trainer mittlerweile von ihrer Paderborner Spielidee verabschiedet. Stattdessen setzen sowohl Braunschweig (erwartbar) als auch der HSV (unerwartet) in dieser Saison auf eine defensiv ausgerichtete Grundordnung und Umschaltmomente. Und das mit Erfolg.
HSV erzielte schon fünf Tore nach Kontern
Die Hamburger erzielten vor einer Woche beim 1:1 gegen den 1. FC Nürnberg bereits ihr fünftes Kontertor. Damit ist der HSV die beste Umschaltmannschaft der Liga. Allerdings setzt Baumgart nicht alleine auf dieses taktische Mittel. Die Hamburger wollen variabel sein und haben auch in jedem Spiel dominante Ballbesitzphasen. In der Ballbesitzstatistik liegt der HSV nach Jahren an der Spitze aktuell aber nur auf Platz fünf der Liga (durchschnittlich 51 Prozent).
Braunschweig dagegen hat nur äußerst ungern im Spielaufbau den Ball (46 Prozent/Platz 16). Gefährlich wird die Eintracht dafür bei Umschaltmomenten. Das Scherning-Team hat zwar noch kein reines Kontertor erzielt wie der HSV, dafür aber bereits fünf Treffer aus Schnellangriffen. „Braunschweig ist die beste Kontermannschaft der Liga“, sagte Paderborns Trainer Lukas Kwasniok vor einer Woche nach dem 0:0 gegen die Eintracht, als die Gäste angesichts von 17:9 Torschüssen eigentlich hätten gewinnen müssen.
So steht Braunschweig als Tabellen-16. ebenso unter Druck wie der HSV als Vierter. Die Hamburger könnten mit einem Sieg theoretisch für eine Nacht Tabellenführer werden, gleichzeitig bei einem erneuten Punktverlust in eine ungemütliche Länderspielpause schlittern. Um seine Spieler angesichts dieser Lage etwas in die Pflicht zu nehmen, kritisierte der Trainer einige seiner Spieler unter der Woche für die fehlende Bereitschaft. „Wir haben oft unsere Zauberkünstler, die am Ball sehr gut sind. Die können ein Spiel im Eins-gegen-eins entscheiden. Leider können sie auch ein Spiel entscheiden, wenn sie ihren Hintern nicht nach hinten bewegen“, sagte Baumgart in Richtung von Spielern wie Jean-Luc Dompé, Adam Karabec oder auch Immanuel Pherai. Baumgarts klare Ansage trotz des besten Angriffs der Liga: „Nicht die Mannschaft mit den meisten Toren steigt auf. Sondern die Mannschaft, die die wenigsten Tore kassiert. Wenn wir auf dem Platz die Prioritätenreihenfolge verwechseln und nur schön beim Fußballspielen aussehen wollen, dann sehen wir eben gar nicht schön aus.“
Suhonen erstmals in dieser Saison im Kader? Perrin wackelt
Um die Arbeit wieder stärker in den Vordergrund zu stellen, könnte auch ein Spieler wieder wichtig werden, der zuletzt gar keine Rolle bei den Profis mehr gespielt hatte, aber für bedingungslosen Einsatz steht: Anssi Suhonen. Der Finne, der zuletzt nur bei der U21 spielte, könnte erstmals in dieser Saison im Kader der Profis stehen. Ob es bei Lucas Perrin dagegen für einen Einsatz reicht, ist offen. Der Franzose fehlte beim Abschlusstraining, ist aber mit nach Braunschweig gereist. Seinen Platz in der Abwehr an der Seite von Sebastian Schonlau könnte Daniel Elfadli übernehmen. Der Mittelfeldmann hatte vor einer Woche das fünfte Kontertor des HSV erzielt.
Wer am Freitag wen auskontert? Ein Wiedersehen gibt es in jedem Fall nicht nur zwischen Scherning und Baumgart, sondern auch zwischen Marko Johansson und dem HSV. Der Schwede steht gegen seinen Ex-Club im Tor. Und will die Hamburger Kontertore verhindern.
Die möglichen Aufstellungen
Eintracht: Johansson – Jaeckel, Bicakcic, Ehlers – Kaufmann, Krauße, Köhler, Bell Bell – Gomez – Szabo, Philippe.
HSV: Heuer Fernandes – Elfadli, Schonlau, Muheim – Katterbach, Meffert, Poreba, Dompé – Karabec – Selke, Königsdörffer.