Hamburg/Ingolstadt. HSV liegt nach souveränem Auftritt auf Platz 4 – vor Stadtnachbar FC St. Pauli. Wie Trainer Tim Walter den klaren Sieg einordnete.

Sonny Kittel grinste cool, klatschte dann mit seinen Mitspielern ab, als Schiedsrichter Robert Kampka am Sonnabendnachmittag abpfiff. Der Spielmacher des HSV war einer der überragenden Akteure beim ungefährdeten 4:0 (2:0)-Erfolg beim FC Ingolstadt. Durch den Sieg zog der HSV an Stadtnachbar FC St. Pauli vorbei, der am Freitagabend einen späten 1:1-Ausgleich gegen den 1. FC Nürnberg hinnehmen musste.

Für wenige Stunden sprang der HSV auf Relegationsplatz 3 – bis Aufstiegskandidat Darmstadt 98 mit einem 6:0 Sieg gegen Erzgebirge Aue am Hamburger SV und Werder Bremen vorbei auf Platz zwei kletterte. Der HSV hat nun als Vierter zwei Spieltage vor Saisonende drei Punkte Rückstand auf Darmstadt und Werder auf dem Relegationsrang (beide 57 Punkte).

Trainer Tim Walter beorderte im Audi-Sportpark fast die gleiche Startelf wie zuletzt beim 4:2-Sieg in Regensburg auf das Feld, einzig Mikkel Kaufmann musste in der Offensive Platz für Kittel machen. "Sonny ist ein Freigeist. Am besten ist er da, wo er für den Gegner gefährlich ist. Er hat eine überragende Runde gespielt, ist unser bester Scorer. Das ist der Grund, warum er auf dem Platz steht", sagte Walter vor dem Spiel. Auch der unter der Woche erkältete Stürmer Robert Glatzel wurde rechtzeitig fit.

HSV schlägt Absteiger Ingolstadt souverän

Die HSV-Fans hatten vor dem Spiel eine Choreographie vorbereitet.
Die HSV-Fans hatten vor dem Spiel eine Choreographie vorbereitet. © Witters | Unbekannt

"It ain't over, till it's over", stand vor dem Spiel unmissverständlich auf dem Banner des HSV-Fanblocks. Es ist nicht vorbei, bis es vorbei ist. Oder mit anderen Worten: Noch ist der Aufstieg möglich. Tatsächlich begann der HSV dominant, auch unter den etwa 8500 Fans im Audi-Sportpark machten sich vor allem die rund 2000 mitgereistenHamburger Anhänger bemerkbar. Jonas Meffert und Mario Vuskovic prüften FCI-Keeper Dejan Stojanovic früh aus der Distanz (13. Minute). Stürmer Glatzel, dem Trainer Walter vor dem Spiel einen "vollen Kraftzustand" bescheinigte, vergab wenig später eine hundertprozentige Torchance kläglich (14.)

Mitte der ersten Halbzeit durften die HSV-Fans dann zum ersten Mal jubeln, als Kittel einen abgeprallten Schuss von Anssi Suhonen zur 1:0-Führung einköpfte (27.). Rund zwei Minuten später war es Kapitän Sebastian Schonlau, der nach einer Flanke ebenfalls per Kopf zum 2:0 erhöhte (29.). Ingolstadt wirkte defensiv mitunter überfordert, hatte vorne aber durchaus Chancen auf den Anschlusstreffer. Einen Schuss von Florian Pick parierte HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes glänzend (34.). 70 Prozent Ballbesitz zur Pause sprachen aber eine klare Sprache für einen grundsätzlich starken HSV-Auftritt. "Wir sind sehr facettenreich, versuchen unsere Tore auf verschiedene Art und Weise zu erzielen", sagte Walter nach dem Spiel. "Das war eine richtig gute Spielanlage."

Dietmar Beiersdorfer glaubt an Aufstiegschance des HSV

"Sie haben wirklich noch eine Chance, den Relegationsplatz zu erreichen oder im besten Fall direkt aufzusteigen", hatte Ex-HSV-Boss Dietmar Beiersdorfer, der mittlerweile in Ingolstadt als Sport-Geschäftsführer tätig ist, vor dem Spiel gesagt. "Man kann sich den HSV auf Sicht nur in der Ersten Liga vorstellen. Es haben aber viele traditionsreiche Vereine feststellen müssen, dass es auch eine Liga darunter einen echten Wettkampf gibt", sagte Beiersdorfer.

Dass sein FCI diesem Wettkampf am Sonnabend nicht gewachsen war, wurde danach aber auch deutlich. Ähnlich luftig wie im Ingolstadter Fanblock ging es zeitweise in der Abwehr der Hausherren zu, sodass Glatzel in der 57. Minute nach schöner Kittel-Flanke auf 3:0 erhöhen konnte. Zum dritten Mal klingelte es per Kopf, die Hamburger hatten eindeutig Lufthoheit.

Ingolstadt ergab sich seinem Schicksal

Das Spiel war längst entschieden, Ingolstadt ergab sich weitestgehend seinem Schicksal, der HSV ließ den Ball laufen. Nur weil Flankengeber Kittel in der 73. Minute im Abseits stand, zählte das 4:0 des eingewechselten Josha Vagnoman nicht. Das erzielte in der 81. Minute dann der ebenfalls eingewechselte Mikkel Kaufmann. Es war das erste Pflichtspieltor des häufig unglücklich agierenden dänischen Leihspielers für den HSV.

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Die wenigen Chancen, die Ingolstadt dennoch hatte, vergaben die Gastgeber kläglich. Selbst in den Schlussminuten drückten die Hamburger weiter auf das fünfte Tor, um das ohnehin gute Torverhältnis noch weiter auszubauen. Doch auch mit dem 4:0 konnte der HSV zufrieden den Heimweg antreten. "Wir belohnen uns für das, was wir machen", freute sich Walter. "Die Jungs haben eine geile Energie. Mit den Zuschauern kann richtig etwas zusammenwachsen."

  • HSV: Heuer Fernandes – Heyer, Vuskovic, Schonlau, Muheim – Reis (82. Alidou), Meffert (77. David) – Jatta (46. Vagnoman), Suhonen (65. Wintzheimer) – Kittel – Glatzel (65. Kaufmann).