Hamburg. Die Anzeichen verdichten sich, dass der HSV sein Führungspersonal komplett tauscht. Die interne Kritik an Walters Taktik nimmt zu.

Am Donnerstagnachmittag wurde HSV-Trainer Tim Walter in die Mangel gekommen. Und zwar so richtig. Auf der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel seiner Mannschaft in Ingolstadt (Sa, 13.30Uhr/Sky) waren es allerdings nicht die Journalisten, die den Coach ins Schwitzen brachten, sondern die Kinderreporter vom Zukunftstag. Warum seine Mannschaft so viele kurze Ecken spielt, wollte ein Kind im Presseraum des HSV wissen.

Ein anderes fragte, ob Stürmer Robert Glatzel auch bei einem Nicht-Aufstieg zu halten sei (Antwort: „Natürlich!“). Und ein Junge wollte es in Sachen Taktik ganz genau wissen: „Moin Tim“, sagte der Schüler, „warum spielen Sie hinten raus immer kurz?“ Eine Frage, die auch innerhalb des Vereins zuletzt oft gestellt wurde. „Wir sind sehr variabel“, antwortete Walter. „Wir probieren vieles. Meine Jungs sind sehr, sehr mutig. Wir haben einen Plan 1a, aber auch einen Plan 1b oder 1c. Eine Ausgewogenheit ist sehr, sehr wichtig.“

Walters HSV-Taktik wird intern kritisiert

Frage und Antwort waren auch deswegen so spannend, weil die gleiche Thematik auch innerhalb der HSV-Führung zuletzt heiß diskutiert wurde. Besonders die Anfangsphasen gegen den SC Freiburg (1:3) und gegen Jahn Regensburg (4:2) sorgten intern für Gesprächsstoff.

Der Vorwurf: Das HSV-Spiel sei zu risikoreich, ohne dass es im Erfolgsfall einen Mehrwert gebe. So machte innerhalb des Clubs eine Statistik die Runde, laut der die Hamburger den ineffektivsten Spielaufbau aller Mannschaften (in Bezug auf das Überspielen von Gegnern) in der Zweiten Liga hätten. Walters Konter: „Wir haben die beste Abwehr – und haben auch sehr viele Tore geschossen.“

HSV steht vor großem Umbruch

Der HSV-Trainer hat einerseits recht. Andererseits liegt seine Mannschaft vor den letzten drei Saisonspielen noch immer drei Punkte hinter dem Tabellendritten Darmstadt 98. Mit Sportvorstand Jonas Boldt, der mit Walter und Teammanager Lennart Coerdt am Sonntag beim Eishockey-Play-off-Spiel von Red Bull München gegen die Grizzlys Wolfsburg (3:0) im Olympia-Eisportzentrum in München vorbeischaute, hat der HSV-Trainer trotz allem noch immer einen starken Fürsprecher an seiner Seite. Allerdings: Auch die HSV-Zukunft des Hauptverantwortlichen im Sport scheint in diesen Tagen sehr ungewiss.

Wie bislang in jedem Zweitligajahr wird sich auch nach dieser Saison die Frage aller Fragen stellen: Wie geht es weiter? Nach Abendblatt-Informationen verdichten sich die Anzeichen, dass es zum vierten Mal in Folge einen größeren Umbruch geben könnte. Anders als sonst aber nicht in Bezug auf die Mannschaft. So haben Sportdirektor Michael Mutzel und Boldt zuletzt eine Reihe von Verträgen (Moritz Heyer, Anssi Suhonen, Daniel Heuer Fernandes, Maximilian Rohr) verlängert, zudem die talentierten Leihspieler Mario Vuskovic und Miro Muheim fest verpflichtet.

Boldt, Walter und Hrubesch vor HSV-Aus?

Die Abgänge der enttäuschenden Manuel Wintzheimer, Mikkel Kaufmann, Jan Gyamerah und Giorgi Chakvetadze stehen so gut wie fest. Der Wechsel Faride Alidous nach Frankfurt wurde bereits verkündet. Von den verliehenen Profis (Robin Meißner, Aaron Opoku, Xavier Amaechi und Ogechika Heil) wird keinem ein HSV-Durchbruch zugetraut. Ligaunabhängig sollen nun zwei offensive Flügel und ein weiterer Stürmer verpflichtet werden.

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Bevor aber die Planungen rund um das Team intensiviert werden, muss geklärt werden, wie es für die Verantwortlichen weitergeht. Boldt und Walter stehen intern auf dem Prüfstand, aber auch Mutzels Zukunft beim HSV ist offen. Sollte Boldt gehen, würde wohl auch Nachwuchschef Horst Hrubesch folgen. „Was passiert, wenn der HSV nicht aufsteigt“, fragte am Donnerstag ein Kind. „Ich bin durch und durch HSVer“, antwortete Walter. Doch auch am Zukunftstag gab es trotz vieler Fragen und Antworten nur eine echte Erkenntnis: Die Zukunft beim HSV bleibt offen.