Hamburg. Es geht um einen Spieler, der schon seit mehreren Jahren nicht mehr beim HSV spielt, nun aber in den Fokus gerät.

Stefan Kuntz findet aktuell mitunter skurrile Situationen im Volksparkstadion vor. Um seiner eigenen Zielsetzung nachzukommen, alle Abteilungen und Mitarbeiter beim HSV kennenzulernen, muss der neue Sportvorstand schon gründlich aufpassen, wen er auf der Geschäftsstelle anspricht. Denn die Arena ist phasenweise in fester Hand der Uefa, die mit ihren Mitarbeitern eingezogen ist. Ein Umstand, der schon einmal zur Verwechslungsgefahr führen kann, wenn man nicht genau hinsieht.

Doch Kuntz sieht genau hin. Der 61-Jährige stellt beim Zweitligisten einiges auf den Prüfstand und hat auch schon Optimierungsbedarf ausfindig gemacht. Zugleich traf er eine erste Entscheidung, an der bisherigen Besetzung sowie dem Zeitpunkt der Vorstandssitzung festzuhalten. Diese wird weiterhin jeden Dienstag unter Beteiligung der direkt unter dem Vorstand angesiedelten Führungskräfte aus der zweiten Reihe stattfinden. Diese Konstellation hat sich bewährt, das sieht auch Kuntz so, der in diesen Tagen viele Gespräche führt.

HSV vor Millionensegen dank Tah

In einem dieser Gespräche wurde Kuntz auch über die verschiedenen Vertragskonstellationen früherer HSV-Profis informiert, von denen der Club noch immer finanziell profitiert. Das aktuellste Beispiel ist Jonathan Tah (28) vom deutschen Meister Bayer Leverkusen. Der beim HSV ausgebildete deutsche Nationalspieler soll sich laut Sky mit dem FC Bayern über einen Wechsel einig sein.

Während der EM, bei der Tah zum Stammpersonal zählt, stehen die Verhandlungen beider Vereine über eine Ablöse an. Spekuliert wird aktuell über eine Summe um die 30 Millionen Euro. Der HSV wird den Ausgang der Gespräche genau verfolgen, schließlich würde ein Transfer nicht nur in Leverkusen, sondern auch in Hamburg für einen Millionensegen sorgen. Dank einer Weiterverkaufsbeteiligung erhält der Zweitligist vertraglich fixierte zehn Prozent von dem Betrag, der über der 2015 erhaltenen Ablöse von 7,5 Millionen Euro liegt.

Ein Rechenbeispiel: Sollte Tah für exakt 30 Millionen Euro wechseln, bekäme der HSV 2,25 Millionen Euro. Da die Hanseaten zudem 500.000 Euro für jede Champions-League-Qualifikation Leverkusens kassieren, solange Tah dort spielt, sind über die Jahre (2016, 2019, 2022 und 2024) bereits zwei zusätzliche Millionen zusammengekommen. Eine Meisterprämie wurde im Zuge des damaligen Transfers dagegen nicht vereinbart.

Das frühere HSV-Talent Jonathan Tah hat sich nach einer starken Saison bei Bayer Leverkusen in den Fokus des FC Bayern gespielt.
Das frühere HSV-Talent Jonathan Tah hat sich nach einer starken Saison bei Bayer Leverkusen in den Fokus des FC Bayern gespielt. © Witters | Unbekannt

Was würde HSV mit Tah-Millionen machen?

Seinen Abgang aus Leverkusen hatte der Innenverteidiger zuletzt öffentlich angedeutet. Zum einen, weil er nach neun Jahren beim Werksclub bereit für eine neue sportliche Herausforderung ist. Zum anderen, weil sein Vertrag in einem Jahr ausläuft und Bayer kein Interesse habe, ihn im Sommer 2025 ablösefrei abzugeben. Tah sei von den Verantwortlichen klar kommuniziert worden, „dass ich entweder meinen Vertrag verlängern oder gehen soll“. Momentan deutet alles auf einen Wechsel hin.

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Die frischen Millionen hätten auch Einfluss auf die Kaderplanung beim HSV, wenngleich im Volkspark die grundsätzliche Haltung herrscht, nicht jede zusätzliche Einnahme eins zu eins in die Mannschaft zu investieren.

Das Ziel ist weiterhin, entwicklungsfähige Spieler zu verpflichten, deren Potenzial noch nicht voll ausgeschöpft ist. Doch auch für solche Transfers muss manchmal Geld in die Hand genommen werden. Die Weiterverkaufsbeteiligung an Tah würde dabei helfen.