Sotogrande/Benidorm. Für jeweils eine Woche haben sich der HSV und St. Pauli in Spanien auf die Rückrunde vorbereitet. Das Protokoll der Aufstiegsanwärter.
Als die Mannschaft des FC St. Pauli am frühen Sonntagabend mit der Chartermaschine aus Alicante wieder in Hamburg landete, lagen die HSV-Profis schon seit 24 Stunden zu Hause auf dem Sofa. Die Mannschaft von Trainer Tim Walter war bereits am Sonnabend um 12.30 Uhr in Malaga in den Flieger gestiegen. Die beiden Hamburger Profiteams hatten sich jeweils für eine Woche an der spanischen Mittelmeerküste auf die Restrückrunde vorbereitet. Während der HSV bereits am Freitagabend bei Dynamo Dresden (18.30 Uhr) in die letzten 16 Spiele der Saison startet, spielt St. Pauli einen Tag später gegen Erzgebirge Aue (13.30 Uhr).
Das Abendblatt hat die beiden Hamburger Aufstiegsanwärter, die sich in zwölf Tagen im Volksparkstadion zum Stadtderby treffen, in ihre Trainingslager nach Sotogrande (HSV) und Benidorm (St. Pauli) begleitet und protokolliert, in welcher Form und Intensität sich die zwei Clubs vorbereitet haben. Die für beide Mannschaften wichtigste Nachricht: Sowohl der HSV als auch St. Pauli kamen ohne schwere Verletzungen von Leistungsträgern oder Corona-Infektionen zurück. Neben Anssi Suhonen verletzte sich HSV-Talent Felix Paschke (18) schwer im Hüftbereich. Der U-19-Spieler fällt wohl drei bis vier Monate aus.
St. Pauli gewährte den Profis einige freie Tage
Am Sonntag vor einer Woche waren beide Hamburger Teams jeweils mit einem Privatflugzeug angereist, um jegliche Ansteckungsgefahren zu vermeiden. In ihren Teamhotels wurden die Spieler und Mitarbeiter streng abgeschottet. Während der HSV bereits am Abend nach der Ankunft die erste lockere Einheit auf der Anlage des Santa Maria Polo Clubs in Sotogrande bestritt, startete St. Pauli erst am Montagnachmittag mit dem ersten Teamtraining auf dem Platz.
Auffällig: Sowohl HSV-Coach Walter als auch St. Paulis Cheftrainer Timo Schultz setzten auf drei intensive Trainingstage, ehe die Belastung in der zweiten Wochenhälfte deutlich reduziert wurde. St. Paulis Spieler durften zwischenzeitlich sogar einen ganzen Tag frei machen. Viele Profis nutzten die Gelegenheit zum Golf- oder Tennisspielen.
HSV mit sechs Feldspielern weniger als St. Pauli
Insgesamt stand der HSV in den sechs Trainingstagen elf Stunden auf dem Platz. Beim FC St. Pauli war es trotz eines Tages mehr eine Stunde weniger (zehn). Dafür dauerte das Testspiel des Kiezclubs am Sonnabend gegen den belgischen Erstligisten Beerschot VA (2:0) eine halbe Stunde länger als das HSV-Spiel gegen den Karlsruher SC am Freitag in Estepona (3:1). Walter war aber froh, dass er nach der kurzfristigen Absage von NEC Nijmegen überhaupt noch spontan einen Gegner für die Generalprobe gefunden hatte.
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Während Walter im Test gegen den KSC nur 15 Feldspieler einsetzen konnte, waren es beim FC St. Pauli gegen Beerschot 21. Neben Sonny Kittel und Faride Alidou schonte Walter auch Miro Muheim. Von den 22 Feldspielern, die in Sotogrande dabei waren, trainierte Josha Vagnoman ausschließlich individuell. Stephan Ambrosius konnte nach seinem Kreuzbandriss erstmals wieder Teile des Teamtrainings mitmachen, bei Maximilian Rohr waren es nach seiner schweren Muskelverletzung dagegen nur die Lauf- und Aufwärmübungen.
HSV überwachte Training per Drohne
Nicht ganz glücklich war Walter über die Anfahrtswege. Vom Fünfsternehotel S/O Sotogrande brauchte es zu jeder Einheit jeweils 15 Minuten mit dem Bus und wieder zurück. Mit den Trainingsbedingungen in Andalusien war der 46-Jährige ansonsten aber zufrieden. Inhaltlich ging es für den HSV vor allem darum, die Grundprinzipien des Systems zu verfeinern.
Die Idee des Spielens und Gehens und sich im Rücken des Gegners freizulaufen, hat die Mannschaft in verschiedenen Spielformen weiter verinnerlicht. „Unsere Grundphilosophie bleibt immer gleich. Die kleinen Stellschrauben, die wir verändern wollen, die kriegen wir hier gut organisiert“, sagte Co-Trainer Julian Hübner (38) über die Schwerpunkte in Spanien. Hübner und Merlin Polzin (31), der zweite Co-Trainer, organisierten den Aufbau und die Abläufe. Auch eine Drohne kam während der Einheiten mehrfach zum Einsatz.
Walter und Schultz coachen äußerst aktiv
In den taktischen Übungen übernahm aber Walter wie immer das Kommando. Kaum ein HSV-Trainer vor ihm hat in den Einheiten bislang so aktiv gecoacht wie der Badener. Das gilt aber auch für Schultz (44), der seine Assistenten Loic Favé (28) und Fabian Hürzeler (28) zwar eigenständig anleiten lässt, am Ende aber die entscheidenden Hinweise übernimmt. Schultz, so viel wurde in Benidorm deutlich, wird in der Rückrunde an seinen Prinzipien festhalten: An spielerischen Lösungen von hinten heraus, dem Kombinationsspiel und dem schnellen Gegenpressing bei Ballverlusten.
Und auch der trainingsfreie Tag drei Tage vor dem Spiel bleibt erhalten. Während St. Pauli nach dem Trainingsstart am Dienstag also am Mittwoch wieder frei macht, hat der HSV von Dienstag an noch drei Tage Zeit, sich auf Dresden vorzubereiten. Die Grundlage für einen erfolgreichen Start wurde, so viel kann man festhalten, in Spanien gelegt.