Hamburg. Das Spiel gegen den FC Hansa stand ganz im Zeichen des Gedenkens an Uwe Seeler. Sportlich enttäuschten die Hamburger.

Es war ein denkwürdiges Heimspiel, das am Sonntagnachmittag um 15.33 Uhr durch einen letzten lauten Pfiff von Schiedsrichter Robert Kamka beendet wurde. Das 0:1 (0:0) des HSV gegen den FC Hansa Rostock wird als das emotionalste Spiel in die ruhmreiche Geschichte der Hamburger eingehen. Das Spiel im Volksparkstadion glich einer großen Trauerfeier für den am Donnerstag verstorbenen Uwe Seeler. Über den fußballerischen Auftritt hingegen sollte man besser den Mantel des Schweigens breiten. "Wir hätten das Spiel gerne gewonnen. Es war schön zu sehen, wie die Fans, die Stadt und die ganze Fußballwelt Uwe Seeler würdigt", sagte Kapitän Sebastian Schonlau (27), der die großen Emotionen nicht als Ablenkung gelten lassen wollte. "Das hatte mit dem Ergebnis nichts zu tun."

HSV: Fans und Zeremonie sorgen für Gänsehaut

Gänsehautstimmung pur gab es bereits vor dem Spiel. Die HSV-Vorstände Jonas Boldt und Thomas Wüstefeld legten gemeinsam mit den Rostocker Kollegen Robert Marien und Martin Pieckenhagen, der Seeler während seiner Zeit als HSV-Torwart kennengelernt hatte, Kränze im Mittelkreis nieder. Unmittelbar vor dem Anpfiff sprach Jo Brauner, Ex-"Tagesschau"-Sprecher und HSV-Stadionsprecher, zu den Fans und würdigte den Menschen und Sportler Uwe Seeler.

Doch auch die Fans trugen ihren Teil zu dem besonderen Tag bei. Auf der Nordtribüne waren mehrere Banner (RIP Uwe Seeler) zu sehen, beim Einlaufen der Mannschaften gab es eine große Choreografie zu Ehren von „Uns Uwe“. „Uns Uwe - loyal und bescheiden – der Größte aller Zeiten“ war über alle drei Stadionränge zu lesen. Auch die beiden Mannschaften sowie das Schiedsrichter-Gespann hielten ein großes Banner hoch und ehrten den Hamburger Ehrenbürger: „Uns Uwe – Sportler, HSVer, Mensch.“

Der HSV-Check nach dem 0:1 gegen Hansa Rostock

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Eine besondere Geste zeigte auch HSV-Hauptsponsor HanseMerkur. Das Unternehmen verzichtete auf die Werbefläche auf dem Trikot. Stattdessen war "Uns Uwe" auf den Sondertrikots, die zugunsten der Uwe-Seeler-Stiftung versteigert werden, zu sehen. Auch Lebensmittelhersteller Popp, die auf dem Ärmel werben, haben Platz gemacht. Auf den Armen der Spieler war die Nummer neun, die Seeler immer getragen hatte, zu lesen.

HSV mit ähnlichen Problemen wie gegen Braunschweig

Die großen Emotionen haben die Hamburger zunächst nicht beeinflusst. Das Team von Trainer Tim Walter hatte viel Ballbesitz, tat sich aber schwer, gegen griffige Rostocker in die gefährlichen Räume zu kommen. Wie schon vor einer Woche gegen Braunschweig fehlte es an Balltempo, Kreativität und Torgefahr. 

Die Folge: gefährliche Abschlüsse? Fehlanzeige. Da half es auch nicht, dass die Ballbesitzquote bei zwischenzeitlich 84 (!) Prozent lag. Rund um die 30. Minute waren es sogar die Rostocker, die einen Tick zielstrebiger und besser waren. Allerdings auch auf überschaubarem fußballerischen Niveau. "Uns hat heute die Tiefe gefehlt. Die Eins-gegen-eins-Situationen auf den Außenbahnen hatten wir erst nach der Einwechslung von Ogi Heil", erklärte Walter.

HSV ideenlos und pomadig im Offensivspiel

Und der HSV? In der 37. Minute kamen die Hamburger das erste Mal gefährlich vors Tor, doch der Flachschuss von Sonny Kittel war kein Problem für Hansa-Keeper Markus Kolke. Doch immerhin suchte der Techniker mal den Abschluss, so wie auch eine Minute später, als eine Direktabnahme aber weit am Tor vorbeirauschte.  Deutlich knapper war der 18-Meter-Schuss von Laszlo Benes in der Nachspielzeit der ersten Hälfte, doch sein Versuch landete auf dem Tornetz. Und so ging es mit einem 0:0 in die Pause.

0:1 gegen Rostock: Die Einzelkritik des HSV

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Nach dem Seitenwechsel ging es personell unverändert weiter. Auch am Spielverlauf änderte sich zunächst nicht viel. Der HSV hatte den Ball, Rostock verteidigte geschickt. Aufregung gab es in der 50. Minute, als Ex-St.-Pauli-Profi John Verhoek übermotiviert in HSV-Keeper Heuer Fernandes reinrauschte.  Der Deutschportugiese konnte nach kurzer Behandlungspause aber weiterspielen. Verhoek entschuldigte sich beim Hamburger Schlussmann. Es sagte viel über das Niveau der Partie aus, wenn eine Szene wie diese schon besonders nennenswert ist.

HSV ohne Mittel gegen defensivstarke Rostocker

Das Walter-Team fand weiterhin überhaupt keine Mittel gegen keinesfalls starke Rostocker. Von der angekündigten Energie im Spiel war beim HSV nichts zu sehen. Im Gegenteil: Hansa merkte, dass mehr gegen schwache Hamburger möglich war und wurde zunehmend mutiger in der Offensive. In der 55. Minute scheiterte Kai Pröger aus spitzem Winkel knapp.

Körperlich schmerzhaft wurde es in der 59. Minute für Mario Vuskovic. Nach einem Zusammenprall kugelte sich der Innenverteidiger den Daumen aus. Seine Mitspieler hielten sich geschockt die Hände vors Gesicht, doch der Kroate spielte nach langer Behandlungspause weiter. Frei nach Uwe Seelers Motto: „Indianer kennt keinen Schmerz“.

Ein Hallo-Wach-Signal war die Rückkehr von Vuskovic aber nicht. Im Gegenteil. HSV-Keeper Heuer Fernandes rettete zunächst mit einer starken Parade gegen Svante Ingelsson (65.) das 0:0, wenig später hatte Rostock durch Simon Rhein die nächste Großchance. In der 73. Minute signalisierte Vuskovic dann doch, dass seine Daumenverletzung zu sehr schmerzte. Für den Kroaten kam Jonas David in die Partie.

HSV-Zugänge enttäuschen erneut

Das Niveau blieb auf beiden Seiten weiter extrem überschaubar, wobei man klar festsellen musste, dass die Rostocker dem Führungstor deutlich näher waren als erschreckend harmlose Hamburger. Auffällig beim HSV: Die Neuzugänge Laszlo Benes und Ransford Königsdörffer wurden wieder früh vom Platz genommen. Beide Hoffnungsträger enttäuschten wie bereits vor einer Woche gegen Braunschweig.

Die Texte zum Tod von Uwe Seeler:

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Und doch wäre der HSV beinahe als Sieger vom Platz gegangen. Der bis dahin unsichtbare Mittelstürmer Robert Glatzel scheiterte in der 84. Minute nach toller Flanke von Miro Muheim an einem herausragend reagierenden Rostocker Keeper Kolke. Und drei Minuten später war es erneut Glatzel, dessen Schuss in letzter Sekunde geblockt wurde. "Das war eine 100-prozentige Chance. Wenn wir die machen, reden wir über ganz andere Dinge", haderte Trainer Walter und fügte an: "Wir müssen wieder präsenter und in vielen Situationen konsequenter werden, das gilt es zu verbessern. Uns haben die Ideen gefehlt, bei einigen hat es an Überzeugung gefehlt."

Deutlich präziser machte es Kevin Schumacher. Der Rostocker Einwechselspieler bestrafte den HSV mit dem Siegtor in der 95. Minute. Sein Schuss aus zehn Metern schlug direkt neben dem rechten Pfosten ein. Der Schock für die Hamburger, die einen besonderen Tag durch eine schwache Leistung konterkarierten. "Wir dürfen uns nicht auf Glück verlassen. Wir müssen vorne konsequenter sein und hinten weniger zulassen. Daran werden wir in der kommenden Woche arbeiten, um es im nächsten Spiel besser zu machen“, bilanzierte Kapitän Schonlau.

HSV: Wirbel um Banner auf der Nordtribüne

Deutlich besser hätten sich auch einige HSV-Fans auf der Nordtribüne verhalten können. In der zweiten Halbzeit hielten einige Personen ein homophobes Banner in die Höhe.

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Der HSV distanzierte sich von dem geschmacklosen Plakat. "Auf unserer Nordtribüne wurde heute während des Spiels ein homofeindliches Spruchband gezeigt. Wir distanzieren uns klar und deutlich von diskriminierenden Inhalten. Diskriminierung hat im Volksparkstadion und beim HSV keinen Platz. Unsere Raute steht für Vielfalt und Diversität.

Insgesamt blieb es aber rund um die Partie ruhig. Beim Fanmarsch der Rostocker-Fans, die sich während der Zeremonie für Uwe Seeler im Stadion vorbildlich verhalten haben, wurden vereinzelnte Farbtöpfe gezündet. Dabei kam es zu sieben vorläufigen Festnahmen. Insgesamt waren mehr als 800 Polizeibeamte im Einsatz. Die von den Behörden angestrebte Trennung der beiden Fanlager hat funktioniert.

Schema:

  • HSV: Heuer Fernandes – Heyer (82. Bilbija), Schonlau, Vuskovic (72. David), Muheim – Meffert – Reis, Benes (60. Rohr) – Königsdörffer (72. Heil), Kittel, Glatzel.
  • Hansa Rostock: Kolke – Malone, Fröde, Roßbach – Ananou (72. Schumacher), Neidhart (68. Schröter) – Rhein, Dressel, Ingelsson (83. Meißner) – Pröger, Verhoek (68. Breier).
  • Schiedsrichter: Robert Kampka (Mainz).
  • Videoschiedsrichter: Christian Leicher (Landshut)
  • Zuschauer: 54.500.
  • Tor: 0:1 Schumacher (90.+5)
  • Gelbe Karten: Heil – Verhoek (2), Ananou, Roßbach, Ingelsson (2), Schumacher
  • Torschüsse: 17:12
  • Ecken: 5:7
  • Ballbesitz: 66:34 %
  • Zweikämpfe: 108:84