Hamburg. Am Sonntag spielen die Hamburger in der ersten Runde des DFB-Pokals in Meppen. Ex-Manager Ronald Maul erklärt, wie der Verein tickt.
Am Mittwoch vor einer Woche saß Steffen Baumgart in der Meppener Hänsch-Arena eine Reihe hinter Ronald Maul. Die beiden früheren Teamkollegen von Hansa Rostock waren zwei von 9739 Zuschauern, die den Sieg des Drittligisten VfL Osnabrück beim Viertligisten SV Meppen in der ersten Runde des NFV-Pokals auf der Tribüne verfolgten. „Baumi hat sich viele Notizen gemacht“, verrät Maul am Mittwoch im Abendblatt-Podcast „HSV – wir müssen reden“.
Am Sonntag (18 Uhr/Sky) werden sich Baumgart und Maul in Meppen wiedersehen. Wieder Pokal. Wieder erste Runde. Diesmal werden allerdings 13.000 Zuschauer dabei sein, wenn der SV Meppen in der ausverkauften Hänsch-Arena den HSV mit Trainer Baumgart im DFB-Pokal empfängt. Und einer der Zuschauer wird Ronald Maul sein. Der frühere HSV-Profi arbeitete sechs Jahre lang als Geschäftsführer beim SV Meppen, ehe er den Verein vor einem Jahr nach dem Abstieg in die Regionalliga verließ, um in seiner Heimatstadt Osnabrück als Nachwuchskoordinator des VfL zu arbeiten.
Wiedersehen zwischen Kuntz und Maul
Zusammen mit seinem Sohn schaut er sich am Sonntag aber das Spiel seiner Ex-Clubs an. „Ich freue mich auf ein richtig schönes Spiel“, sagt Maul, der nicht nur seinen ehemaligen Rostocker Mitspieler Baumgart wiedersehen wird, sondern auch seinen früheren Teamkollegen Stefan Kuntz, mit dem Maul zwischen 1996 und 1998 zwei Jahre zusammen bei Arminia Bielefeld spielte. „Die Hütte wird brennen am Sonntag. Es ist ein sehr kleines und enges Stadion. Es wirkt etwas beschaulich, wenn man dahin kommt. Aber in Meppen ist die Hölle los. Da muss man sich erst einmal gegen wehren“, sagt Maul.
Der frühere Linksverteidiger, der in der Saison 2000/01 beim HSV spielte, ging 2017 als Geschäftsführer nach Meppen. Der Verein war gerade in die Dritte Liga zurückgekehrt. In den 1990-er Jahren spielte Meppen noch dauerhaft in der Zweiten Liga und galt als der Inbegriff des Dorfvereins im deutschen Profifußballs, ehe ab 1998 der Niedergang begann und sich der SVM 2006 in der Fünftklassigkeit wiederfand.
Erst elf Jahre später schaffte Meppen die Rückkehr in den Profifußball. Für den neuen Manager Maul begann eine Menge Arbeit. „Es war immer noch ein Hauch dieser unendlichen Zweitligazeit zu spüren. Es hatte sich nicht viel verändert. Es war unsere Aufgabe, die Anforderungen der Dritten Liga zu erfüllen. Es war eine schwere Zeit, aber wir haben alles möglich gemacht. Die Region lechzte nach höherklassigen Fußball.“
Wirtschaftlich hat Meppen keine Perspektive für die 2. Bundesliga
Wirtschaftlich schafften es Maul und Meppen durch die Hilfe regionaler Unternehmen, den Verein in der Dritten Liga zu etablieren. Für höhere sportliche Ziele reicht das aber nicht. „Es ist anders als in einer Großstadt. Es wird nicht gelingen, wirtschaftlich ein noch höheres Level zu erreichen“, sagt Maul. Nach sechs Jahren stieg Meppen wieder in die Regionalliga ab. In der vergangene Saison wurde der Wiederaufstieg knapp verpasst.
Nun gab es nach nur drei Spieltagen schon den überraschenden Trainerwechsel von Adrian Alipour auf Lucas Beniermann. Den 34-Jährigen holte Maul vor fünf Jahren selbst nach Meppen. „Lucas ist ein junger, ambitionierter Trainer, der daran interessiert ist, Fußball zu spielen und den Ball laufen zu lassen.“ Gegen den HSV wird aber auch Beniermann sich an die Stärken der Hamburger anpassen. „Meppen wird sicher versuchen, solide zu stehen, dem HSV den Spaß am Fußball zu nehmen und vielleicht auch mal über die Grenze des Erlaubten gehen“, sagt Maul. Er weiß vor allem eines: „Die ganze Region ist auf den Beinen, wenn Meppen spielt. Ich habe schon als gegnerischer Spieler immer gedacht, dass die Zuschauer dort verrückt sind.“ 1991 (1:3 mit Osnabrück) und 1995 (2:2 mit Bielefeld) machte Maul seine Erfahrungen in Meppen.
HSV holt in ewiger Zweitligatabelle Punkte auf
Ab 1987 spielten die Emsländer elf Jahre lang durchgehend in Liga zwei. In der ewigen Zweitligatabelle liegt Meppen auf Platz 38 mit 511 Punkten. Der HSV ist als 54. (356 Punkte) aber nicht mehr weit weg. Das war zu Mauls Zeit beim HSV unvorstellbar, als die Hamburger unter Frank Pagelsdorf in der Champions League spielten. Bei Juventus Turin im Oktober 2000 machte Maul eines seiner wenigen Spiele für den HSV. Er wurde für Niko Kovac früh eingewechselt und war mittendrin in der Szene, als Zinedine Zidane nach einem üblen Kopfstoß gegen Jochen Kientz die Rote Karte sah. Der HSV gewann in Turin mit 3:1. „Das war ein absolutes Highlight. Ich bin in der Champions League ungeschlagen“, sagt Maul und lacht.
Ansonsten hatte er in seiner Hamburger Zeit nicht allzu viel zu Lachen. „Ich war zu dem Zeitpunkt nicht gut genug für den HSV. Wir hatten gefühlt 35 Spieler im Kader. Ich konnte meine Chancen nicht nutzen“, sagt Maul im Rückblick selbstkritisch. Nach einem Jahr wechselte er zu Rostock, wo er mit Baumgart unter Friedhelm Funkel und später unter Armin Veh spielte.
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In Mauls Karrierebilanz stehen aber immerhin auch zwei Länderspiele. 1999 durfte er beim Confed-Cup unter Erich Ribbeck dabei sein. Zudem machte Maul unter Horst Hrubesch einige Spiele für die deutsche B-Nationalmannschaft. „Ich habe es geliebt, unter Horst zu spielen. Es war immer eine tolle Atmosphäre.“
Nun wünscht Maul dem HSV mit seinen ehemaligen Weggefährten Hrubesch, Kuntz und Baumgart den Aufstieg. „Ich bin überzeugt, dass Baumi es schafft. Er ist ein Typ, der die Leute mitnimmt und fesselt. Die Jungs gehen für ihn durchs Feuer. Die Qualität ist da. Ich wünschen mir, dass der HSV die Nerven behält“, sagt Maul. Das gilt vor allem für das Pokalspiel am Sonntag in Meppen.