Hamburg. Bei der Mitgliederversammlung will Jansen wieder Präsident werden – und Hamburger Persönlichkeiten einbinden.

Allzu viel verraten hat Marcell Jansen noch nicht. Lediglich ein paar Schlagworte beinhaltete die kurze Übersicht seines am Donnerstagabend veröffentlichten Programms „Vereint 2025“, mit dem der 35-Jährige an diesem Sonnabend (11 Uhr / hier im Liveticker) bei der Mitgliederversammlung des HSV e.V. im Volksparkstadion zur Wahl für das Amt des Vereinspräsidenten antritt. Mindestens 51 Prozent der Stimmen braucht Jansen, um nach 2019 in seine zweite Amtszeit zu gehen, nachdem seine erste wegen des Streits mit den Vizepräsidenten Thomas Schulz und Moritz Schaefer mit einem kollektiven Rücktritt endete.

Zusammen mit seinem Team um Bernd Wehmeyer und Michael Papenfuß, die als Vizepräsident sowie als Schatzmeister des e.V. antreten, müssen sich die drei nur gegen den früheren Schatzmeister Ralph Hartmann durchsetzen, der bei der Wahl zum Vizepräsidenten gegen Wehmeyer antritt. Ihre Schwerpunktthemen, die Jansen vorab auf eine Grafik listete: nachhaltiges Handeln, wirtschaftliche Stärkung, Hamburg und der HSV, Mitgliederbindung, Fanerlebnis. Konkret wurde Jansen nicht.

Marcell Jansen plant neuen HSV-Rat

Doch hinter den Kulissen hat der Ex-Profi bereits einen Plan ausgearbeitet, wie er diese Themen künftig vorantreiben will. Die Idee: Mit einer Art Impulsgeberrat will Jansen wichtige politische, wirtschaftliche und kulturelle Entscheidungsträger in die Entwicklung des HSV einbinden. Dabei baut Jansen ein Netzwerk auf, für das er bereits fünf Zusagen erhalten hat.

Zu diesem Expertengremium, mit dem Jansen im Falle seiner Wahl an den Start geht, gehören Online-Marketing-Rockstars-Gründer Philipp Westermeyer, Miniatur-Wunderland-Geschäftsführer Frederik Braun, Hafenchef Jens Meier sowie die frühere Bundesligaspielerin und Gründerin der Nachhaltigkeitsplattform Aware, Lena Schrum. Sie soll gemeinsam mit Horst Hrubesch auch als Expertin für das Thema Frauenfußball als Impulsgeberin für den HSV e.V. zur Verfügung stehen.

Philipp Westermeyer.
Philipp Westermeyer. © Imago / xim.gs | Unbekannt

Jansens Pläne für Expertenrat beim HSV

Was aber hat Jansen mit diesem Expertengremium genau vor? „Wir wollen auf die Expertise von Entscheidern aus der Stadt Hamburg zurückgreifen, die in ihren Fachgebieten den HSV unterstützen können. Wir brauchen starke Köpfe“, sagt Jansen. Konkret geht es vor allem um die Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit.

„Das Ziel ist es, dass wir uns regelmäßig zu Projekten und Themen austauschen. Als Präsidium wollen wir unseren Horizont erweitern und Herausforderungen gemeinsam meistern. Insgesamt sind wir sehr dankbar, dass so ein Kaliber an Hamburger Persönlichkeiten uns unterstützt“, sagt Jansen über den Expertenrat, der dem HSV ehrenamtlich zur Verfügung stehen würde.

Ex-Aufsichtsratschef und -Präsident beim HSV, Jens Meier.
Ex-Aufsichtsratschef und -Präsident beim HSV, Jens Meier. © picture alliance / Christian Charisius / dpa | Unbekannt

OMR-Gründer Westermeyer hatte Jansen schon vor mehreren Jahren kennengelernt. Nun will er dem HSV auch konkret als Berater für den Bereich Digitalisierung und Kommunikation helfen. „Ich finde die gemeinsamen Pläne zur nachhaltigen Ausrichtung des Vereins sehr treffend und habe angeboten, insbesondere in den für mich naheliegenden Bereichen dabei zu unterstützen“, sagte Westermeyer auf Nachfrage.

Was Jansen beim HSV mit Braun vorhat

Während der frühere HSV-Präsident Jens Meier laut eigener Aussage „für die Themen Hafen und internationale Zusammenarbeit zur Verfügung steht“, will Frederik Braun vom Miniatur Wunderland den HSV wieder enger mit der Stadt Hamburg verbinden. „Hamburg und der HSV gehören zusammen wie Uwe Seeler und die Raute. Mir liegt die Stadt am Herzen, mir liegt der HSV am Herzen, daher unterstützen wir gerne“, sagt Braun.

Frederik Braun (r.) neben seinem Bruder Gerrit.
Frederik Braun (r.) neben seinem Bruder Gerrit. © Marcelo Hernandez | Unbekannt

Mit der früheren Bundesligaspielerin Lena Schrum (1. FC Köln, Bayer Leverkusen) holt sich Jansen zudem weitere Verstärkung für die Entwicklung des Bereichs Frauenfußball ins Boot. Die 30-Jährige soll neben ihrer Expertise in nachhaltigen Themen helfen, die HSV-Frauen zurück in die Bundesliga zu bringen. „Wir sind davon überzeugt, dass es einem Präsidium gut zu Gesicht stehen würde, wenn unterschiedliche Impulsgeber an den HSV gebunden werden“, sagt Jansen, der am Sonnabend bei der Mitgliederversammlung neben den Namen auch weitere Inhalte erläutern will.

Lena Schrum im Leverkusener Trikot (Archivbild). Die 30-Jährige rückt in den Aufsichtsrat des HSV.
Lena Schrum im Leverkusener Trikot (Archivbild). © Imago / foto2press | Manfred Heyne

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Jansen steht vor wichtiger HSV-Wahl

Die Mitglieder werden Inhalte einfordern, wenn Jansen sie geschlossen von seiner Wahl überzeugen will. Wie groß sein Zuspruch ausfällt, hängt auch davon ab, wie viele Mitglieder bei der Versammlung erscheinen. Mehr als 1000 dürften es aber kaum werden. Das wären nicht gerade viele, bedenkt man die Tragweite der Wahl. So ist das Präsidium für die Besetzung des Aufsichtsrates der HSV Fußball AG verantwortlich. Dieser bestellt wiederum die Vorstände des HSV. Auf diesem Wege entscheiden die Mitglieder somit auch bei der Frage nach weiteren Anteilsverkäufen der AG.

Der frühere HSV-Präsident Jürgen Hunke hat für die Versammlung am Sonnabend gleich mehrere Anträge zum Thema Anteilsverkäufe eingebracht. So sollen Anteile der HSV Fußball AG erst dann verkauft werden dürfen, wenn der HSV wieder in der Bundesliga spielt. Zudem sollen die Mitglieder zuvor erfahren, um welchen Käufer es sich handelt, ehe sie zustimmen. Und einen Beschluss soll es erst geben, wenn die Höhe des Mindestgebots bekannt ist. Hunke beantragt zudem, eine Kommission zur Neufassung der AG-Satzung einzusetzen.

Wird Jansen neuer HSV-Präsident?

Über eine Kommission wird auch in einem weiteren Antrag abgestimmt. Mitglied Niko Ehling beantragt, dass das Präsidium eine Überprüfung der Rechtsform der HSV AG vornehmen soll. Ebenfalls interessant: Julius Bartel stellt die Einführung eines jährlichen Nachhaltigkeitsberichts zur Abstimmung.

Marcell Jansen hätte in seinem Expertengremium bereits Personen, die sich mit diesem Thema auskennen. Bis dahin wartet nur eine Hürde: 50 Prozent.