Hamburg. Nach der Pleite im ersten Heimspiel erhöht der Trainer den Druck auf den Aufsichtsrat, der zuvor einen Ausgabenstopp verhängt hatte.

Bakery Jatta lief an der Seite von Elijah Krahn im Hintergrund von Tim Walter, als der Trainer des HSV am Montagmittag gerade über den Gesundheitszustand des Gambiers sprach. Jatta bewegte sich rund zwei Monate nach seiner schweren Muskelverletzung im Oberschenkel schon wieder rund. Doch bis der schnellste Spieler des HSV wieder die Außenbahn rauf und runter läuft, werden noch ein paar Wochen vergehen. „Bei Baka dauert es noch, bis er zurückkehrt. Die Muskelkraft, die messbar ist, ist nach der schweren Verletzung bei ihm noch nicht wieder zurück“, sagte Walter am Tag nach der 0:1-Niederlage gegen Hansa Rostock.

Die vor allem in der zweiten Halbzeit schwache Leistung der Hamburger im ersten Heimspiel der Saison hatte am Sonntag einige Fragen aufgeworfen. Vor allem die Frage nach dem fehlenden Tempo auf den Außenbahnen. Ein Thema, das den HSV bereits seit einigen Monaten beschäftigt. Gegen Rostock wurde mal wieder deutlich, warum Jatta in den vergangenen Jahren trotz aller Kritik unter jedem Trainer gespielt hat: weil er Fähigkeiten mitbringt, die kein anderer Spieler im HSV-Kader hat. Seine Geschwindigkeit und die Unberechenbarkeit in seinen Aktionen vermisst Walter schmerzhaft.

HSV News: "Wollen uns nicht nur auf Bobby verlassen"

Mit Eintracht Braunschweig und Rostock trafen die Hamburger in den ersten zwei Spielen auf zwei Mannschaften, die erwartbar defensiv eingestellt waren und sich tief positionierten. In beiden Spielen war zu beobachten, dass der HSV sich trotz der Verpflichtungen von Laszlo Bénes und Ransford Königsdörffer sowie der Verbleibe von Sonny Kittel und Robert Glatzel schwertut, Chancen zu erspielen. Insbesondere gegen Gegner, die dem HSV bewusst das Spiel überlassen.

„Es geht dann darum, Lösungen zu finden und eiskalt zuzuschlagen. Das haben wir nicht gemacht. Wenn Bobby das Tor macht, ist alles in bester Ordnung. Wir wollen uns aber nicht nur auf ihn verlassen. Es müssen auch andere Tore schießen“, sagte Walter über die Abhängigkeit von Toptorjäger Robert Glatzel, der gegen Rostock kurz vor Schluss die große Chance zur Führung vergeben hatte.

Aufsichtsrat verhängte Ausgabenstopp

Der Trainer drückte am Montag nun seinen Wunsch nach weiteren Neuzugängen ungewohnt deutlich aus. „Ich habe ja gesagt, dass Jonas Boldt, Claus Costa und ich ständig im Austausch sind, aber es geht jetzt auch darum, Gelder zu generieren, um noch Qualität zu haben“, sagte Walter, der zusammen mit Sportvorstand Boldt und Chefscout Costa damit eine klare Botschaft an den Aufsichtsrat sendet.

Der hatte zuletzt aufgrund der angespannten Finanzlage einen Ausgabenstopp verhängt, der vor allem für Transfers gilt. Rechnet man die gezogenen Kaufoptionen bei Mario Vuskovic (3 Millionen Euro) und Miro Muheim (1,5) dazu, hat der HSV durch die Zahlungen für Bénes (1,8) und Königsdörffer (1,2) sowie der Kosten für die Vertragsverlängerung inklusive Gehaltserhöhung für Glatzel bereits rund acht Millionen Euro für die neue Saison ausgegeben.

„Josha ist schwer zu ersetzen"

Walter aber reicht das nicht. „Wir reden immer vom großen HSV, der doch so viel Qualität hat. Wir haben Qualität, aber wenn diese Spieler ausfallen, wird es schwer“, sagte der 46-Jährige bezogen auf die Verletzungen von Jatta und zuletzt Xavier Amaechi. Der Engländer war der große Gewinner der Vorbereitung und hatte beim Sieg in Braunschweig genau das gezeigt, was Walter vermisst. Doch wegen eines Bänderteilrisses im Sprunggelenk fällt der 21-Jährige rund drei Wochen aus.

Nach dem Verkauf von Josha Vagnoman an den VfB Stuttgart hat der HSV zudem weitere Qualität auf der Außenbahn verloren. „Josha ist mit seiner Wucht und Power schwer zu ersetzen. Er war als Spieler mit seiner Dynamik überragend“, sagte Walter. Moritz Heyer fehlt als Rechtsverteidiger nach vorne die Dynamik, Königsdörffer aktuell noch die Durchschlagskraft. „Ransi muss noch mehr die Tiefe attackieren, mehr zum Abschluss kommen, mehr in die Box ziehen. Da gibt es sicher noch Potenziale“, sagte Walter.

Ogechika Heil kam beim Gegentor nicht hinterher

Gegen Rostock brachte der Trainer in der Schlussphase Ogechika Heil auf dem rechten Flügel. Der 21-Jährige machte seine Sache gut, kam aber beim Gegentor nicht mehr hinterher. Aaron Opoku dagegen kam erneut gar nicht zum Einsatz. Der 23-Jährige hat nach seiner Rückkehr aus Osnabrück unter Walter einen schweren Stand. „Aaron könnte es, aber er muss es auch zeigen. Das zeigt er zu wenig. Bei Ogi ist es auffälliger“, sagte Walter. Opoku dürfte das Signal verstanden haben. Der Flügelstürmer gilt ohnehin noch als Verkaufskandidat. Mit Rapid Wien gab es zuletzt einen konkreten Interessenten. Doch die Ablöseforderung des HSV war den Österreichern nach Abendblatt-Informationen bislang zu hoch.

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Aber auch auf der linken Angriffsseite hat der HSV Probleme. Sonny Kittel ist von seiner Bestform aktuell weit entfernt. Sein Kumpel Tim Leibold wäre ein Kandidat, zusammen mit Miro Muheim die linke Seite zu bespielen. Doch Walter will bei Leibold neun Monate nach dessen Kreuzbandriss noch warten. „Leibe muss Geduld aufbringen, er ist noch nicht so weit. Wir müssen aufpassen, dass wir ihn nicht zu früh verheizen, dafür ist er zu wichtig.“

HSV News: Defensive macht keine Sorgen

Zumindest die Defensive bereitet dem HSV aktuell keine Sorgen. Mario Vuskovic hat sich gegen Rostock zwar einen Bänderriss im Daumen zugezogen. Mit einer Orthese will der Kroate aber am Sonnabend im DFB-Pokal in Bayreuth wieder spielen. Probleme haben die Hamburger bis dahin andere zu lösen.